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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Autoren: Jennifer Crusie
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einen - für mich.« Voller Neid auf Julias Optimismus stieß Daisy einen Seufzer aus. Natürlich hatte Julia nicht ihren sicheren und soliden Job als Lehrerin an den Nagel gehängt, um Malerin zu werden. Außerdem hatte sie in den letzten vier Jahren nicht von ihren Ersparnissen gelebt, bis nichts mehr davon übrig war. In Daisys Kopf hämmerte es. »Julia, ich glaube, ich kann das nicht mehr. Ich habe es satt, für jede Rechnung meine letzten Cents zusammenzukratzen. Ich habe es satt, meine Bilder an Leute zu verkaufen, die sie nicht verstehen. Und ich habe es satt…« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich habe es so satt, mir ständig Sorgen zu machen.« Denn dort lag der Hase im Pfeffer: Die Unsicherheit hatte sie zermürbt. Immer an der Grenze zur Armut entlangzuschrammen höhlte einen aus wie steter Wassertropfen den Stein.
    »Was willst du also tun?«, fragte Julia. Aber irgendwo war da wieder dieses Geräusch, halb Kreischen, halb Miauen. Statt zu antworten, horchte Daisy konzentriert.
    »Ich schwöre, da hat eine Katze geschrien«, sagte sie zu Julia. »Horch mal! Hörst du etwas?«
    Julia hielt kurz inne, dann schüttelte sie den Kopf. »Mm-mh. Das Wasser kocht gleich. Vielleicht war es das.«
    Während Daisy den Kessel vom Herd nahm, holte Julia zwei Paar zusammengewürfelte Tassen und Untersetzer aus dem Schrank. Ihren Beutel Constant Comment hängte sie in den Peggy- Becher, und Daisys Earl Grey in die leuchtend orangefarbene Tontasse. Daisy goss das heiße Wasser über die Beutel. »Hübsch«, sagte sie, als das Getränk sich langsam verfärbte.
    »Vergiss den hübschen Tee.« Julia ging mit ihrer Tasse zurück zum Tisch. »Du steckst in einer Krise. Du bist pleite und kannst deine Bilder nicht verkaufen. Wie läuft es mit dem Geschichtenerzählen?«
    »Budgetkürzungen.« Daisy setzte sich mit ihrem Teeset ihr gegenüber. »Die meisten Bibliotheken können sich mich nicht leisten. Die Buchläden haben es schwer, und die Schulen kannst du komplett vergessen. Alle sagen, ich wäre sehr beliebt und sie würden so bald wie möglich auf mich zurückkommen, aber bis dahin habe ich Pech.«
    »Okay.« Beim Nachdenken zog Julia die Nase kraus. »Womit hast du sonst noch Geld verdient? Oh, der Schmuck. Was ist mit dem Schmuck?«
    Vor Schuldgefühlen zuckte Daisy zusammen. »Der verkauft sich, aber Howard gibt mir das Geld erst zum Monatsende. Und was er mir noch vom letzten Monat schuldet, hält er zurück. Es ist nicht allzu viel, aber es würde schon helfen.« Sie wusste, dass sie hingehen und das Geld einfordern sollte. Doch der Gedanke an Howard und daran, wie er sie verhöhnen würde, war wenig verlockend. Er ähnelte ihrem Vater so sehr, dass ihr jede Begegnung mit Howard vorkam wie alle beim Vater verbrachten Sommer, komprimiert in zwei Minuten.
    Julia runzelte die Stirn. »Wie viel brauchst du? Um dich über Wasser zu halten, meine ich.«
    »Um die tausend«, antwortete Daisy seufzend. »Die Miete vom letzten Monat, die Miete von diesem und die laufenden Kosten. Damit würde ich hinkommen, bis Howard mich bezahlt, und dann ergibt sich vielleicht irgendetwas Neues.« Das hörte sich ziemlich kläglich an, also holte sie tief Luft und begann erneut. »Die Sache ist, dass ich damals meinen Beruf aufgegeben habe, um zu malen. Aber jetzt verschwende ich die meiste Zeit damit, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, anstatt mich aufs Malen zu konzentrieren. Ich dachte, bis jetzt hätte ich längst eine Ausstellung, aber keiner versteht, was ich mache. Und obwohl ich beinahe genug Bilder dafür zusammenhätte, bin ich unsicher, ob sie überhaupt das Richtige für mich sind.«
    Julia nippte an ihrem Tee. »Autsch, heiß. Du musst erst pusten. Was soll das heißen, du weiß nicht, ob sie das Richtige für dich sind? Ich liebe deine Bilder mit den vielen Details!«
    »Genau das meine ich.« Um sich näher zu ihrer Freundin hinüberbeugen zu können, schob Daisy ihren Tee beiseite. »Mir gefallen die Details ja auch, aber ich bin durch damit. Ich finde, ich sollte mich mehr anstrengen und Dinge versuchen, die schwieriger für mich sind. Aber das kann ich mir nicht leisten. Im Moment bin ich für meine naiven Bilder bekannt, da kann ich nicht plötzlich zur abstrakten Expressionistin werden.«
    Erschreckt verzog Julia das Gesicht. »Das willst du also?«
    »Nein.« Bei dem Versuch, sich die Bilder vorzustellen, die sie malen wollte, schloss Daisy die Augen. Es waren Gemälde, bei denen die Emotionen nicht in den
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