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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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bezahlen, landet auf der Straße und muss betteln gehen. An ihrer Stelle würde ich auch weinen.
    »Ach, Adi!« Die Alte lässt den Brief sinken und lächelt.
    »Wie bitte?«
    »Adi! So hat die Queen Adolf Schmitz genannt, damals in Australien. Es war die Liebe ihres Lebens, aber ihre Familie war dagegen«, erklärt die alte Dienerin und seufzt wieder.
    Ich gebe offen zu: Bis gerade eben hatte ich große Zweifel, ob Adolf Schmitz’ Geschichte überhaupt stimmt. Ich werde mich bei ihm entschuldigen müssen, wenn ich zurück bin.
    Falls ich jemals zurückkehre, denn über die Frage, wie ich hier wieder rauskomme, habe ich mir bisher noch gar keine Gedanken gemacht. In einer halben Stunde fährt unser Bus und bis dahin muss ich es geschafft haben. Irgendwie.
    Während ich noch über meinen Rückzug grübele, holt die Alte einen goldenen Füller aus ihrer Tasche und notiert etwas auf einer Serviette, die sie danach zu einem kleinen Briefchen zusammenfaltet. Mit dem Wachs aus dem Stövchen, das unter der Teekanne brennt, verschließt sie die Nachricht. Dann drückt sie mit ihrem Siegelring ein Wappen in das heiße Wachs: Darin sind ganz viele Löwen und eine Harfe.
    »Gib das deinem Freund Adi, wenn du ihn siehst.« Die Alte reicht mir die versiegelte Nachricht.
    Als ich sie einstecke, sehe ich, wie zwei von den Wachsoldaten über den Rasen auf uns zulaufen. Sie sehen ziemlich aufgeregt aus.
    Ich habe ja gewusst, dass das Ärger gibt.
    Ich springe auf und will weghüpfen, aber die Alte gibt mir ein Zeichen: Ich soll ruhig sitzen bleiben. Die beiden Soldaten sind bewaffnet, das kann ich sehen, weil sie schon ganz nah sind. Die alte Dienerin hat recht. Ein Fluchtversuch wäre reiner Selbstmord. Also tue ich einfach so, als wäre ich ein riesiger Frosch, der sich aus einem der Teiche in den Pavillon verirrt hat.
    Als die beiden Wachen uns atemlos erreichen, richten sie ihre Gewehre auf mich und brüllen etwas, das ich wieder nicht verstehe. Aus Angst, Opfer eines Übersetzungsfehlers zu werden, sage ich gar nichts, sondern hebe meine grünen Flossen in die Höhe, um zu zeigen, dass ich unbewaffnet bin.
    Erst als die alte Dienerin mit ihnen redet, lassen die Wachen ihre Waffen sinken. Dabei sprechen die zwei Soldaten die Alte die ganze Zeit mit »Your Majesty« an.

    Erst jetzt fällt mir auf, dass die alte Dienerin große Ähnlichkeit mit der Frau besitzt, die bei den Foolmans überall im Wohnzimmer hängt.

    Drei Optionen, um ungeschoren aus der Sache wieder rauszukommen:
    1) Ich werfe mich wie COOLMAN vor ihr in den Staub, krieche rückwärts bis zum Tor und verschwinde so, wie ich gekommen bin.
    2) Ich drehe mich einfach um, renne los und lasse mich von den Wachen erschießen.
    3) Ich flehe um Gnade und bitte, den Rest meiner Tage als Frosch in den Teichen des königlichen Parks fristen zu dürfen.

    Punkt drei scheint mir der erfolgversprechendste.
    Oder vielleicht doch besser Nummer zwei?
    Dann habe ich es schneller hinter mir.
    »Die Wachen werden euch beide zum Ausgang geleiten«, unterbricht die Queen meine Überlegungen.
    »Wieso euch?«, frage ich irritiert.
    »Nur so ein Gefühl«, antwortet sie und zwinkert mir verschwörerisch zu. »Adi hatte auch so einen, hat er mir damals erzählt. Es war nett, dich kennenzulernen, und vergiss die Nachricht nicht.«
    Sie nickt mir noch einmal huldvoll zu, dann widmet sie sich ihren Hunden, die immer noch flach auf dem Boden liegen und erst jetzt auf ihr Zeichen hin aufspringen, um auf ihren Schoß zu hüpfen. Alle vier.
    Ich verzichte auf einen höflichen Diener zum Abschied, damit habe ich in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Ich belasse es bei einem möglichst lässigen Winken und folge dann den beiden Wachen, die mich wortlos zu einer kleinen Pforte bringen, die nach draußen auf die Straße führt.

    Als ich den Bus erreiche, hupt der Fahrer schon ungeduldig. Alle anderen warten nur noch auf mich. Auch meine Schwester Opti, die neben Lena in der letzten Reihe sitzt. Die zwei unterhalten sich prächtig, und als sie mich sehen, lachen sie beide.
    Ich hüpfe schnell auf einen freien Platz ganz vorne, und dabei ist es mir völlig egal, ob alle mich anstarren oder nicht.
    Ich bin ein Frosch, na und?
    Die haben ja alle keine Ahnung, dass ich kein gewöhnlicher Frosch bin, sondern einer, der eben noch mit der Queen Kekse gegessen hat.
    Welcher Frosch kann das schon von sich behaupten?

11. Kapitel
    Endlich nach Hause

    Harvey und das Zuckerpferd haben keine Zeit,
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