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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse
Autoren: Steve Berry
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stellte.
    Sie setzte sich ihm gegenüber.
    »Ob Sie mich oder meine Firmen mögen, spielt für unser Gespräch keine Rolle, Robert. Dies hier ist ein geschäftliches Angebot. Eines, von dem ich dachte, dass es Sie interessieren würde. Ich habe meine Wahl mit großer Sorgfalt getroffen. Für fünf Leute habe ich mich bereits entschieden. Ich bin die sechste. Sie wären der siebte.«
    Als hätte er nichts gehört, zeigte er auf das Törtchen. »Ich hatte mich schon gefragt, was Sie und der Kellner gestern Abend vor unserem Aufbruch besprochen haben.«
    Er ignorierte sie und spielte sein eigenes Spielchen.
    »Ich habe gesehen, wie gut Ihnen das Dessert geschmeckt hat.«
    Er griff nach einer Gabel aus Sterlingsilber. Anscheinend erstreckte sich seine persönliche Abneigung ihr gegenüber nicht auf ihr Essen oder ihren Jet oder die Möglichkeit, Geld zu verdienen.
    »Darf ich Ihnen eine Geschichte erzählen?«, fragte sie. »Über Ägypten. Als der damalige General Napoleon Bonaparte 1798 dort einmarschierte.«
    Er nickte, während er sich die üppige Schokolade schmecken ließ. »Ich bezweifle, dass Sie ein Nein akzeptieren würden. Also, schießen Sie los.«

    Napoleon führte die Kolonne französischer Soldaten am zweiten Tag des Marschs nach Süden persönlich an. Sie befanden sich in der Nähe von El Beydah und waren nur ein paar Stunden vom nächsten Dorf entfernt. Der Tag war heiß und sonnig, genau wie die Tage zuvor. Gestern hatten Araber seine Vorhut heftig angegriffen. Général Desaix wäre beinahe gefangen genommen worden. Das konnte verhindert werden, aber ein Hauptmann wurde getötet und ein Generaladjutant geriet in Gefangenschaft. Die Araber forderten ein Lösegeld, stritten sich aber um die Beute und schossen den Gefangenen schließlich in den Kopf. Ägypten erwies sich als trügerisches Land – leicht zu erobern, aber schwer zu halten –, und der Widerstand schien zu wachsen.
    Vor sich am Straßenrand erblickte er eine Frau mit blutigem Gesicht. Im einen Arm hielt sie ein Neugeborenes, der andere war wie zur Selbstverteidigung ausgestreckt und tastete in die Luft. Was tat sie hier in der glühend heißen Wüste?
    Er näherte sich ihr und brachte vermittels eines Dolmetschers in Erfahrung, dass ihr Mann ihr beide Augen ausgestochen hatte. Napoleon war entsetzt. Warum denn? Sie wagte nicht, sich zu beschweren, und flehte nur darum, dass jemand sich um ihr Kind kümmern möge, das dem Tod nahe schien. Napoleon befahl, dass man sowohl ihr als auch dem Kind Wasser und Brot gab.
    Da kam plötzlich ein Mann hinter einer nahe gelegenen Düne hervor, wütend und hasserfüllt.
    Die Soldaten wurden wachsam.
    Der Mann rannte los und schnappte der Frau das Brot und das Wasser weg.
    »Lassen Sie das« , schrie er. »Sie hat ihre Ehre verwirkt und die meine befleckt. Dieses Kind ist meine Schande. Es ist ein Kind ihrer Schuld. «
    Napoleon stieg ab und sagte: »Sie sind verrückt, Monsieur. Wahnsinnig. «
    »Ich bin ihr Mann und habe das Recht, zu tun, was mir gefällt. «
    Bevor Napoleon noch antworten konnte, tauchte unter dem Umhang des Mannes ein Dolch auf, und im Handumdrehen hatte er seiner Frau eine tödliche Wunde beigebracht.
    Es entstand Verwirrung, als der Mann das Kind ergriff, es hochhob und zu Boden schmetterte.
    Ein Schuss peitschte durch die Luft und traf den Mann in die Brust. Er fiel auf die trockene Erde. Hauptmann le Mireur, der hinter Napoleon ritt, hatte das Spektakel beendet.
    Jeder Soldat wirkte schockiert von dem, was er gesehen hatte.
    Napoleon selbst hatte Mühe, seine Bestürzung zu verbergen. Nach ein paar angespannten Sekunden befahl er der Kolonne weiterzumarschieren, doch bevor er wieder auf sein Pferd stieg, bemerkte er, dass etwas unter dem Umhang des Toten herausgefallen war.
    Eine mit einer Schnur zusammengebundene Papyrusrolle.
    Er hob sie aus dem Sand auf.

    Als Nachtlager requirierte Napoleon das Lusthaus eines seiner energischsten Gegner, eines Ägypters, der vor Monaten mit seiner Mameluckenarmee in die Wüste geflohen war und all seine Besitztümer zum Genuss der Franzosen zurückgelassen hatte. Der General, der auf flauschigen, mit Kissen übersäten Teppichen lag, war noch immer beunruhigt wegen der schrecklichen, unmenschlichen Szene, deren Zeuge er zuvor auf der Wüstenstraße geworden war.
    Später hatte man ihm gesagt, der Ehemann habe Unrecht getan, als er seine Frau erstach, aber wenn Gott ihr für ihre Untreue Gnade gewährt hätte, wäre sie bereits von jemandem
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