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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2
Autoren: Michael R. Baier
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war.
     
    *
     
    »Herrscher«, begrüßte er unterwürfig den vor ihm schwebenden Tempus, dessen Waffensysteme auf ihn und seine Begleiter ausgerichtet waren.
    » Verlasst die Anzüge! «, dröhnte die synthetische Stimme Antwort in ihr Helmen.
    Ruf atmete frustriert aus. »Welche Garantien gebt Ihr mir, Herrscher?«, fragte er, ärgerlich seine Optionen prüfend.
    »Das ihr in zehn Sekunden noch lebt!«, war die lakonische Antwort.
    » Zehn – Neun – … «, begann ein Countdown auf Rufs Visier abzulaufen.
    Wütend hieb Ruf auf den Ausstiegsknopf des Anzugs und wartete, bis die Anzug-KI den Kokon geweitet hatte. Dann kletterte er nach oben und blieb in der Einstiegsöffnung stehen, die kühle aber atembare Luft vorsichtig probierend.
    »Und jetzt die anderen!«, fuhr der Tempus ungerührt fort.
    »Ich sehe keinen anderen Weg, die Mission zu erfüllen, Offiziere. Tut, was er sagt!«, befahl Ruf resignierend. Er hatte sich offenen Auges auf dieses Spiel eingelassen. Er würde jetzt weiter mitspielen müssen – zu den Regeln des Tempus wollte er überhaupt irgendetwas erreichen.
    Einer nach dem anderen öffneten sich die Anzüge von Rufs Begleitern, während Kooi, Speer und Zaguun ausstiegen.
    Der Tempus vor ihnen regte sich in den Minuten nicht.
    »Ihr seid Ruf Astroon, Adjutant von Torkrage Treerose?«, fragte er, nachdem auch der letzte Offizier der Alstortruppen seinen Panzeranzug deaktiviert und geöffnet hatte.
    Ruf kletterte den Arm seines Anzuges hinunter und sprang auf den Boden. Er gestattete sich, langsam durchzuatmen, während er auf den vor ihm aufragenden Tempus zuging. Ein violetter Scannerstrahl aus der Sensorenphalanx des Cyborgs strich über ihn und verharrte einen Moment auf den Fingerringen an Rufs linker Hand, bevor er wieder erlosch. Er blieb ein paar Meter vor dem Tempus stehen und legte den Kopf in den Nacken. In einer Höhe von gut fünf Metern befand sich die tiefer liegende, V-förmige Sensorenphalanx unter einer spiegelnden Oberfläche. Er sah dorthin und fragte:
    »Warum habt Ihr uns angegriffen?«
    Der Tempus reagierte nicht auf den Vorwurf. Stattdessen erwiderte er: »Habt Ihr mir alle Informationen gegeben, Adjutant?«
    »Ja!«, bestätigte Ruf mit Nachdruck. » Warum habt Ihr uns angegriffen?«
    »Ich habe Euch nicht angegriffen, Adjutant«, antwortete der Tempus und driftete leicht zur Seite, »das waren Android-Tempi, die toten Zwillinge.«
    Ruf gestattete sich einen schnellen Blick in die Runde. Ja, das musste das Kommunikationszentrum sein . Er erkannte die großen Holodisplays, die sämtliche Schiffsbewegungen im System darstellten, auch die T3 sah er sofort. Ein zentrales Holodisplay in der Raummitte war defekt oder inaktiv. Er konnte nur rotierende, Öl-ähnliche, schwarze Schlieren erkennen.
    Hatte er sich verhört? »Die toten Zwillinge? «, echote er.
    »Was wisst Ihr über die Tempi?« fragte der Cyborg den Rothaarigen.
    Ruf dachte zurück an die Geschichte, die Treerose ihm vor ein paar Tagen erzählt hatte, und sagte: »Sie wurden als Soldaten vom Königreich Metcalfe/Dominion erschaffen, Herrscher. Ihr Erfolg führte in kurzer Zeit dazu, dass selbst ihre Erbauer sie als unbesiegbar und damit als potentielle Gefahr ansahen. Ihnen wurde ein Falle gestellt, der die meisten zum Opfer fielen.«
    Der Tempus rührte sich nicht.
    » Ich habe das nie geglaubt, Herrscher! «, fügte er schnell hinzu, getrieben von einem unbestimmten Gefühl, dem Tempus seine Solidarität auszudrücken.
    » Was habt Ihr dann geglaubt, Adjutant?«, donnerte die synthetische Stimme in Rufs Helm.
    »Es gibt ein Gemälde in der Winterresidenz des Königs von Restront – die auch die Residenz von Harkcrow war. Ein Gemälde von einem Tempus in der Schlacht. Tempi waren Verbündete von Harkcrow und haben ihm geholfen, die Coruumer hier auszubilden. Harkcrow ließ das Gemälde anfertigen, als Zeichen seiner Wertschätzung für die Tempi.«
    »Ihr seid dicht dran, Adjutant«, erwiderte der Cyborg, ohne das von Ruf Gesagte weiter zu kommentieren, deaktivierte jedoch seine Waffensysteme, die sich summend in ihre jeweilige Ruheposition begaben.
    Ruf wippte auf den Zehenspitzen und sah sich das erste Mal etwas entspannter zu Kooi und Speer um.
    »In der Schlacht gegen die Angreifer gab es eine Situation, in der das Kampfgeschehen fast nur noch von den Tempi diktiert wurde. Die Angreifer waren auf dem Rückzug und wählten ihre letzte Waffe – eine gerichtete, verheerend starke Neutronenkanone, mit der sie
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