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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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gedeckt ist.
    Auf einem Teller liegen Kekse und duften verlockend. Ich hüpfe ein bisschen näher heran. Die Plätzchen riechen nach Zimt und Vanille. Keine Spur von Essig oder so, also völlig ungefährlich.
    Ich will gerade meine Hand ausstrecken, als eine Meute braun-weiß gescheckter Hunde kläffend auf mich zugestürmt kommt. Drei springen an mir hoch und versuchen, mir durchs Gesicht zu lecken. Ein vierter beißt sich in meiner rechten grünen Schwimmflosse fest.
    »Down! Down!«, brülle ich, und gleich noch einmal: »Down! Down! Down! Down!«
    Ich klinge wie ein Gummiball.
    Die Hunde beeindruckt mein Geschrei kein bisschen, obwohl die doch bestimmt Englisch können. Sie zerren weiter an meinem Kostüm, als wollten sie mich in Stücke reißen.
    »Linnet! Monty! Willow! Holly!«
    Hinter mir ertönt eine scharfe Stimme. Sofort lassen Linnet, Monty, Willow und Holly von mir ab, legen sich flach auf den Boden und legen ihre Vorderpfoten schützend über ihren Kopf, als würden sie ein Gewitter erwarten.
    Als ich mich umdrehe, sehe ich eine von den Dienerinnen der Königin über den Rasen auf mich zukommen. Sie hat ein Kopftuch umgebunden und trägt einen Korb mit frisch geschnittenen Rosen oder Tulpen, so genau weiß ich das nicht. So, wie andere Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung haben, kann ich Blumen nicht auseinanderhalten. Das ist auch der Grund, warum Lena und ich ... aber das erzähle ich euch ein anderes Mal.
    Die Frau sieht aus, als wäre sie schon weit über siebzig. Sie tut mir leid, weil sie trotz ihres Alters immer noch arbeiten muss. In Mamas Zeitschriften steht ja immer, dass die Queen ihren Mitarbeitern nur Hungerlöhne zahlt. Wahrscheinlich muss die Alte arbeiten, weil ihre Rente nicht für die Miete reicht.

    Die alte Gärtnerin lächelt mir freundlich zu. Dann sagt sie etwas auf Englisch, das ich nicht verstehe.
    »Sprechen Sie vielleicht Deutsch?«, frage ich, weil es unser Gespräch erheblich erleichtern würde.
    »Nicht viel«, erwidert die Alte fast ohne Akzent und zeigt auf mein Froschkostüm. »Was suchst du hier? Fette Brummer?«
    Die Frau gefällt mir, weil sie trotz ihres harten Schicksals ihren Humor nicht verloren hat.
    »Kennen Sie die Queen?«
    »Ein bisschen«, antwortet die Alte ausweichend.
    »Behandelt sie Sie gut? Oder werden Sie geschlagen?«
    Die Alte zuckt nur die Schultern, was wohl so viel heißen soll wie: »Es könnte schlimmer sein.«
    »Sie Ärmste!«, seufze ich mitfühlend.
    Die Gärtnerin geht an mir vorbei in den Pavillon, setzt sich an den Tisch und gießt sich eine Tasse Tee ein. Mit einer Handbewegung lädt sie mich ein, mich auf den anderen Stuhl zu setzen.
    Mir ist nicht ganz wohl dabei. Was ist, wenn gleich einer der Bärenfellmützenwächter auftaucht? Oder, noch schlimmer: die Queen selbst? Dann kriegt die Alte bestimmt fürchterlichen Ärger.
    Ihr scheint das egal zu sein. Sie greift nach einem der herrlich duftenden Kekse und beißt hinein.
    »Greif zu! Die sind lecker.« Die alte Dienerin hält mir den Teller hin und da kann ich nicht widerstehen.
    Das Plätzchen schmeckt wirklich super und ist mit Abstand das Beste, was ich seit zwei Wochen gegessen habe. Weil es jetzt sowieso schon egal ist, nehme ich mir gleich noch zwei.
    »Könnten Sie ihr etwas von mir geben?«, frage ich kauend.
    »Wem?«
    »Na, der Königin«, erkläre ich und hole die zwei Briefe aus der Tasche, den von Adolf Schmitz und den von mir. »Der eine ist von einer verflossenen Liebe von ihr und der andere ist so eine Art Anklageschrift.«
    »Welcher ist der Liebesbrief?«, fragt die alte Gärtnerin und hält sich die Briefe an die Nase. »Bestimmt der, der nach Rasierwasser duftet, nicht wahr?«
    Ehe ich sie daran hindern kann, hat sie den Brief von Adolf Schmitz aufgerissen.
    »HALT! STOPP! Das dürfen Sie nicht! Der Brief ist für die Queen! Persönlich!«, rufe ich entsetzt.
    Aber es ist zu spät, sie hat schon angefangen zu lesen und sieht dabei so glücklich aus, dass ich mich nicht traue, ihr den Brief wieder wegzunehmen.
    »Adi!«, seufzt sie nach einer ganzen Weile, und wenn mich nicht alles täuscht, sind da sogar Tränen in ihren Augen.

    Ich hätte ihr den Brief nicht geben dürfen. Ich hatte Adolf Schmitz versprochen, ihn nur der Queen persönlich zu überreichen. Und jetzt bin ich schuld, wenn die Queen die arme, alte Dienerin von Bestien durch ihren Schlosspark hetzen lässt.
    Auf jeden Fall wird sie ihren Job verlieren, dann kann sie ihre Wohnung nicht mehr
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