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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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bescheuerten bunten Klamotten raus. Davon wird mir schlecht!«

    Das Deck ist ziemlich verlassen. Die meisten der Passagiere sitzen im Aufenthaltsraum, und das finde ich ziemlich dumm. Wenn die Fähre untergeht, braucht man eine Ewigkeit, um von da ins Freie zu gelangen.
    Das haben sogar Alex und Justin kapiert. Sie stehen auf der anderen Seite des Decks und füttern Möwen. Ein Gespräch mit den beiden könnte mich ablenken. Dann muss ich nicht immer an das Schaukeln der Fähre denken und an den – mit hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar bevorstehenden – Untergang des Schiffes, wenn der Sturm weiter anhält.
    Weil das Schiff so schwankt, ist es kaum möglich, das Gleichgewicht zu halten. Ich torkele zu den beiden hinüber, als wäre ich betrunken.
    »Hallo! Wie läuft’s? Was treibt ihr so?«, frage ich, als ich die zwei endlich erreicht habe.
    »Möwen füttern, echt, siehst du doch«, antwortet Justin.
    »Und womit?«, frage ich.
    »Autodichtungen, Alter.«
    »Wo habt ihr die her?«, versuche ich das Gespräch am Laufen zu halten.
    »Vom Parkdeck! Und jetzt nerv nicht, echt, wir haben zu tun«, erwidert Justin.
    Seit meine Schwester auf ihrem Peace-Trip ist, lassen es die beiden erheblich an Respekt mir gegenüber vermissen. Es wird Zeit, dass ich die zwei auf den neuesten Stand bringe, dann sind sie bestimmt auch wieder freundlicher zu mir.
    »Übrigens: Opti ist tot!«
    Alex und Justin lassen vor Schreck ihre Autodichtungen ins Meer fallen. Sofort stürzt sich ein halbes Dutzend Möwen kreischend auf die dicken Gummibänder, die auf den schäumenden Wellen treiben.
    »Sie ist als Anti wiederauferstanden und zieht sich gerade ihre schwarzen Sachen an.«
    Für einen Moment sind nur das Heulen des Windes und das Brausen des Wassers zu hören.
    »Ist schrecklich kalt hier auf Deck, Alter. Ich wollte mir gerade was Warmes für die Ohren holen. Soll ich dir auch was mitbringen?« Alex lächelt mich freundlich an.
    »Ist echt kein Problem. Machen wir gerne«, ergänzt Justin nickend.
    »Nicht nötig, aber danke für das Angebot«, sage ich und mache eine großzügige Geste. Mit einer Hand, die andere brauche ich, um mich an der Reling festzuhalten.
    An der Tür stoßen die beiden mit Lena zusammen. Sie ist aufgewacht und hat mich gesucht.
    Wie schön!
    Als sie mich entdeckt, winkt sie mir zu. Ich winke zurück und lasse dabei leichtsinnigerweise das Geländer los. Eine Riesenwelle erwischt mich hinterrücks und holt mich von den Beinen. Wie auf einem Surfbrett rutsche ich bäuchlings über das Deck direkt vor Lenas Füße.
    »Hast du mich so sehr vermisst?«, fragt sie grinsend.
    »Warum?«, frage ich zurück, als ich mühsam wieder auf die Beine komme.
    »Weil du es so eilig hattest, dich mir zu Füßen zu werfen.«
    Lena fröstelt, das sehe ich an der Gänsehaut auf ihren Unterarmen. Es ist wirklich kalt hier draußen. Vor allem mir, weil die Welle mich von oben bis unten durchnässt hat.
    »Ist dir nicht kalt?«, fragt Lena und sieht mich besorgt an.
    »Überhaupt nicht«, antworte ich, weil ich als echter Kerl nicht zugeben kann, dass ich friere wie ein Erdmännchen in einer Pinguinkolonie am Südpol.

    Ich entscheide mich für eine vierte Möglichkeit und nehme allen meinen Mut zusammen.
    Das ist nicht viel, aber es reicht, um Lena meinen Arm um die Schulter zu legen. Einen Moment lang halte ich die Luft an, ob sie das zulässt. Sie lässt es zu und plötzlich ist mir gar nicht mehr kalt. Im Gegenteil: Trotz der nassen Sachen wird mir ganz heiß vor Aufregung.
    Schweigend starren wir auf die Wellenberge, die immer höher werden.
    »Sind wir jetzt wieder zusammen?«, frage ich nach einer Weile, denn wenn wir schon zusammen untergehen, will ich das vorher wenigstens geklärt haben.
    »Vollidiot!«, erwidert Lena und lächelt mich an, sodass ich ihre Zahnspange sehen kann. »Meinst du, ich würde mich sonst von dir in den Arm nehmen lassen? Charles hat das auch mal probiert. Die Ohrfeige müsstest du noch unten im Dorf gehört haben.«
    »Armer Charles«, sage ich, doch das meine ich natürlich nicht ernst.
    »Er ist ein Snob! Aber er sieht süß aus. Findest du nicht auch? Hoffentlich sind die Richter nicht zu streng mit ihm«, erwidert Lena.
    »Hoffentlich«, erwidere ich, obwohl ich genau das Gegenteil hoffe.
    Und nein!
    Er sieht überhaupt nicht süß aus!
    Das behalte ich auch für mich, weil ich auf keinen Fall etwas sagen möchte, was die Situation – ich mit Lena im Arm – in irgendeiner Weise durch
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