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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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als hätte ich eine ganze Packung Gummibänder auf einmal verschluckt.
    »Der war viel besser als die Lieder von Charles. Weißt du, wer die in Wahrheit schreibt?«, erzählt Lena weiter. »Sein Butler!«
    Als wenn ich das nicht geahnt hätte!
    Okay, es ist kein schöner Zug, schlecht über seinen Rivalen zu reden. Aber ich kann einfach nicht widerstehen. Während der Fahrt zur Fähre erzähle ich Lena detailliert von dem Versicherungsbetrug des kleinen Lords und auch von dem Brief, den ich der Königin gegeben habe.
    »Das liegt doch auf der Hand! Es gibt gar keine andere Erklärung für das Verschwinden des Hutes.«
    Lena sagt nichts, schaut aber nach hinten, wo Alex und Justin wieder angefangen haben, Papierkügelchen durch den Bus zu schießen.
    »Die waren es nicht«, beantworte ich ihren unausgesprochenen Verdacht.
    »Hast du Beweise? Du hast mir das alles schon mal erzählt. Damals hattest du keine«, sagt Lena, und dabei bildet sich auf ihrer Stirn eine tiefe Querfalte, die mir gar nicht gefällt. Sie glaubt mir nicht, also muss ich etwas dicker auftragen.
    »Klar habe ich Beweise.«
    »Welche?«

    »Dokumente, Fingerabdrücke, Fotos ... das Übliche halt«, bluffe ich.
    »Wirklich? Zeig doch mal.« Erleichtert bemerke ich, dass sich die Falte auf ihrer Stirn etwas glättet.
    »Die sind doch alle in dem Brief an die Queen. Die braucht sie doch, um ihm das Handwerk zu legen.«
    Die Falte wird wieder etwas tiefer.
    »Und du warst wirklich bei der Queen?«
    Zumindest das kann ich beweisen. Ich hole die versiegelte Serviette aus der Tasche.
    »Das hier ist ihr Wappen«, sage ich und zeige auf das Siegel. »Sie hat mich zu Tee und Keksen eingeladen.«
    »Was steht denn da drin?«
    »Weiß ich nicht. Das ist so eine Art Liebesbrief.«
    Lenas Stirn wird so tief wie der Grand Canyon.
    »Natürlich nicht an mich!«, werfe ich schnell ein. »Ich bin nur der Bote. Der Brief ist für einen Bekannten von mir.«
    »Wie romantisch«, seufzt Lena. Ihre Stirnfalte hat sich jetzt völlig aufgelöst.
    Den Rest der Fahrt reden wir nicht mehr viel. Aber es ist kein blödes Schweigen, weil keiner weiß, was er sagen soll, sondern ein schönes, weil man gar nichts zu sagen braucht.
    Irgendwann schläft Lena ein und dabei sinkt ihr Kopf auf meine Schulter. Das fühlt sich gut an, und da stört es mich gar nicht, dass mich alle paar Minuten eine durchgesabberte Papierkugel am Hinterkopf trifft.

    Lena schläft noch, als die Fähre ablegt. Ich decke sie mit meiner Jacke zu und lasse sie schlafen. Dann gehe ich an Deck. Ich habe schon bei unserer Hinfahrt die Kanalüberquerung verpennt. Diesmal will ich das auf keinen Fall verpassen.
    Um an Deck zu gelangen, muss ich in einem schmalen Gang eine steile Eisentreppe hinaufsteigen. Das ist gar nicht so einfach, weil das Meer ziemlich unruhig ist. Ich muss mich rechts und links am Geländer festhalten, um nicht herunterzufallen. Erst als ich im Freien stehe, sehe ich, wie groß die Wellen wirklich sind. Sie sind ziemlich hoch und lassen das Schiff wie eine Wippe auf und ab und auf und ab und auf und ab und auf und ab ... Mir wird übel.
    Opti geht es auch nicht besser. Sie hängt über der Reling und sieht schon aus der Ferne ziemlich elend aus. Ich kann ihre Hautfarbe nicht erkennen, weil ihr ihre roten Haare ins Gesicht hängen, aber ich wette, sie ist grün. Nicht so grün wie frisches Gras, sondern eher so grün wie frischer Schimmel.
    Mit Mühe kämpfe ich mich über das schwankende Deck zu ihr hinüber.
    »Peace, Opti!«, begrüße ich sie und versuche dabei so zu klingen, als ob mir der Seegang nichts ausmachen würde. »Alles klar bei dir?«
    Meine Schwester hebt den Kopf und sieht mich an, als wäre ich der letzte Idiot. Lena guckt mich auch manchmal so an. Ich bin das gewohnt. Immerhin kann ich so sehen, dass ich mich mit ihrer Gesichtsfarbe geirrt habe. Ihre Wangen sind nicht grün wie frischer Schimmel, sondern eher wie Schimmel, der sich seit ein paar Tagen auf den Pausenbrötchen unseres Schulhausmeisters ausbreitet.
    »Zum Teufel mit dem ganzen Peace-Scheiß!«, zischt Opti mir zu. »Und nenn mich nie wieder Opti! Mein Name ist Anti! Merk dir das!«
    »Ich dachte, das Leben ist schön? Hast du selbst gesagt!«
    »Ein tragischer Irrtum!«, erwidert Anti und wankt zur Treppe, die auf das Parkdeck führt, wo die Autos und Busse stehen.
    »Wo willst du hin?«, rufe ich ihr nach.
    »Mich umziehen!«, antwortet Anti, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Ich muss aus diesen
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