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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin
Autoren: Der Uebergang
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Dieselöl, wie Greer es gesagt hat. Wir
haben welches abgezapft und in den Humvee geschüttet, bevor wir uns für die
Nacht eingeschlossen haben. Es gibt keine Schlafgelegenheiten, nur den harten
Zementboden, aber wir sind jetzt so nah bei Albuquerque, dass niemand im Freien
schlafen möchte.
     
    Seltsam und schön, mit einem Baby in einem Raum
zu schlafen und die kleinen Geräusche zu hören, die es macht, selbst wenn es
schläft. Ich habe Hollis die Neuigkeit noch nicht erzählt; ich will erst sicher
sein. Halb glaube ich, er weiß es schon. Wie kann er es nicht wissen? Es steht
mir sicher ins Gesicht geschrieben. Immer wenn ich daran denke, kann ich nicht
aufhören zu lächeln. Heute Abend habe ich Maus dabei ertappt, wie sie mich
anstarrte, als wir den Sprit zum Wagen brachten. Was ist?, habe ich gefragt.
Was starrst du so? Und sie hat gesagt: Nur so. Aber wenn du was brauchst, sagst
du es mir, ja, Sara? Ich habe so unschuldig wie möglich geguckt, und das war
nicht einfach. Nein, habe ich gesagt, was redest du denn da, und sie hat gelacht
und gesagt, na okay, mir soll's recht sein.
     
    Ich weiß nicht, warum ich das denke, aber wenn
es ein Junge ist, will ich ihn Joe nennen, und wenn es ein Mädchen ist, soll
sie Kate heißen. Nach meinen Eltern. Seltsam, aber wenn man über etwas
glücklich ist, kann einen das genauso traurig über etwas anderes machen.
     
    Wir denken alle an die andern, und wir hoffen,
es geht ihnen gut.
     
    Tag 270
    Heute Morgen lauter Fußspuren rings um den
Humvee. Sieht aus, als wären es drei gewesen. Wieso sie nicht versucht haben,
in den Bunker einzudringen, ist uns ein Rätsel. Sie haben uns sicher gewittert.
Hoffentlich haben wir noch genug Zeit, uns zu verbarrikadieren, wenn wir heute
nach Soccoro kommen.
     
    Tag 270 (noch einmal)
    Soccoro. Hollis ist ziemlich sicher, dass die
Bunker Teil einer alten Gas-Pipeline sind. Wir haben für die Nacht alles dicht
gemacht. Jetzt warten wir [unleserlich]
     
    Tag 271
    Sie waren wieder da. Mehr als drei, viel mehr.
Wir haben die ganze Nacht gehört, wie sie an den Wänden des Bunkers gescharrt
haben. Heute Morgen überall Spuren, zu viele, um sie zu zählen. Die Frontscheibe
des Humvee war eingeschlagen und fast alle Seitenfenster. Was wir im Wagen
gelassen hatten, war überall auf dem Boden verstreut, zerschlagen und zerfetzt.
Ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie versuchen, in einen der
Bunker einzudringen. Ob die Riegel an den Türen dann halten? Coleb schreit die
halbe Nacht, egal, was Maus mit ihm anstellt. Wo wir sind, ist kein Geheimnis.
Was mag sie hindern?
     
    Jetzt ist es ein Wettrennen. Das wissen alle.
Heute fahren wir quer durch das Raketentestgelände White Sands zu dem Bunker in
Carrizozo. Ich möchte es Hollis erzählen, aber ich tue es nicht. Ich kann es
einfach nicht, nicht so. Ich werde warten, bis wir in der Garnison sind. Das
soll uns Glück bringen.
     
    Ob das Baby weiß, wie viel Angst ich habe?
     
    Tag 272
    Heute Nacht keine Sichtung. Alle sind
erleichtert. Hoffentlich haben wir sie abgehängt.
     
    Tag 273
    Der letzte Bunker vor Roswell. Ein Ort namens
Hondo. Ich fürchte, das wird mein letzter Eintrag werden. Den ganzen Tag über
sind sie uns gefolgt, im Schutz der Bäume. Wir hören sie draußen, und dabei
wird es gerade erst Abend. Caleb will einfach nicht still sein. Maus hält ihn
nur noch auf dem Arm, und er schreit und schreit. Sie wollen Caleb, sagt sie
immer wieder. Sie wollen Caleb.
     
    Oh, Hollis. Es tut mir so leid, dass wir die
Farm verlassen haben. Ich wünschte, wir hätten es haben können, dieses Leben.
Ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich.
     
    Tag 275
    Ich sehe mir an, was ich zuletzt geschrieben
habe, und ich kann nicht fassen, dass wir noch leben, dass wir diese furchtbare
Nacht irgendwie hinter uns gebracht haben.
     
    Die Virais haben nicht angegriffen. Als wir
heute Morgen die Tür aufmachten, lag der Humvee auf der Seite in einer Lache
von Flüssigkeit. Er sah aus wie ein großer Vogel, der mit gebrochenen Flügeln
auf die Erde gestürzt war. Der Motor ist irreparabel zerschmettert. Die Haube
lag hundert Meter weiter weg. Sie hatten die Reifen abgerissen und zerfetzt.
Wir hatten Glück, dass wir die Nacht überstanden haben, aber jetzt hatten wir
kein Fahrzeug mehr. Nach der Karte waren es noch fünfzig Kilometer bis zur
Garnison. Möglich - aber Theo würde es niemals schaffen. Maus wollte bei ihm
bleiben, aber natürlich hat er nein gesagt, und keiner von uns
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