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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier
Autoren: Brown Sandra
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hatte. Sie schälten und schmausten schweigend und teilten sich dabei ein Glas Cocktailsoße als Dip. Oren achtete streng darauf, dass nichts von der rosafarbenen Meerrettichtunke an seinen blütenweißen Manschetten hängen blieb. Wick schlürfte und leckte sich die Finger, wohl wissend, dass er mit seinen miserablen Tischmanieren seinen peniblen Freund in den Wahnsinn trieb.
    Die Schalen häuften sie auf der alten Zeitung, die Wick über den Tisch gebreitet hatte, nicht um dessen hoffnungslos verkratzte Oberfläche zu schonen, sondern um das Saubermachen
zu erleichtern. Der Deckenventilator brachte die Ecken ihrer provisorischen Tischdecke zum Flattern und quirlte das würzige Aroma der Shrimp-Bouillon in die schwüle Küstenluft.
    Nach längerem Schweigen bemerkte Oren: »Ziemlich gut.«
    Wick zuckte mit den Achseln. »Kinderleicht zu machen.«
    Â»Sind die Shrimps von hier?«
    Â»Ich kaufe sie frisch vom Schiff. Der Fischer gibt mir Rabatt.«
    Â»Anständig von ihm.«
    Â»Von wegen. Wir haben ein Abkommen.«
    Â»Und was musst du dafür tun?«
    Â»Mich von seiner Schwester fern halten.«
    Wick lutschte einen weiteren dicken Shrimp aus und warf die Schale auf den wachsenden Haufen. Er grinste Oren an, während sein Freund offensichtlich zu entscheiden versuchte, ob er damit die Wahrheit gesagt hatte oder nicht. Wick war berühmt dafür, andere auf den Arm zu nehmen, und nicht einmal sein bester Freund konnte immer zielsicher Dichtung und Wahrheit voneinander unterscheiden.
    Wick riss ein Papier von der Rolle und wischte sich Hände und Mund damit ab. »Mehr fällt dir nicht ein, Oren? Die Shrimpspreise? Nur deshalb hast du die lange Fahrt auf dich genommen?«
    Oren wich seinem Blick aus und stieß leise hinter vorgehaltener Hand auf. »Komm, ich helfe dir beim Saubermachen.«
    Â»Vergiss es. Und nimm dein Bier mit.«
    Ein schmutziger Tisch fiel nicht weiter auf in Wicks Haus – das man kaum als solches bezeichnen konnte. Eigentlich war es eine windschiefe Hütte mit drei Räumen, die aussah, als würde sie der nächsten Brise vom Golf mit Windgeschwindigkeiten über fünf Knoten zum Opfer fallen. Sie bot Schutz vor den Elementen  – notdürftig. Das Dach leckte bei Regen. Die Klimaanlage war ins Fenster eingebaut und so schwachbrüstig, dass Wick sie so gut wie nie einschaltete. Die Miete für dieses Loch war wöchentlich fällig, und zwar im Voraus. Bislang hatte er dem Vermieter dieses Lochs einundsechzig Schecks ausgeschrieben.

    Die Fliegentür quietschte in den rostigen Angeln, als sie hinaustraten auf die hintere Veranda, ihr ungehobelter Holzboden war gerade breit genug für zwei eiserne Gartenmöbel aus den fünfziger Jahren. Die salzhaltige Luft hatte schon mehrere Lackschichten durchfressen, zuletzt ein kränklich wirkendes Erbsmusgrün. Wick setzte sich in die Hollywoodschaukel. Oren betrachtete misstrauisch die rostige Sitzfläche des Lehnstuhls daneben.
    Â»Er beißt nicht«, versprach Wick. »Du könntest dir Flecken auf deiner Anzughose holen, aber ich verspreche dir, die Aussicht ist die Reinigungskosten wert.«
    Oren ließ sich zögerlich nieder, und ein paar Minuten später wurde Wicks Versprechen erfüllt. Im Westen überzog sich der Himmel mit einer grellen Streifenorgie in Blutrot und Knallorange. Die dunkellila Gewitterwolken am Horizont sahen aus wie eine Kette goldgerahmter Hügel.
    Â»Das ist doch was, oder?«, fragte Wick. »Und jetzt sag du mir, wer hier verrückt ist.«
    Â»Ich habe nie behauptet, dass du verrückt bist, Wick.«
    Â»Nur ein bisschen durchgeknallt, weil ich alles stehen und liegen lassen hab, um mich hier niederzulassen.«
    Â»Nicht einmal durchgeknallt. Verantwortungslos vielleicht.«
    Wicks lockeres Lächeln gefror.
    Oren bemerkte das und sagte: »Du kannst ruhig sauer werden. Mir egal. Irgendwer muss es dir ja mal sagen.«
    Â»Na schön. Vielen Dank auch. Jetzt hast du’s gesagt. Wie geht’s Grace und den Mädchen?«
    Â»Steph ist jetzt Cheerleader. Laura hat ihre Tage gekriegt.«
    Â»Soll ich gratulieren oder mein Beileid aussprechen?«
    Â»Wofür?«
    Â»Beides.«
    Oren lächelte. »Ich nehme beides. Grace hat gesagt, ich soll dich von ihr küssen.« Nach einem kurzen Blick auf Wicks Stoppelkinn ergänzte er: »Wenn’s dir nichts ausmacht, verzichte
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