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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt
Autoren: Karen Chance
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hatte, einem der mächtigsten und gefährlichsten Vampire auf der ganzen Welt. Ich selbst war zu oft unterschätzt worden, als dass ich diesen Fehler bei jemand anders wiederholte, ganz gleich, wie menschlich der Betreffende wirken mochte. Erst recht nicht bei diesem Mann.
    »Hoffentlich gibt’s dort eine Dusche«, sagte ich, schüttete den Rest des Alkohols über einen Stapel sehr leicht entflammbarer Vamps und warf ein Streichholz. »Ich muss mich waschen.«
    Das Apartment war piekfein und hatte tatsächlich Parkblick. Es erleichterte mich festzustellen, dass es die schlichten beige-und cremefarbenen Töne präsentierte, die für praktisch jeden Geschmack akzeptabel waren, bis auf meinen. Es bedeutete, dass er noch nicht lange genug in der Stadt war, der Wohnung seinen persönlichen Stil zu geben, und wiederum bedeutete: Vermutlich war er noch nicht lange genug hier, um mir nachzuspionieren. Ich vergeudete meinen Atem nicht für ein erleichtertes Seufzen, sondern konzentrierte mich auf die andere Person im Zimmer. Das war nicht die hiesige Einsatzzentrale des Senats, aber wenn ich mich nicht sehr irrte, saß eins ihrer Mitglieder auf einem hellbraunen Sofa und wartete auf uns.
    Der fremde Vampir stand mit einer fließenden Bewegung auf, als wir hereinkamen, und sein Blick glitt kurz über den Jungen, bevor er sich auf mich richtete. Ich rechnete mit der üblichen Reaktion, doch sie blieb aus, was zwei Schlüsse zuließ: Entweder hatte man ihn vorgewarnt, oder er beherrschte die Pokerface-Sache noch besser als ich.
    Kein Wunder. Vampire brauchten nicht zu atmen und hatten nur dann einen Herzschlag, wenn sie wollten; deshalb sah man ihnen kaum was an. Das galt insbesondere für die alten, und nach der Aura der Macht zu urteilen, die diesen Mann umgab, war er weitaus älter als die gut dreißig Jahre, nach denen er aussah.
    Ich musterte ihn interessiert, denn ich sah ihn jetzt zum ersten Mal, was mir ungewöhnlich erschien, wenn er wirklich so alt war, wie ich dachte. Die Neulinge kamen und gingen, und die meisten von ihnen segneten das Zeitliche, bevor sie Gelegenheit bekamen, länger zu leben als ein normaler Mensch - so viel zur Unsterblichkeit.
    Aber ich versuchte immer, den Überblick über die Hauptpersonen der Vampirwelt zu wahren. Es gab dort draußen nicht so viele Meister der ersten Stufe, und dieser fehlte in meinem geistigen Archiv. Rasch legte ich eine neue Akte an.
    Er trug die Art von dezenter Kleidung, die mein Gastgeber vielleicht in seiner Freizeit gewählt hätte, und sie betonte das, womit ihn die Natur großzügig ausgestattet hatte. Der Pullover in gebrochenem Weiß saß eng genug, einen attraktiven Oberkörper zu betonen, und die lohfarbene Wildlederhose spannte sich an muskulösen Oberschenkeln. Eine goldene Spange hielt dichtes kastanienbraunes Haar im Nacken zusammen. Es sah nach der Art von Haar aus, das Frauen in der Shampoo-Werbung haben: üppig, überreichlich und glänzend. Bei einem Mann hätte es weichlich aussehen sollen, ebenso wie die langen Wimpern der blaugrauen Augen, aber die breiten Schultern und der kantige Kiefer wirkten sehr männlich. Ich runzelte die Stirn. Vampire hatten bereits viele Vorteile; sie mussten nicht auch noch gut aussehen. Ich katalogisierte seinen Geruch - eine Mischung aus Whisky, gutem Leder und seltsamerweise Karamell - zum späteren Nachschlagen und konzentrierte mich wieder auf seinen Begleiter.
    »Du kannst im Bad durch den Flur duschen oder das in meinem Zimmer benutzen, wenn du möchtest«, wurde mir mitgeteilt. »Durchs Schlafzimmer am Ende des Flurs.«
    Ohne Rücksicht auf die teure Polsterung legte mein Gastgeber den Jungen aufs Sofa, und wer auch immer der Vamp mit dem kastanienbraunen Haar war, er ging ihm wortlos zur Hand. Er machte sich nicht einmal die Mühe, mich im Auge zu behalten, was ich seltsam fand. Seit einem halben Jahrtausend brachte ich Leute wie ihn um, und er ließ sich nicht einmal zu einem Blinzeln herab? Vielleicht dachte er, dass seine Chancen besser stünden als meine, und mit zwei Meistern der ersten Stufe im Zimmer hatte er wahrscheinlich recht.
    Ich ging durch den Flur, in dem es ein wenig nach Raumspray roch. Vermutlich war in der Werbung dafür von
    »Fliederduft« die Rede, aber mich erinnerte der Geruch eher an Chemikalienbottiche als an offene Wiesen mit wild wachsenden Blumen. Besonders scharfe Sinne hatten auch eine Kehrseite, wie so vieles andere an mir.
    Natürlich hatten sie auch Vorteile. Ich spitzte die
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