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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt
Autoren: Karen Chance
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Ohren, musste jedoch feststellen, dass es kaum etwas zu hören gab. Nebenan war ein Mädchen am Telefon und beklagte sich bei einer Freundin über jemanden. Ein Stockwerk tiefer sprach entweder jemand mit seiner Katze oder war kurz vorm Durchdrehen. Beide Stimmen hörte ich deutlicher als die leisen Geräusche, die aus dem Wohnzimmer kamen. Ich nahm an, dass die beiden Vampire die Wunden des Jungen reinigten - was sie sicher gründlicher machten als ich in der Bar - und sie verbanden. Ich wusste, dass niemand von ihnen an einen kleinen Imbiss dachte. Genauso gut hätte man Leuten, die an Kaviar und Dom Perignon gewöhnt waren, ölige Fritten und eine abgestandene Cola anbieten können. So was hatte null Reiz für sie.
    Ich betrat das große Schlafzimmer und sah mich um. Opulent und unaufdringlich luxuriös. Welch eine Überraschung. Hier hatte sich der Raumgestalter aus dem Fenster gelehnt und sich für eine graue Farbpalette entschieden, alles von Holzkohlegrau beim Bettzeug bis zu Aschgrau an den Wänden. Falten des Abscheus bildeten sich auf meiner Stirn, und ich sehnte mich so sehr nach meinen Farben, dass mir die Hände juckten. Eine gute halbe Stunde Arbeit an der kahlen Stelle über dem Bett hätte sicher etwas Leben in die Bude gebracht. Bisher hatte ich noch nie eine Mietkaution zurückbekommen, aber das war in meiner Branche praktisch selbstverständlich.
    Schlichte graue Wände wären bei mir nicht lange schlicht und grau geblieben.
    Das Bad konfrontierte mich mit blendend weißen Kacheln in einem Stil, den man vielleicht »Industrie-Schick«
    nennen konnte. Ich nahm weiße - natürlich - Handtücher aus dem Schrank und brachte mein schmutziges Selbst in die aus Glas und Chrom bestehende Duschkabine. Wenigstens war sie groß.
    Ich lehnte den Kopf an die nach kurzer Zeit beschlagene Wand und versuchte, mir Claire nicht mit einer kleinen Version von mir in den Armen vorzustellen. Dhampire, Kinder von menschlichen Frauen und männlichen Vampiren, waren nie eine gute Sache. Zum Glück gab es nur sehr wenige von uns, denn tote Spermien schwammen nicht besonders gut. Es war allerdings vorgekommen, dass jemand, der gerade erst die Verwandlung zum Vampir hinter sich hatte, ein Kind zeugte. Der entsprechende Nachwuchs kam in den meisten Fällen völlig plemplem zur Welt und lebte ein sehr kurzes und sehr von Gewalt geprägtes Leben.
    Aber es gab Ausnahmen. Wie bei menschlichen Kindern wusste man nie, auf welche Weise sich die Gene miteinander vermischten. Ich hatte einige wenige Dhampire gekannt, die nach ihrer Mutter gekommen waren und ein fast normales Leben geführt hatten. Abgesehen von ihrer besseren Wahrnehmung und dem Mehr an Kraft hätte man sie für normale Menschen halten können. Doch solche Exemplare waren noch seltener als ihre ohnehin schon seltene Spezies, und ich hielt es für nahezu ausgeschlossen, dass Claire so viel Glück haben würde.
    Ich kannte sie. Wie auch immer die Geschichte hinter der Empfängnis des Kindes lauten mochte: Sie würde es lieben, es hegen und pflegen und voller Entschlossenheit schützen, zumindest bis es groß genug war, sie in einem Wutanfall, an den es sich anschließend nicht einmal erinnerte, von einem hohen Gebäude zu werfen. Ich hoffte inständig, dass Kyle gelogen hatte. Andernfalls sah ich mich der Notwendigkeit gegenüber, das Kind meiner besten Freundin zu töten - zusammen mit der Zuneigung, die sie mir entgegenbrachte - oder zuzusehen, wie sie eines gewaltsamen Todes starb.
    Es hatte keinen Sinn zu versuchen, mit Claire zu reden. Sie hätte nicht verstanden, welche Gefahr ihr drohte, und sie wäre auch nicht bereit gewesen, die für ihren Schutz erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Es lag an dem verdammten Respekt vor dem Leben, von dem sie immer schwafelte, der sie zu einer Vegetarierin machte und mich zwang, mich fortzuschleichen, wenn mir der Sinn nach Fleisch stand. Sie hätte mir entgegengehalten, dass sie mich seit Jahren kannte und ich nie versucht hatte, sie umzubringen. Sie wäre verletzt und verwirrt gewesen, wenn ich ihr erklärt hätte, wie sehr sie sich irrte. Im Lauf der Jahrhunderte hatte ich gelernt, mich einigermaßen unter Kontrolle zu halten, aber ich blieb ein Monstrum. Wie der Mann, der mich gezeugt hatte, liebte ich Tod und Zerstörung immer etwas mehr als alles andere.
    Von meiner Mutter wusste ich kaum etwas, abgesehen davon, dass sie ein Dienstmädchen und dumm genug gewesen war zu glauben, dass es dem hübschen Sohn ihres Herrn um
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