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Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten

Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten

Titel: Cotton Reloaded - 03: Unsichtbare Schatten
Autoren: Jan Gardemann
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seht, sind unsere Kollegen noch mit der Spurensicherung beschäftigt«, sagte Brandenburg zu den beiden Agents. »Der Polizeifotograf hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen, um seine Aufnahmen zu schießen, sodass der Leichter erst vor einer halben Stunde für die Spurensicherung freigegeben werden konnte.«
    Brandenburg grinste sarkastisch. »Hätte ich geahnt, dass ihr hier so schnell aufkreuzt, hätte ich dem Mann natürlich Beine gemacht. So aber war alles, was ich vorerst an Beweismitteln ergattern konnte, die Geldbörse des Toten mit dem Führerschein darin.«
    Unverwandt blickte er Philippa Decker an. »Die City Police wird diese Sache schon schaukeln«, sagte er. »Es ist überflüssig, dass Sie und Cotton sich hierher bemüht haben. Nur weil es hier eine Explosion gegeben hat, muss das ja nicht gleich bedeuten, dass eine Verschwörung gegen die amerikanische Regierung im Gange ist.«
    »Der junge Bursche, der bei dem Sturz von der Brücke ums Leben kam – dieser Dominick Tarbell«, sagte Cotton. »Er war der Sohn von Claudia Tarbell, der Handelsministerin.«
    Brandenburg hob die Augenbrauen. »Daher also weht der Wind. Ich hätte die Personalien des Toten wohl lieber nicht sofort per Smartphone an das National Crime Information Center schicken sollen.« Das NCIC war eine Datenbank, die Polizeibeamte mit aktuellen Daten über gesuchte Personen und andere Informationen versorgte. Das NCIC war in den meisten Streifenwagen installiert und erlaubte es den Cops, direkt vor Ort Fotos und Fingerabdrücke zu erfassen und auszuwerten. Brandenburg fuhr fort: »Dann wärt ihr nicht so schnell auf diesen Vorfall aufmerksam geworden, und ich hätte hier in Ruhe meine Arbeit machen können. Als die Ministerin vom Tod ihres Sohnes erfuhr, hat sie wahrscheinlich sofort ihren Einfluss geltend gemacht, stimmt’s?« Er grinste sarkastisch. »Und euer Oberboss spurt natürlich umgehend und schickt ein Team, um den Vorfall zu untersuchen, bei dem es sich vermutlich bloß um einen Selbstmord handelt.«
    Brandenburg drehte sich weg und spie verächtlich ins Wasser. »Da soll noch mal einer kommen und mir vorwerfen, ich würde meinen Job missbrauchen, um Vorteile für mich rauszuschinden.«
    »Was macht Sie so sicher, dass es Selbstmord war?«, fragte Decker und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Mrs Tarbell ist überzeugt, ihr Sohn hegte keine Selbstmordabsichten.«
    »Vielleicht kennt sie ihren Sohn nicht halb so gut, wie sie dachte«, erwiderte Brandenburg gleichgültig. »Womöglich wollte Dominick sich mit dieser Aktion einen besonders effektvollen Abgang verschaffen.«
    »Das sind doch bloß Spekulationen«, entgegnete Decker unterkühlt.
    Verärgert deutete Brandenburg zum Leichter hinüber. »Warum gehen Sie nicht rüber und machen sich selbst ein Bild von der Lage?«, fragte er mürrisch. »Die Luft dort soll atemberaubend sein, hab ich mir sagen lassen.«
    »Ich werde gehen«, erbot Cotton sich spontan.
    Decker nickte zustimmend, wobei ihr die Erleichterung, sich ihren exquisiten Hosenanzug nicht in dem Müllkrater ruinieren zu müssen, deutlich anzumerken war.
    »Wo halten sich die Besatzungsmitglieder der Barkasse auf, Detective Brandenburg?«, fragte sie. »Ich möchte sie zu dem Vorfall befragen.«
    »Bob Lee und seine Tochter Tavy finden Sie unten im Passagierbereich«, erklärte Brandenburg und deutete gelangweilt auf die Plane unter ihnen, unter der sich die Sitzbankreihen für die Passagiere befanden. Eine Leiter führte durch eine Aussparung der Plane.
    »Die Mühe, die beiden zu befragen, können Sie sich allerdings sparen«, fügte Brandenburg hinzu. »Sie stehen unter Schock. Es ist kein vernünftiges Wort aus ihnen rauszukriegen. Der Arzt hat angeordnet, sie ins Krankenhaus zu bringen. Ein Rettungsboot wird jeden Moment hier sein und sie zum nächsten Anleger bringen, wo bereits ein Rettungswagen bereitsteht.«
    »Ich werde trotzdem mein Glück versuchen«, erwiderte Decker und schickte sich an, die Leiter hinunterzusteigen. Cotton folgte seiner Partnerin.
    Der Passagierbereich der Barkasse bestand aus zwei gegenüberliegenden Sitzbankreihen. Offenbar hatte die Porto Alegro schon seit Längerem keine Personen mehr befördert, denn die Bänke waren mit Kisten, Maschinenteilen, Werkzeug und ölverschmierten Lappen fast vollständig bedeckt.
    Unmittelbar neben der Leiter lag ein älterer Mann lang ausgestreckt auf der Holzbank. Sein Kopf war verbunden und seine Augen geschlossen. Er atmete
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