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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse
Autoren: Steve Berry
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Gizeh-Plateau verschluckt. Vor seinem Aufbruch hatte er den Ägypter aufgefordert, in dem Bauwerk zu warten.
    Er wischte sich erneut den Staub von der Uniform und rückte die Ledertasche auf der Schulter zurecht. Er kam zur Leiter und bemühte sich, seine Gefühle in den Griff zu bekommen, aber die letzte Stunde war entsetzlich gewesen.
    Monge wartete allein unten, die Zügel von Napoleons Pferd in der Hand.
    »War Ihr Besuch zufriedenstellend, mon Général?«
    Er sah dem Savant in die Augen. »Hören Sie zu, Gaspard. Sprechen Sie nie wieder über diese Nacht. Haben Sie mich verstanden? Keiner darf wissen, dass ich hier war.«
    Sein Freund schien von dem Tonfall bestürzt.
    »Entschuldigung, ich …«
    Napoleon hob die Hand. »Sprechen Sie nie wieder davon. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Mathematiker nickte, aber Napoleon bemerkte, wie er an ihm vorbei nach oben zur Leiter schaute, wo der Ägypter darauf wartete, dass der General aufbrach.
    »Erschießen Sie ihn«, flüsterte Napoleon Monge zu.
    Er bemerkte den Schreck im Gesicht seines Freundes, und so presste er den Mund an das Ohr des Wissenschaftlers. »Sie laufen gerne mit diesem Gewehr herum. Sie wollen ein Soldat sein. Dann ist es jetzt Zeit. Soldaten gehorchen ihrem Kommandanten. Ich möchte nicht, dass der Ägypter diesen Ort verlässt. Wenn Sie nicht den Schneid dazu haben, lassen Sie es erledigen. Aber eines sollten Sie wissen: Wenn dieser Mann morgen noch lebt, wird unsere glorreiche Mission zugunsten der erhabenen Republik den tragischen Verlust eines Mathematikers zu beklagen haben.«
    Er sah die Angst in Monges Augen.
    »Sie und ich, wir haben gemeinsam viel geleistet«, stellte Napoleon klar. »Wir sind in der Tat Freunde. Brüder der sogenannten Republik. Aber Sie wollen mir nicht den Gehorsam verweigern. Niemals.«
    Er ließ los und bestieg das Pferd.
    »Ich kehre heim, Gaspard. Nach Frankreich. Zu meinem Schicksal. Mögen Sie gleichfalls das Ihre finden, hier, an diesem gottverlassenen Ort.«

ERSTER TEIL

1
Kopenhagen
Sonntag, 23. Dezember, Gegenwart
00.40 Uhr
    Die Kugel schlug in Cotton Malones linke Schulter ein.
    Er bemühte sich, den Schmerz zu unterdrücken, und konzentrierte sich auf den Platz. Die Leute rannten in alle Richtungen davon. Hupen schrillten, Reifen quietschten. Marines, die die nahe gelegene amerikanische Botschaft bewachten, reagierten auf das Chaos, waren aber zu weit entfernt, um zu helfen. Tote und Verletzte lagen am Boden. Wie viele? Acht? Zehn? Nein. Mehr. Ein junger Mann und eine Frau lagen mit verdrehten Gliedmaßen in der Nähe auf einem Flecken öligem Asphalt; die Augen des Mannes waren starr geöffnet und voller Schreck – die Frau lag mit dem Gesicht nach unten und verlor Blut. Malone hatte zwei Bewaffnete entdeckt und sofort beide erschossen, aber den dritten nicht gesehen, der ihn mit einer Kugel erwischt hatte und nun zu fliehen versuchte, wobei er die in Panik geratenen Passanten als Deckung benutzte.
    Verdammt, die Wunde tat weh. Angst schlug ihm ins Gesicht wie eine Feuerwoge. Seine Beine gaben nach, während er mit aller Kraft versuchte, den rechten Arm zu heben. Die Beretta schien Tonnen zu wiegen, nicht Gramm.
    Der Schmerz vernebelte seine Sinne. Er sog in tiefen Atemzügen die nach Schwefel riechende Luft ein und zwang sich, endlich auf den Abzug zu drücken, der aber nur quietschte und nicht feuerte. Sonderbar.
    Wieder quietschte es, als er erneut zu schießen versuchte.
    Dann löste sich die Welt in Schwarz auf.

    Malone wachte auf, machte sich von dem Traum frei – der in den letzten zwei Jahren viele Male wiedergekehrt war – und schaute auf seine Nachttischuhr.
    00.43 Uhr.
    Er lag in seiner Wohnung auf dem Bett; die Lampe auf dem Nachttisch war noch immer an, genau wie vor zwei Stunden, als er sich einfach hingeworfen hatte.
    Etwas hatte ihn geweckt. Ein Geräusch. Es war Teil seines Traums aus Mexico City gewesen und doch anders.
    Er hörte es erneut.
    Drei Quietschlaute in schneller Folge.
    Sein Haus stammte ursprünglich aus dem siebzehnten Jahrhundert und war vor wenigen Monaten nach altem Vorbild komplett wiedererrichtet worden. Die Holzstufen vom ersten zum zweiten Stock kündigten sich jetzt in einer strengen Reihenfolge an wie die Tasten eines Klaviers.
    Was bedeutete, dass jemand da war.
    Er griff unters Bett und fand den Rucksack, den er noch aus seinen Zeiten beim Magellan Billet stets fertig gepackt hatte. Mit der rechten Hand holte er die Beretta heraus, dieselbe Waffe, die er
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