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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier
Autoren: Brown Sandra
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allmählich die Ärzte eintrudelten, kam sozusagen ein bisschen Leben in die Bude. Aber die meisten Ärzte waren noch gar nicht da, wenn er sich um sieben Uhr morgens ausstempelte.
    Da heute aber Freitagabend war, standen mehr Autos auf dem
Parkplatz als unter der Woche. Am Wochenende herrschte immer Hochbetrieb in der Notaufnahme, und ständig kamen und fuhren neue Ärzte. Erst vor ein paar Minuten war Dr. Howell vorgefahren und hatte mit der Fernbedienung, die er an seiner Sonnenblende festgeklemmt hatte, die Schranke hochgefahren.
    Dr. Howell war okay. Er schaute nie durch Malcomb hindurch, als würde er gar nicht existieren, und manchmal winkte er sogar, wenn er am Wachhäuschen vorbeifuhr. Howell machte auch keinen Aufstand, wenn die Schranke mal nicht funktionierte und Malcomb sie von Hand hochkurbeln musste. Dr. Howell schien ganz in Ordnung zu sein, überhaupt nicht hochnäsig. Nicht wie ein paar von diesen aufgeblasenen reichen Arschlöchern, die mit den Fingern auf die gepolsterten Lenkräder trommelten, wenn sie mal auf die Schranke warten mussten, und dann mit Volldampf an ihm vorbeirasten, als müssten sie ganz dringend irgendwohin und etwas entsetzlich Wichtiges erledigen.
    Malcomb las die erste Seite des vierten Kapitels. Wie zu erwarten, schied die Pariser Nutte mitten während des Koitus aus dem Leben. Sie starb unter qualvollen Verrenkungen und grotesken Kotzattacken, aber Malcomb bedauerte vor allem ihren glücklosen Freier. Wenn das kein Schuss in den Ofen war!
    Er legte das Buch mit dem Gesicht nach unten auf seinen Tisch, richtete sich auf, streckte den Rücken durch und suchte eine angenehmere Sitzposition. Dabei fiel sein Blick auf sein Spiegelbild im Fenster. Der Pickel wuchs von Sekunde zu Sekunde. Schon jetzt war er ein wahrer Eitervulkan. Angeekelt richtete Malcomb den Blick auf den Parkplatz dahinter.
    An strategischen Punkten waren Quecksilberdampflampen aufgestellt, die das Gelände gleichmäßig erhellten. Nur unter den künstlich aufgeschütteten Hügeln rundum war es dunkel. Nichts hatte sich verändert, seit Malcomb das letzte Mal hinausgeschaut hatte, bis auf Dr. Howells neu hinzugekommenen silbernen BMW – dritte Reihe, zweiter Wagen. Er konnte das glänzende Dach erkennen. Dr. Howell pflegte seinen Wagen mit Liebe. Malcomb
würde es genauso machen, wenn er sich so eine Kiste leisten könnte.
    Er versenkte sich wieder in seinen Roman, hatte aber erst ein paar Absätze gelesen, als ihm etwas Seltsames auffiel. Wieder schaute er zu Dr. Howells BMW hinüber. Seine hellen Brauen zogen sich verunsichert zusammen. Wieso hatte er Dr. Howell nicht bemerkt, als der Doktor an seinem Häuschen vorbeigekommen war?
    Um den Fußweg zu erreichen, der zum nächstgelegenen Angestellteneingang führte, musste man direkt am Wachhäuschen vorbei. Es war Malcomb in Fleisch und Blut übergegangen, jeden zu registrieren, der vorbeikam, ob er nun ins Krankenhaus wollte oder zu seinem Auto zurückging. In beiden Fällen war das Ereignis zeitlich mit einem zweiten gekoppelt. Entweder verließ jemand das Krankenhaus und fuhr gleich darauf mit dem Auto weg, oder jemand fuhr auf den Parkplatz und kam auf dem Weg zum Krankenhaus an seinem Fenster vorbei. Unterbewusst behielt Malcomb immer den Überblick.
    Neugierig kennzeichnete er die Seite in seinem Buch und legte es unter die Theke neben das Lunchpaket, das ihm seine Mutter gepackt hatte. Dann zog er den Schirm seiner Uniformmütze tiefer. Wenn er schon mit jemandem reden musste, wollte er demjenigen zumindest den Anblick seines unansehnlichen Gesichtes nicht mehr als unvermeidlich zumuten, selbst wenn der Gesprächspartner so locker war wie Dr. Howell. Der Mützenschirm warf einen zusätzlichen, schützenden Schatten.
    Als er aus dem klimatisierten Häuschen trat, merkte er, dass die Außentemperatur seit seinem letzten Rundgang nicht spürbar gesunken war. August in Texas. Mittagshitze im Morgengrauen. Die vom Asphalt aufsteigende Wärme strahlte durch die Gummisohlen seiner Schuhe, auf denen er praktisch lautlos erst an der ersten und dann an der zweiten Autoreihe vorbeiging. Am Ende der dritten Reihe blieb er stehen.
    Zum ersten Mal, seit er diesen Job vor fünf Jahren angetreten
hatte, spürte er ein nervöses Kribbeln. Bis jetzt war in seiner Schicht noch nie irgendetwas Aufregendes passiert. Vor ein paar Monaten hatte ein Kollege im
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