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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Autoren: Jennifer Crusie
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»Die Bilder habe ich gekauft, weil ich mich in sie verliebt habe. Und ich…«
    »Nein.« Bestimmt nahm Daisy den Teller mit ihrem Fladenbrot. »Willst du auch Thunfisch? Ich kann es halbieren.«
    »Nein.« Julia seufzte. »Nein, ich muss noch ein paar Klassenarbeiten korrigieren«, sagte sie, schob ihren Stuhl an den Tisch und blickte Daisy teilnahmsvoll an.
    »Du weißt, dass du auf meine Hilfe zählen kannst, falls du sie jemals brauchst.«
    »Danke.« Bemüht, sich auf das Katzenbaby statt auf Julias Angebot zu konzentrieren, setzte Daisy sich an den Tisch. »Wenn dir einfällt, wie man ohne großen Aufwand tausend Dollar verdienen kann, sag mir Bescheid.«
    Julia nickte. »Ich versuche, dran zu denken.« Wieder kreischte das Kätzchen, und Julia trat den Rückzug zur Tür an. »Bring dem Viech bei, den Mund zu halten, ja? Wenn Guthrie mitkriegt, dass du in seiner Wohnung ein Haustier hältst, findet er das bestimmt nicht lustig. Liz kommt nur damit durch, weil sie zu neunundachtzig Prozent eine Zimmerpflanze ist.«
    Als Julia gegangen war, kniete Daisy sich vor den Tisch, um dem Katzenjungen in die Augen zu sehen. »Hör zu. Wir haben uns zwar gerade erst kennengelernt«, begann sie, »aber du kannst mir glauben, du musst essen. Ich weiß, du hattest eine schwere Kindheit, aber die hatte ich auch, und ich esse trotzdem. Außerdem bist du jetzt eine Flattery-Katze. Und wir Flatterys geben nie auf. Friss den Thunfisch, und du kannst bleiben.«
    Daisy nahm ein winziges Stückchen Fisch und hielt es dem Kätzchen unter die Nase. Die Kleine leckte daran, dann nahm sie es vorsichtig ins Maul.
    »Siehst du?« Sanft kraulte Daisy das Tier hinter den Ohren. »Armes Baby. Du bist eine Sturmwaise, wie die kleine Waise Annie. Aber jetzt gehörst du zu mir.«
    Die kleine Waise Annie kämpfte sich weiter aus dem Handtuch hervor und begann erst langsam, dann voller Heißhunger zu fressen. Während Daisy das Katzenjunge beobachtete, strich sie sich ihr widerspenstiges Haar hinter die Ohren. Dann biss sie in ihr Fladenbrot.
    »Du musst hier in Deckung bleiben«, erklärte sie dem Kätzchen. »Ich darf keine Haustiere haben, also müssen wir dich vor dem Vermieter verstecken. Und vor dem Typ von oben: großer, dunkelhaariger Anzugträger. Komplett spaßfreie Zone. Hat ständig bebende Nasenlöcher. Den kannst du gar nicht übersehen. Einmal hat er Liz getreten. Er sieht aus, als würde er kleine Katzen wie dich zum Frühstück verspeisen.«
    Nachdem es den Fisch verputzt hatte, schleckte das Junge sich über den Bauch. Das Fell war schon etwas getrocknet, stand aber immer noch in alle Richtungen ab.
    »Vielleicht bist du ein Omen.« Zärtlich streichelte sie das Kätzchen, das sich nun daranmachte, den Teller blank zu putzen. »Vielleicht wird alles besser. Vielleicht…«
    Wieder begann sie, sich selbst diese Geschichte zu erzählen: das Märchen von ihrem neuen Leben, das sie sich seit vier Jahren aufbaute. Um ihren Traum zu verwirklichen, hatte sie alle Sicherheiten aufgegeben. Da war es ganz normal, dass man erst ein paar schwere Jahre durchstehen musste - vier kam ungefähr hin -, denn ohne Schweiß und Tränen war keine Geschichte eine vernünftige Geschichte. Im nächsten Kapitel würden sich ihre Bilder endlich verkaufen, und vielleicht würde dann auch ihre Karriere als Märchenerzählerin ins Rollen kommen. Ein Prinz wäre auch nicht schlecht. Jemand Großes und Warmherziges, der ihr Gesellschaft leistete. Sieben Monate war es jetzt her, seit Derek ausgezogen war - mit der Stereoanlage, der Arsch -, und so langsam war sie wieder bereit, einem Menschen mit Y-Chromosom zu vertrauen. Sicher nicht, um zu heiraten. Was dieser Teil des Märchens bei Frauen anrichten konnte, hatte sie schon gesehen - am Beispiel ihrer Mutter. Dieser Gedanke deprimierte sie. Aber dann ließ Annie von dem leeren Teller ab und begann, sich das Fell trocken zu schlecken, und diese Tatsache holte Daisy zurück in die Gegenwart.
    Vergiss den Prinzen. Märchen waren schön und gut, aber Prinzen waren keine Märchenhelden, sondern schlicht und ergreifend irreal. Das wusste Daisy, seit sie begriffen hatte, dass die Versprechungen ihrer Mutter bezüglich der Heimkehr ihres Vaters ein viel größeres Märchen waren, als die Gebrüder Grimm es sich jemals hätten ausdenken können. Niemand wird jemals für dich da sein, wenn du ihn brauchst. Du wirst allein geboren, und du stirbst allein, sagte Daisy sich. Vergiss das nie. Und jetzt denk nach, wie du aus
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