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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse
Autoren: Steve Berry
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interessant, wie Sie diese Bauwerke betrachten. Wichtig sind Ihnen nicht etwa die Pharaonen oder die in den Pyramiden angelegten Grabstätten oder zumindest die verblüffenden bautechnischen Leistungen, die zu ihrer Errichtung nötig waren. Nein, Sie sehen sie nur im Hinblick auf die Interessen Frankreichs.«
    »So drängt es sich mir auf. Ich denke an kaum etwas anderes.«
    Seit Napoleons Aufbruch war Frankreich tief erschüttert worden. Die einstmals große Flotte war von den Briten zerstört worden, so dass er nun hier in Ägypten abgeschnitten war. Das herrschende Direktorium schien fest entschlossen, mit jeder Monarchie in seiner Nachbarschaft Krieg zu führen, und machte sich Spanien, Preußen, Österreich und Holland zum Feind. Konflikte erschienen dem Direktorium als Möglichkeit, seine Herrschaft zu verlängern und den dahinschmelzenden Staatsschatz aufzufüllen.
    Lächerlich.
    Die Republik war gescheitert.
    Eine der wenigen europäischen Zeitungen, die den Weg über das Mittelmeer gefunden hatten, sagte voraus, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Ludwig auf Frankreichs Thron sitzen werde.
    Napoleon musste nach Hause zurückkehren.
    Alles, was ihm teuer war, schien zusammenzubrechen.
    »Frankreich braucht Sie«, sagte Monge.
    »Jetzt sprechen Sie wie ein wahrer Revolutionär.«
    Sein Freund lachte. »Was ich, wie Sie wissen, ja auch bin.«
    Vor sieben Jahren hatte Napoleon zugesehen, wie andere Revolutionäre den Tuilerienpalast gestürmt und Ludwig XVI. entthront hatten. Danach hatte er der neuen Republik treu gedient und bei Toulon gekämpft. Im Anschluss war er zum Brigadegeneral, dann zum General der Ostarmee und schließlich zum Befehlshaber in Italien befördert worden. Von dort war er nach Norden marschiert, hatte Österreich eingenommen und war als Nationalheld nach Paris zurückgekehrt. Und jetzt hatte er mit kaum dreißig Jahren als General der Orientarmee Ägypten erobert.
    Doch sein Schicksal war es, Frankreich zu regieren.
    »Welch ein Überfluss an wundervollen Dingen«, sagte er, erneut die großen Pyramiden bewundernd.
    Während seines Ritts vom Lager hierher hatte er Arbeitern dabei zugesehen, wie sie eine halb begrabene Sphinx vom Sand befreiten. Er hatte die Ausgrabung persönlich angeordnet und freute sich über die Fortschritte.
    »Diese Pyramide hier liegt Kairo am nächsten, daher nennen wir sie die Erste«, sagte Monge. Er zeigte auf die nächste Pyramide. »Die Zweite. Die, die am weitesten weg liegt, ist die Dritte. Wenn wir die Hieroglyphen lesen könnten, würden wir vielleicht die wahren Namen der Bauwerke erfahren.«
    Das sah Napoleon genauso. Keiner konnte die sonderbaren Zeichen verstehen, die auf beinahe jedem der alten Monumente auftauchten. Er hatte befohlen, sie zu kopieren, und es waren so viele Zeichnungen entstanden, dass seine Künstler alle aus Frankreich mitgebrachten Bleistifte verbraucht hatten. Monge war dann derjenige gewesen, der eine Methode ausgetüftelt hatte, geschmolzene Bleikugeln in Nilschilf zu gießen und so weitere Stifte herzustellen.
    »Vielleicht gibt es da Hoffnung«, sagte Napoleon.
    Er bemerkte Monges wissendes Nicken.
    Beide wussten sie, dass ein unscheinbarer, bei Rosetta gefundener schwarzer Stein mit in drei Schriften eingemeißeltem Text – Hieroglyphen (die Sprache des alten Ägypten), Demotisch (das volkstümliche Ägyptisch) und Griechisch – vielleicht die Antwort bringen würde. Letzten Monat hatte er eine Sitzung seines Ägyptischen Instituts besucht, das er zur Ermutigung seiner Savants gegründet hatte, und da war diese Entdeckung verkündet worden.
    Aber es waren noch viele weitere Studien nötig.
    »Wir legen zum ersten Mal eine systematische Übersicht über diese Fundstellen an«, erklärte Monge. »Alle, die vor uns kamen, haben einfach nur geplündert. Wir werden dem, was wir finden, ein Denkmal setzen.«
    Noch so eine revolutionäre Idee, dachte Napoleon. Aber sie passte zu Monge.
    »Bringen Sie mich hinein«, befahl er.
    Sein Freund stieg ihm voran an der Nordseite eine Leiter hinauf, die zu einer Plattform in zwanzig Meter Höhe führte. Schon vor einigen Monaten war Napoleon bei seiner ersten Besichtigung der Pyramiden mit einigen seiner Kommandanten bis hierher gekommen. Er hatte sich jedoch geweigert, das Bauwerk zu betreten, da er sonst vor seinen Untergebenen auf allen vieren hätte krabbeln müssen. Jetzt bückte er sich und kroch in einen Korridor, der nicht mehr als einen Meter hoch und ebenso breit war
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