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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne
Autoren: Anne Barbour
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Nichte bereits erklärte, wollte ich nur dem hektischen Treiben in London eine Weile entfliehen. Auf dem Land findet man solche Ruhe. Meinen Sie nicht auch?«
    »O ja, Mylord!« stimmte die Tante ernst zu. »War es nicht Vergil, der geschrieben hat ,Mögen die Landschaft und die sich in den Tälern dahinschlängelnden Flüsse mich zufrieden stimmen’?«
    »Ganz recht, Verehrteste.«
    Du lieber Gott! dachte Christopher. Ich höre mich an wie ein Flaneur im Park. Er wandte sich dem Gastgeber zu. »Sie stehen mit der Universität in Verbindung, Sir Henry?«
    »Hm, ja«, erwiderte dieser und machte eine abwehrende Geste, die nur den Stolz unterstrich, der aus seiner Äußerung geklungen hatte. »Im Jahre 1770 habe ich mein Kunststudium am Trinity College mit einem Doktortitel abgeschlossen. Im Jahre 1775 war ich Universitätslehrer am Magdalene College und bin nun seit über fünfundvierzig Jahren Dozent. Mein bevorzugtes Studiengebiet ist die Restauration.«
    »Ah, ja!« warf Christopher ein und fühlte sich auf vertrautem Boden. »Charles II. Ein Schurke mit gewinnendem Wesen, wie ich hörte.«
    Sir Henry bedachte Lord Cordray mit einem strengen Blick. »Ich habe wenig Kenntnis vom moralischen Verhalten Seiner Majestät. Es sind die großen Literaten seiner Regierungszeit, an denen ich interessiert bin. Dryden, Bunyan, Congreve, Rochester und Samuel Butler.«
    »Ah«, äußerte Christopher, dann machte sich verlegene Stille breit.
    »Ja, tatsächlich«, sagte Mrs. Ferris nach einer Weile stolz.
    »Mein Bruder hat den Lehrstuhl für Literatur in der Zeit der Restauration eine Reihe von Jahren innegehabt. Er wird noch immer um Vorträge gebeten, zumindest…« Einen Moment lang trübte ein Anflug von Kummer Mrs. Ferris’
    ansprechendes Gesicht. »Das heißt… Nun, die vielen Essays und Bücher, die mein Bruder im Laufe der Jahre veröffentlicht hat, sind noch immer sehr gefragt.«
    Sir Henrys Hand zitterte ein wenig, und neben den Teeflecken, die er bereits auf seinem Krawattentuch hatte, erschien ein weiterer. Er räusperte sich.
    »Streng genommen, habe ich mich natürlich noch nicht ganz zurückgezogen.«
    Miss Tate und Mrs. Ferris tauschten einen gequälten Blick.
    »Nein, wirklich nicht«, fuhr Sir Henry wichtigtuerisch fort. »Im Augenblick bin ich mit einem Projekt befasst, das, wenn ich es so ausdrücken darf, wichtige, nein, sogar nachhaltige Auswirkungen auf die englische Literatur haben wird.«
    »Nein!« rief Christopher aus, den Faden dieser Ankündigung aufgreifend. »Erzählen Sie mir alles darüber, Sir.«

    »Hm, nein! Ich befürchte, das kann ich nicht.«
    Etwas verblüfft nahm Christopher die gleichzeitig erfolgenden Seufzer der Erleichterung zur Kenntnis, die beide Frauen von sich gaben.
    »Nein«, fuhr Sir Henry fort. »Ich kann diese Sache nicht mit Ihnen diskutieren, jedenfalls so lange nicht, bis meine These begründet ist. Es gibt viele Leute, die meine Bemühungen sabotieren würden. Nicht, dass ich Sie zu diesem bösartigen Haufen zählen wurde«, fügte er überschwänglich hinzu. »Aber es ist nicht gut, voreilig Informationen preiszugeben.« Er seufzte schwer. »Das ist eine Aufgabe, die nur ich in aller Stille ausführen kann. Sie erfordert all mein Wissen und alle meine Fähigkeiten, die ich mir in meiner langen und, wie ich zu Recht behaupten kann, sehr produktiven Karriere in der akademischen Welt erworben habe.«
    »Ich begreife vollkommen, Sir«, erwiderte Christopher, der sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wovon der alte Trottel redete. »Ich weiß Ihre Hingabe zu würdigen.
    Darf ich annehmen, dass Ihr Projekt im… hm… Kern etwas mit einer der Facetten der Restauration zu tun hat?«
    Argwöhnisch schaute Sir Henry Seine Lordschaft an, antwortete jedoch höflich: »Natürlich. In der Tat…« Er beugte sich vor und fuhr in fast verschwörerischem Ton fort: »… es betrifft eines der größten Geheimnisse jener Zeit.«
    Rasch lehnte er sich zurück, ganz so, als befürchte er, zu viel gesagt zu haben, und drückte den Zeigefinger an den Nasenflügel. »Es tut mir Leid, Sir, aber ich kann einfach nicht mehr dazu sagen. Ich frage mich jedoch, ob Sie mit dem Werk Samuel Butlers vertraut sind.«
    »Ah!« äußerte Christopher und versuchte verzweifelt, sich zu erinnern. »Ich glaube, das ist einer der weniger bekannten Dichter aus der Zeit der Restauration. Hm, lassen Sie mich überlegen. Hat er nicht eine Satire mit dem Titel ,Hubris’
    verfasst? Nein, ,Hudibras’.
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