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Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)

Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)

Titel: Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)
Autoren: Kera Jung
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einfällt, dann haben sie dich an deinem süßen, kleinen Penälerarsch. Soll ich dir sagen, warum das so ist? Weil du dich im Selbstmitleid suhlst. Und das, wo es total unangebracht ist! Gut, du kannst nicht schlafen ... Und? Hast du dir mal überlegt, welche Vorteile dir das bringt? Während die anderen grunzend in den Federn liegen, kannst du arbeiten und dafür sorgen, dass du die Nummer eben nicht gegen den Baum fährst. Du kannst lernen, trainieren, all die Dinge erledigen, für die den anderen die Zeit fehlt. Du bist ihnen im Vorteil, mein Junge!
    Erwartungsvoll musterte er ihn, doch Andrew wusste nichts zu erwidern. Offensichtlich hatte der Kerl keine Ahnung, was es bedeutete, jede Nacht nur drei maximal dreieinhalb Stunden zu schlafen. Das war kein Witz, das war auch nichts, was man einfach so ...
    Bullshit!, knurrte er und Andrew erschrak abermals. Wieder wurden seine Augen groß. „Du kannst mich hören?“
    Diesmal stöhnte der Fremde in seinem Kopf sichtlich entnervt, bevor er die Augen verdrehte. Das will ich dir doch die ganze Zeit begreiflich machen, du Idiot! Du musst weder mit deinem Kopf einen epileptischen Anfall simulieren, noch laut sprechen! Das wäre sogar selten dämlich! Oder willst du, dass sie dich wirklich für einen Psycho halten?
    „Das tun sie auch so bereits“, murmelte Andrew düster.
    Abrupt erhob sich der fremde Mann und blickte sichtlich verächtlich auf ihn hinab.
    Du bist einer von der ganz unbelehrbaren Sorte, oder?
    Verdattert blickte Andrew zu ihm auf.
    Okay, noch einmal zum Mitschreiben. Weil du neu bist, bin ich bereit, eine unfassbare Ausnahme zu machen. Ich werde mich wiederholen! Aber solltest du noch ein einziges Mal meine Anweisungen ignorieren, bekommst du Ärger. Kannst du dir vorstellen, dass ich dir Ärger bereiten kann, mein Junge?
    „J...“ Eilig presste Andrew die Lippen aufeinander und dachte stattdessen:
    Ja ...
    Ja, was?
    Ja, Sir?
    Ein unglaublich einnehmendes Lächeln breitete sich auf dem alten Gesicht aus, machte es schlagartig sympathisch, beinahe väterlich und Andrew atmete erleichtert auf. Er wollte nicht wirklich erfahren, was geschah, wenn der Fremde tatsächlich wütend wurde.
    Siehst du, es wird doch! Und jetzt mein süßer, kleiner Fratz, hör mir zu. Du wirst exakt das tun, was ich dir sage. Gut möglich, dass du noch nicht genau weißt, dass es das Beste ist, was du tun kannst. Aber dahinter wirst du schon noch kommen. Und in der Zwischenzeit verzichten wir auf die üblichen Diskussionen und gehen sofort an die Arbeit. Einverstanden?
    Das klang immer noch gutmütig, doch die blauen Augen blitzten schon wieder so verdächtig. Und Andrew, dessen Angst vor diesem großen, kräftigen Mann stetig zunahm, beeilte sich, zu antworten. In seinem Kopf, natürlich.
    Ja, Sir ...

8.
    Keine zwei Tage vergingen, dann hatte Andrew sich an die herrische Stimme gewöhnt, die neuerdings in seinem Kopf wohnte. Und es bedurfte keiner Woche, um zu vergessen, dass es eine Zeit davor gegeben hatte.
    Der Fremde nannte sich selbst den 'DS', was die Abkürzung für 'Drillseargant' bedeutete, wie er ihm leicht entnervt erklärte. Andrew war der Begriff durchaus geläufig und er fand ihn wirklich passend.
    Doch trotzdem dieser seltsame, herrische Mann ihn von morgens bis abends antrieb, war Andrew froh, ihn zu haben. Endlich sagte ihm jemand, was er tun sollte. Endlich musste er nicht mehr jede schwere Entscheidung allein treffen und endlich – endlich – konnte er mit jemandem sprechen.
    Auch dafür war sein DS nämlich zuständig.
    Andrew brauchte nicht lange, um dahinter zu gelangen, wie man am besten mit ihm auskam. Der Deal war ganz einfach:
    Man musste nur tun, was er sagte.
    Um zu der zweiten, viel bedeutenderen Erkenntnis zu gelangen, benötigte es noch weniger Zeit:
    Alles, was sein DS ihm sagte, war richtig. Er schien ein untrügliches Gespür für die richtigen Entscheidungen zu haben. Außerdem war er im Gegensatz zu Andrew erwachsen und wusste deshalb so viel mehr. Und so erreichte der Kleine, nicht mehr ganz so einsame Junge innerhalb weniger Wochen das, worum er seit mehr als zwei Jahren erfolglos gekämpft hatte:
    Perfektion.
    * * *
    Bereits wenige Tage, nachdem er in Andrews Leben getreten war, nahm der DS sich dessen panischer Atemnot während des Aufwachens an.
    Während der kleine Junge darum kämpfte, nicht zu ersticken und gleichzeitig darum bat, es doch endlich zu dürfen, verdrehte er die Augen.
    Allein bist du total aufgeschmissen, oder?
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