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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11
Autoren: Guillou
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ich dich so förmlich anspreche, George, aber nun meine ich wirklich dich als Präsidenten. Wir haben ein akutes Problem. Vor einer Stunde hat dieses U-Boot, die Al Quds, den Hafen von Dschidda angelaufen. Dort liegt sie nun, gut sichtbar. Das ist unser Problem.«
    »Was, welches U-Boot? Meinst du das U-Boot?«, fragte Präsi­dent George W. Bush. »Mit anderen Worten, es befindet sich immer noch im Persischen Golf. Wie schön.«
    »Nein, nicht im Persischen Golf, mein Freund. Es liegt in Dschidda, dem Hafen der Heiligen Stadt Mekka. Also im Roten Meer. Das ist ärgerlich, aber es ist eine Tatsache.«
    »Könnt ihr es versenken und die Besatzung internieren?«, fragte George W. Bush, dessen Optimismus plötzlich wieder aufflackerte.
    »Nein, mein lieber Freund, das können wir ganz bestimmt nicht. Jetzt hör mir mal zu. Wir sind überrumpelt worden. Irgendeine palästinensische Reederei hatte einen Hafenplatz reserviert, die Formalitäten in Dschidda sind ziemlich kompliziert. Und plötzlich, kurz vor Mitternacht, kam dieses U-Boot hereingeglitten, und nun laden sie, wie die Verrückten. Das können wir nicht verhindern, aber ich hoffe, dass wir sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Nun bitte ich dich, als Freund von mir und meiner Familie, nicht auf die glänzende Idee zu verfallen, das U-Boot auf unserem Territorium zu attackieren.«
    »Aber bisher habt ihr uns doch im Kampf gegen den Terrorismus immer unterstützt?«, wandte George fast traurig ein, als sei er persönlich enttäuscht.
    »Ja, George, das haben wir. Aber der Preis war hoch. Ich verstehe, dass du diesen Leuten an den Kragen willst, vor allem, nachdem sie euer bestes U-Boot versenkt haben. Das kann ich wirklich nachempfinden. Aber du darfst sie unter keinen Umständen auf unserem Territorium angreifen. Es würde die saudische Monarchie und unsere langjährigen und guten Verbindungen gefährden. Ich bitte dich also von ganzem Herzen: Kein Angriff auf unserem Territorium! Und kein Wort an die Israelis! Jeder weiß, dass sie keine eigenen Satelliten haben. Im Falle eines israelischen Angriffs würde jeder vermuten, ihr hättet ihnen einen Tipp gegeben.«
    »Unser taktischer Vorteil besteht darin, dass wir die exakte Position des U-Boots kennen, wenn es den Hafen verlässt, was es vermutlich noch vor dem Morgengrauen tun wird«, schaltete sich Condoleezza Rice ein. Aus ihrer Sicht wäre eine Attacke auf Saudi-Arabien noch schlimmer gewesen als ein Angriff auf Kapstadt.
    »Ich verstehe«, sagte George W. Bush und machte ein scharfsinniges Gesicht, indem er die Augenbrauen hochzog.
    »Ich nehme an, diese Terroristenlady Hosianna ist bei euch beliebt?«
    »Nein, George«, gab Prinz Bandar sanft zurück. »Nicht beliebt. Für die ungebildeten Massen ist sie eine Göttin, die Jeanne d’Arc der muslimischen Welt. Ich denke, wir haben uns verstanden. Unsere Freundschaft, und die Freundschaft zwischen unseren Familien, liegen mir sehr am Herzen. Verzeih mir, dass ich unangemeldet deine Zeit in Anspruch genommen habe, aber nun muss ich zurück zu meiner eigenen Familie, die ungeduldig mit dem Essen auf mich wartet. Danke für das Gespräch, George.«
     
    Eine amerikanische Flugzeugträgereinheit war die wunderbarste Kriegsmaschinerie, die es je auf Erden gegeben hatte. Sie konnte theoretisch alles vernichten, was ihr im Umkreis von achthundert Kilometern in die Quere kam. Der Flugzeugträger selbst bildete das Zentrum von verschiedenen Kriegsschiffen und Militärflugzeugen. Er war vierundzwanzig Stockwerke hoch, verfügte über ein neunzig Meter breites Flugdeck und hatte an die sechstausend Männer an Bord. Im Herzen der Kampfgruppe herrschte der kommandierende Konteradmiral wie ein König, er stellte das neuzeitliche Pendant zu den römischen Heerführern dar.
    Die Vereinigten Staaten von Amerika verfügten über neun solcher Kampfeinheiten, die über die Weltmeere verteilt waren. Der Präsident konnte jederzeit jede beliebige dieser Einheiten an jeden beliebigen Ort beordern und befehlen, dass sie ein beliebiges Angriffsziel vernichtete.
    Die Trägerkampfgruppe im Indischen Ozean, dessen Flaggschiff der Flugzeugträger USS George Washington unter dem Kommando von Konteradmiral Daniel E. Sleep war, hatte vom Präsidenten den Befehl erhalten, das Terror-U-Boot im Roten Meer aufzuspüren und abzuschießen. In diesem Moment befand man sich acht Stunden von Dschidda entfernt. Es hieß, man solle erst zum Angriff übergehen, wenn der Feind sich nicht mehr
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