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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier
Autoren: Brown Sandra
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Atmosphäre schwebenden Virus, der nur Stunden nach dem Einatmen menschliche Organe zu einer schwarzen, öligen Pampe zersetzte.
    Während er sich in die Passage über die ahnungslose, zum Tode verurteilte Pariser Hure vertiefte, zupfte er an dem Ungetüm auf seiner Wange herum, allen mütterlichen Ermahnungen, den Pickel in Frieden zu lassen, zum Trotz. »Davon wird er nur noch größer, Malcomb. Solange du nicht daran rumspielst, fällt er gar nicht weiter auf.«
    Na sicher. »Auffallen« war gar kein Ausdruck. Der Eiterhöcker war der neueste Gipfel in der nie zur Ruhe kommenden, knubbelig-roten Kraterlandschaft, die sein Gesicht überzog. Die schwere, narbige Akne hatte Malcomb in der Pubertät befallen und trotzte
seit nunmehr fünfzehn Jahren sämtlichen Behandlungsversuchen, egal ob äußerlich oder innerlich, mit verschreibungspflichtigen Medikamenten oder Hausmitteln.
    Seine Mutter führte seine schlechte Haut auf mangelhafte Ernährung, mangelnde Sauberkeit und mangelnden Schlaf zurück. Mehr als einmal hatte sie angedeutet, dass auch Onanie Akne erregen könnte. Aber ganz egal, welche Hypothese sie gerade vertrat, das Fazit lautete unweigerlich, dass Malcomb irgendwie selbst schuld daran war.
    Der frustrierte Dermatologe, der ihn heroisch, aber erfolglos behandelte, hatte andere, doch mindestens ebenso zahlreiche Theorien entwickelt, warum Malcomb mit der Gesichtstopografie einer Gruselmaske geschlagen war. Allgemeines Fazit: Es war unerklärlich.
    Als würde die Akne nicht ausreichen, um sein Selbstwertgefühl auf Gullyhöhe zu drücken, war Malcombs Körperbau ebenso unvorteilhaft. Er war dünn wie ein Bleistift. Jedes Supermodel, das dafür bezahlt wurde, unterernährt auszusehen, musste ihn um seinen Stoffwechsel beneiden, den eine tiefe Abneigung gegen alle Kalorien auszuzeichnen schien.
    All das wurde von einer weiteren genetischen Heimsuchung gekrönt – seinem struppigen, karottenroten Haar. Der feurige Busch auf seinem Haupt hatte die Dichte und Beschaffenheit von Stahlwolle und war der Grund dafür, dass seine Kindheit schon vor dem Einsetzen der Akne ein einziger Albtraum gewesen war.
    Malcolmbs eigenwillige Erscheinung und seine daraus resultierende Schüchternheit hatten ihn sich stets als Außenseiter fühlen lassen.
    Außer bei der Arbeit. Er arbeitete nachts. Und allein. Dunkelheit und Einsamkeit waren seine beiden besten Freunde. Die Dunkelheit tönte seine grellen Farben auf ein erträgliches Maß ab und half, die Akne zu verbergen. Die Einsamkeit war ein wesentliches Merkmal eines Jobs als Nachtwächter.
    Natürlich war seine Mutter ganz und gar nicht begeistert über
seine Berufswahl. Ständig nörgelte sie an ihm herum, drängte ihn, sich einen neuen Job zu suchen. »Jede Nacht ganz allein da draußen«, sagte sie oft, um dann unter leisem Ts-ts den Kopf zu schütteln. »Wie willst du denn jemals ein Mädchen kennen lernen, wenn du immer allein bist?«
    O Mann, Mutter. Genau das ist der Witz dabei. So lautete Malcolmbs Standard-Antwort – die er allerdings nie laut auszusprechen wagte.
    Die Arbeit in der Nachtschicht bedeutete, dass er nur selten ein Gespräch führen musste, bei dem sich sein Gegenüber alle Mühe gab, ihn nicht anzustarren. Und die Nachtarbeit erlaubte es ihm, den größten Teil des Tageslichtes zu verschlafen, das seinen Schopf zum Leuchten brachte wie einen fluoreszierenden Textmarker. Er fürchtete die zwei Nächte in der Woche, an denen er frei hatte, und die Tiraden seiner Mutter, dass er selbst sein schlimmster Feind sei, über sich ergehen lassen musste. Wobei das wiederkehrende Leitmotiv ihrer Predigten lautete, dass er viel mehr Freunde haben könnte, wenn er nur etwas offener gegenüber anderen Menschen wäre.
    Â»Du hast so viel zu geben, Malcomb. Warum gehst du nie aus wie die anderen jungen Leute? Wenn du ein bisschen freundlicher wärst, könntest du vielleicht sogar eine nette junge Dame kennen lernen.«
    Na sicher.
    Mutter schimpfte ihn immer, weil er Sciencefiction las, aber wenn einer in einer Traumwelt lebte, dann doch wohl sie .
    Im General Hospital hatte er den Posten am Ärzteparkplatz inne. Die anderen Nachtwächter drückten sich so gut wie möglich um den Dienst dort draußen, aber Malcomb war das nur recht. Nachts war kaum was los. Erst in den frühen Morgenstunden, wenn
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