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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin
Autoren: Der Uebergang
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wäre
es eine Welt für sich. Als verginge hier nie wirklich die Zeit.«
    »Vielleicht kommst du irgendwann zurück«, sagte
Peter.
    Theo schwieg und ließ den Blick über die
staubige Straße wandern.
    »Ach, zum Teufel, Bruder.« Er schüttelte den
Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber es ist eine schöne Vorstellung.«
    Amy und Mausami kamen aus dem Haus, und alle
versammelten sich um den Humvee. Wieder ein Aufbruch, wieder ein Abschied.
Umarmungen, gute Wünsche, Tränen. Sara stieg auf den Fahrersitz, Hollis setzte
sich neben sie, Theo und Mausami richteten sich mit ihrem Gepäck hinter ihnen
ein. Im Laderaum des Humvee waren auch die Dokumente, die Peter von Lacey
bekommen hatte. Gebt sie dem, der das Kommando hat, hatte Peter gesagt. Wer
immer das ist.
    Amy streckte sich in den Wagen, um Baby Caleb
ein letztes Mal zu umarmen. Als Sara den Motor startete, trat Greer an das
offene Seitenfenster.
    »Denkt daran, was ich gesagt habe. Vom
Treibstoffdepot geradewegs nach Süden auf dem Highway 191. In Eagar solltet ihr
auf die Route 60 stoßen. Das ist die Straße nach Roswell; sie führt direkt zur
Garnison. Ungefähr alle hundert Kilometer gibt es befestigte Bunker. Ich habe
sie auf Hollis' Karte markiert. Achtet einfach auf die roten Kreuze - ihr könnt
sie nicht übersehen. Keinerlei Komfort, aber ihr könnt euch dort versorgen.
Sprit, Munition, alles, was ihr braucht.«
    Sara nickte. »Verstanden.«
    »Und haltet euch fern von Albuquerque. Da
wimmelt es nur so von ihnen. Hollis? Augen überall.«
    Der große Mann auf dem Beifahrersitz nickte.
»Augen überall, Major.«
    Greer trat zurück und machte Platz für Peter.
»Tja«, sagte Sara. »Das war's dann wohl.«
    »Ja.«
    »Pass auf Michael auf, okay?« Sie schniefte und
wischte sich über die Augen. »Er braucht... einen Aufpasser.«
    »Du kannst dich darauf verlassen.« Peter langte
in den Wagen, schüttelte Hollis die Hand und wünschte ihm viel Glück. Dann
rief er nach hinten: »Theo? Maus? Alles in Ordnung bei euch?«
    »Besser wird's nicht, Bruder. Wir sehen uns in
Kerrville.«
    Peter trat zurück. Sara legte den Gang ein,
wendete in weitem Bogen und fuhr langsam die Straße hinunter. Die fünf - Peter,
Alicia, Michael, Greer und Amy - standen schweigend da und schauten ihnen nach.
Eine wallende Staubwolke, verhallendes Motorgeräusch, und sie waren fort.
    »So«, sagte Peter schließlich. »Der Tag wird
nicht jünger.«
    »Ist das ein Witz?«, fragte Michael.
    Peter zuckte die Achseln. »Ich glaube, es war
einer.«
    Sie holten ihre Rucksäcke und setzten sie auf.
Als Peter sein Gewehr vom Boden aufhob, sah er, dass Amy immer noch auf der
Veranda stand und der verwehenden Staubwolke nachschaute.
    »Amy? Was ist?«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Nichts«, sagte sie.
»Ich denke, sie werden es schaffen.« Sie lächelte. »Sara ist eine gute
Fahrerin.«
    Es gab nichts weiter zu sagen; der Augenblick
des Abmarschs war gekommen. Die Morgensonne war über dem Tal heraufgestiegen.
Wenn alles gutginge, würden sie irgendwann im Hochsommer Kalifornien erreichen.
    Sie machten sich auf den Weg.
     
    73
     
    In der schimmernden Ferne sahen sie es: ein
riesiges Feld von Rotoren, die sich im Wind drehten. Die Turbinen.
    Sie hatten den Weg durch die Wüsten genommen,
durch heiße, trockene Gegenden, waren untergekrochen, wo es ging, und da, wo
es nicht ging, hatten sie ein Feuer angezündet und die Nacht abgewartet.
Einmal, nur ein einziges Mal, hatten sie lebende Virais gesehen, einen
Dreierschwarm. Das war in Arizona gewesen, in einer Gegend, die als »Painted
Desert« auf der Karte verzeichnet war. Die Kreaturen hingen kopfüber an den
Stahlträgern einer Brücke und dösten im Schatten. Amy hatte sie gespürt.
Überlass sie mir, hatte Alicia gesagt.
    Sie hatte alle drei erledigt, mit dem Messer.
Die anderen waren dazugestoßen, als sie gerade die Klinge aus der Brust des
letzten zog. Die Virais hatten schon angefangen zu qualmen. War ganz einfach,
sagte Alicia. Anscheinend hatten sie gar nicht gewusst, was sie war. Vielleicht
hatten sie sie für einen Viral gehalten.
    Sie fanden noch andere. Kadaver, klägliche
Überreste. Die Umrisse eines geschwärzten Brustkorbs, die zerbröselnden,
aschgrauen Knochen einer Hand oder eines Schädels, ein Fleck auf einem Stück
Asphalt, wie von etwas Angebranntem in einer Pfanne. Die meisten lagen nicht
weit entfernt von den Gebäuden, in denen sie geschlafen und die sie dann
verlassen hatten, um sich in die Sonne zu legen und zu
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