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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11
Autoren: Guillou
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Sleep!«, brüllte er.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Mit Vizeadmiral Carl Hamilton, dem Oberbefehlshaber der palästinensischen Flotte«, dröhnte die Antwort so laut über die Brücke, dass einige jüngere Offiziere zusammenzuckten. Kon­teradmiral Sleep regulierte die Lautstärke.
    »Sind Sie gekommen, um der US Navy Ihr U-Boot zu übergeben, Admiral?«, fragte er, während er sich per Handzeichen mit seinem taktischen Chef über die erforderlichen Maßnahmen zu verständigen versuchte.
    »Negativ, Admiral. Wir sind aufgetaucht, um Sie freundschaftlich davon zu überzeugen, uns freies Geleit zu geben.«
    »Ebenfalls negativ, Admiral. Entweder Sie kapitulieren und übergeben uns Ihr U-Boot, oder wir versenken Sie. Was ist Ihnen lieber?«
    »Nichts davon, Admiral. Ich möchte Sie darauf hinweisen …, ich möchte Sie auf mehrere Dinge hinweisen und bitte Sie, mir in Ruhe zuzuhören. Ansonsten geraten wir vielleicht beide in Schwierigkeiten. Okay, Admiral?«
    »Ja. Was haben Sie vor, Admiral?«
    »Danke, Admiral. Erstens haben wir vier Schkwal-Torpedos auf verschiedene Abschnitte ihres Rumpfs gerichtet, unsere Torpedoluken sind geöffnet. Wenn ich sterbe, lässt meine Hand den Griff los, der den Abschuss bislang zurückhält. Haben wir uns so weit verstanden?«
    »Ja, Admiral. Und weiter?«
    »Wir haben fünfzehn amerikanische Kriegsgefangene von der USS Jimmy Carter an Bord. Die Namen lasse ich gerade über eine andere Frequenz an das Rote Kreuz funken, ich denke, das wird Ihrer Abhörzentrale nicht entgangen sein. Wir beabsichtigen, nach Kapstadt zurückzukehren, unsere Kriegsgefangenen zu übergeben und anschließend das Gebiet zu verlassen. Eine Sache noch. Unser Gespräch wird über Satellit direkt zum Fernsehsender Al-Dschasira übertragen. Haben Sie verstanden, Admiral?«
    »Verstanden. Ich bitte um eine kurze Pause, Admiral!«
    »Bewilligt. Sie können den Kontakt jederzeit wiederaufnehmen. Aber ich habe den Finger am Auslöser, und Sie sechstau­send Männer an Bord. Ende.«
    Was wie ein nettes und unkonventionelles Manöver begonnen hatte, erwies sich als die pure Hölle. Die beiden Freunde aus Kansas starrten sich in die Augen, als hofften beide, der andere würde plötzlich ein erlösendes Wort sagen.
    Dies war eine Situation, die es gar nicht gab, die es nicht geben durfte und die niemand je vorhergesehen hätte. Vom U-Boot aus würden sie jede Rakete mit bloßem Auge erkennen können. Vier Schkwal-Torpedos im Rumpf der USS George Washington wären eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes gewesen.
    Die Funker bestätigten, dass eine Namensliste ans Rote Kreuz geschickt worden war, vier Minuten später meldete die CENTCOM in Tampa, dass die Namen der Besatzungsmitglieder von der USS Jimmy Carter authentisch waren.
    »Wir müssen uns zwei Fragen stellen«, konstatierte der taktische Chef und alte Freund aus Kansas. »Wollen wir fünfzehn amerikanische Kriegsgefangene töten? Wollen wir riskieren, dass die USS George Washington versenkt wird?«
    »Verfluchte Scheiße, nein! Natürlich nicht!«, knurrte Konteradmiral Sleep und schlug sich verzweifelt mit der Faust an die Stirn. »Das ist unmöglich!«
    »Na denn«, seufzte der Freund und zeigte fast gelassen auf den Telefonhörer.

Epilog
    Als die U-1 Jerusalem zum zweiten Mal in die Hafenbecken von Kapstadt einfuhr, erregte sie noch mehr Aufmerksamkeit als beim ersten Mal. Die fünfzehn amerikanischen Kriegsgefangenen wurden der südafrikanischen Regierung übergeben. Be­dingungen wurden nicht gestellt. Die USA hätten keine palästinensischen Häftlinge im Austausch zu bieten gehabt, nicht einmal in Guantánamo.
    Während des kurzen Versorgungsaufenthalts in Kapstadt gab Mouna al-Husseini nur dem staatlichen Fernsehen von Südafrika ein Interview. Sie bestätigte, was die amerikanischen Medien bereits enthüllt hatten. Die USS Jimmy Carter und die USS Alexandria hatten im Hinterhalt gelegen und das Feuer eröffnet. Anschließend hatte die USS Alexandria kapituliert. Im Übrigen teilte sie mit, ihr Auftrag sei hiermit erfüllt. Man werde das U-Boot an Russland zurückverkaufen, unter anderem, weil man das Geld für das hungernde Gaza benötige. Die politische Forderung nach einem freien Gaza halte man aufrecht.
    Als die U-1 Jerusalem daraufhin ohne Festlichkeiten abtauchte und verschwand, warteten vor der südafrikanischen Küste keine Jagd-U-Boote.
    Verteidigungsminister Rumsfeld trat freiwillig zurück. Nicht nur die Demokraten hätten ihn am liebsten vors
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