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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11
Autoren: Guillou
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ja.«
    »Im Namen der palästinensischen Flotte erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau!«
    Stürmischer Beifall und perlender Schaumwein.
    Eine halbe Stunde später saß Carl mit Rashida Asafina und ihrer Kamerafrau am Tisch. Er ahnte, dass die Kamera eingeschaltet war, ließ sich aber nichts anmerken.
    »Wissen Sie, Rashida«, sagte er langsam, »dies war für mich der schönste Moment an Bord der U-1 Jerusalem. Die Hoffnung stirbt zuletzt.«
    »Haben wir denn nur noch unsere Hoffnung?«, hakte Rashida routiniert nach.
    »Ja«, sagte Carl. »In wenigen Stunden begeben wir uns in die Todeszone, und was dann passiert, weiß niemand.«
     
    Das Pentagon hielt so dicht wie ein Sieb. Man merkte, dass die Leute ihren Chef loswerden wollen, stellte Condoleezza Rice fest.
    Sie selbst war darauf bedacht gewesen, öffentlich nie die Formulierung des Präsidenten vom feigen Hinterhalt zu verwenden oder sich den Erklärungsmustern des Pentagons anzuschlie­ßen, niemand auf der Welt könne ein U-Boot der Seawolf-Klasse besiegen, es sei denn, er betriebe einen besonders bösartigen Terrorismus und überfiele hinterrücks ein friedliches und ahnungsloses U-Boot.
    Sie hatte auch nicht offen widersprochen, sondern versucht, auf dem schmalen Grat zwischen Illoyalität und Lüge nicht ins Straucheln zu geraten. Als die genau recherchierenden Journalisten all ihre Aussagen auseinandernahmen, fanden sie keine einzige Lüge.
    Die Washington Post brachte die Lüge vom »Hinterhalt am Kap der Guten Hoffnung« als Erste auf die Titelseite. Auf wundersame Weise hatten sich Mitschriften von den Tonbandaufnahmen verselbstständigt, die dem Kriegsgericht auf der Insel Diego Garcia vorgespielt worden waren.
    Jede Bitte um ein Interview mit dem Kommandanten der USS Alexandria, Kapitän zur See Martin L. Stevenson, wurde mit der Begründung abgelehnt, das U-Boot und seine Besatzung seien in einem geheimen Auftrag unterwegs, der mindestens sechs Wochen dauern würde. Gespräche über das Satellitentelefon oder andere Formen der Kommunikation seien leider nicht möglich, da die USS Alexandria strikte Funkstille einhielt. Hiermit sollte angedeutet werden, dass sie sich an der groß angelegten Jagd auf das Terror-U-Boot beteiligte.
    Die Enthüllung, dass nicht die U-1 Jerusalem, sondern die Vereinigten Staaten im Hinterhalt gelegen und das Feuer eröffnet hatten, traf den britischen Premierminister merkwürdigerweise härter als George W. Bush.
    Blair hatte im Parlament eine Rede gehalten – die nun ständig auf allen Kanälen wiederholt wurde – und dafür teils Jubel, teils vernichtende Kritik geerntet. Er hatte die rhetorische Frage gestellt, ob ein demokratischer Staat »einem sogenannten Präsidenten, der sich als Boss einer rücksichtslosen und blutrünstigen Terroristenbande bezeichnete« mehr Glauben schen­ken sollte als seinen Freunden und Verbündeten in der größten Demokratie der Welt. Unglücklicherweise hatte er angedeutet, der britische Geheimdienst verfüge über ein geheimes Dokument, das die amerikanische Version vom »Hinterhalt am Kap der Guten Hoffnung« bestätige.
    Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hatte der Hinterhalttheorie anfänglich nicht viel entgegenzusetzen. Er hatte nur immer wieder mit flatternden Lidern beteuern können, laut seinem strikten Befehl hätte die Jerusalem niemals das Feuer eröffnen dürfen. Aber Genaueres wisse er nicht, schließlich sei er nicht dabei gewesen.
    Doch dann die Enthüllung in der Washington Post. Nun stand fest, dass Tony Blair das Parlament wieder einmal angelogen hatte. Er gab bekannt, dass er im Sommer zurücktreten werde.
    Das Pentagon und das britische Marineministerium waren diesmal vorsichtig genug, von ihren »Fortschritten« bei der Jagd auf die U-1 Jerusalem, die nunmehr seit drei Wochen verschwunden war, nicht allzu viel Wirbel zu machen. Es hieß, das U-Boot befinde sich wahrscheinlich an der Westküste Afrikas oder vor der Straße von Gibraltar. Offensichtlich war man aus Schaden klug geworden.
    Als Condoleezza Rice ins Krisenzimmer des Weißen Hauses gerufen wurde, dachte sie, nun werde es bald Zeit für Rummys Schwanengesang. Etwas Wichtiges und Unerwartetes musste passiert sein, und sie nahm nicht an, dass es sich um gute Neuigkeiten handelte.
    Hinterher wurde ihr klar, dass sie mit Rücktritt hätte drohen sollen, aber ihr persönliches Verhältnis zu George W. Bush vernebelte ihr ansonsten so scharfes Urteil.
    Unter normalen Umständen hätte die
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