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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse
Autoren: Steve Berry
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oder die erste von vielen weiteren.
    »Fahren Sie fort, Eliza. Ich höre Ihnen zu. Natürlich kann ich hier auch gar nichts anderes machen, als Ihnen zuzuhören. Was vermutlich genau Ihr Plan war.«
    »Wenn Sie das so sehen, warum haben Sie sich dann überhaupt einverstanden erklärt, mit mir zurückzufliegen?«
    »Wenn ich abgelehnt hätte, hätten Sie mich einfach erneut aufgesucht. Auf diese Weise können wir die geschäftlichen Dinge erledigen, mit welchem Ergebnis auch immer, und ich bekomme zum Lohn für den Zeitaufwand einen bequemen Rückflug nach Hause. Also bitte, machen Sie weiter. Halten Sie Ihre Rede.«
    Sie unterdrückte ihren Ärger und erklärte: »Es gibt eine Binsenweisheit, wie uns die Geschichte lehrt. ›Wenn eine Regierung sich der Herausforderung eines Krieges nicht stellen kann, findet sie ihr Ende.‹ Die Unangreifbarkeit des Gesetzes, der Wohlstand der Bürger, die Zahlungsfähigkeit – all diese Prinzipien werden bereitwillig von jedem Staat geopfert, wenn sein Überleben auf dem Spiel steht.«
    Ihr Zuhörer nahm einen Schluck aus einer Champagnerflöte.
    »Und hier ist noch ein Fakt«, sagte sie. »Kriege sind immer durch Schulden finanziert worden. Je größer die Bedrohung, desto größer die Schulden.«
    Er winkte ab. »Und ich kenne auch den nächsten Teil, Eliza. Damit eine Nation sich auf einen Krieg einlässt, muss es einen glaubwürdigen Feind geben.«
    »Natürlich. Und wenn es den schon gibt, magnifico?«
    Er lächelte über ihre Verwendung seiner Muttersprache, das erste Aufbrechen seiner verschlossenen Miene.
    »Wenn Feinde existieren«, sagte sie, »es ihnen aber an militärischer Macht gebricht, kann man Geld zur Verfügung stellen, um diese aufzubauen. Wenn es keine Feinde gibt …«, sie lächelte, »… kann man die jederzeit schaffen.«
    Mastroianni lachte. »Sie sind ein solcher Teufel.«
    »Und Sie nicht?«
    Er sah sie finster an. »Nein, Eliza. Ich nicht.«
    Er war vielleicht fünf Jahre älter als sie und ebenso reich; er konnte recht charmant sein, auch wenn er sie jetzt ärgerte. Sie hatten gerade zum Abendessen saftige Rinderlende, »Yukon-Gold«-Kartoffeln und knackige grüne Bohnen gespeist. Sie hatte in Erfahrung gebracht, dass er gerne schlicht aß: keine Gewürze , kein Knoblauch und nichts Scharfes. Ungewöhnlich für einen Italiener, doch vieles an diesem Milliardär war ungewöhnlich. Aber wer war sie, um da zu urteilen? Sie hatte selbst eine Menge Eigentümlichkeiten.
    »Es gibt noch einen anderen Pariser Club«, erklärte sie. »Einen wesentlich älteren. Er geht auf die Zeit Napoleons zurück.«
    »Das haben Sie bisher nie erwähnt.«
    »Sie haben bisher keinerlei Interesse gezeigt.«
    »Darf ich offen sein?«
    »Unbedingt.«
    »Ich mag Sie nicht. Oder genauer gesagt, ich mag Ihre Geschäftsinteressen und Ihre Geschäftspartner nicht. Deren Geschäftsgebaren ist skrupellos, und ihr Wort bedeutet nichts. Einige Ihrer Investitionen sind bestenfalls fragwürdig und schlimmstenfalls kriminell. Seit beinahe einem Jahr verfolgen Sie mich mit Geschichten von sagenhaften Gewinnen, bieten mir aber kaum Informationen an, um Ihre Behauptungen zu belegen. Vielleicht ist das Ihre korsische Hälfte, die Sie einfach nicht kontrollieren können.«
    Ihre Mutter war Korsin gewesen und ihr Vater Franzose. Die beiden hatten jung geheiratet und waren mehr als fünfzig Jahre zusammengeblieben. Beide waren inzwischen tot, und sie war die einzige Erbin. Vorurteile bezüglich ihrer Herkunft waren nichts Neues – denen war sie schon viele Male begegnet –, aber das bedeutete nicht, dass sie sie fröhlich akzeptierte.
    Sie stand auf und räumte die Teller ab.
    Mastroianni packte sie am Arm. »Sie brauchen mich nicht zu bedienen.«
    Sie hatte sowohl etwas gegen seinen Tonfall als auch gegen seinen Griff, doch sie wehrte sich nicht. Stattdessen lächelte sie, wechselte zum Italienischen über und sagte: »Sie sind mein Gast. Es gehört sich so.«
    Er ließ sie los.
    Sie hatte als Besatzung nur zwei Piloten mitgenommen, die beide vorne saßen, abgetrennt durch eine Cockpittür, und deshalb servierte sie das Essen selbst. In der Bordküche stellte sie die schmutzigen Teller ab und holte den Nachtisch aus einem kleinen Kühlschrank: zwei köstliche Schokoladentörtchen. Mastroiannis Lieblingsdessert, wie man ihr gesagt hatte. Sie hatte sie in dem Restaurant in Manhattan gekauft, das sie gestern Abend besucht hatten.
    Seine Miene änderte sich, als sie die Leckerei vor ihn
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