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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Dauert nur eine Sekunde.«
    Adolf Schmitz greift nach einem Schreibblock, auf dem er ein paar Zeilen notiert. Dann steckt er das Blatt in einen Umschlag, sprüht etwas von seinem Rasierwasser darauf und versiegelt den Brief mit seiner Spucke.
    »Schon fertig«, sagt er, als er einen Namen auf dem Kuvert notiert hat. »Den gibst du der Königin. Aber nur persönlich, Jungchen. Verstanden?!«
    »Wem?« Ich starre ihn an, als hätte er von mir verlangt, im Himalaja eine Postkarte an den Yeti auszuliefern.
    »Der englischen Königin. Hörst du schlecht? Die wohnt doch auch in London.«
    »Warum schicken Sie den Brief nicht per Post?«, frage ich, weil ich nicht wirklich glaube, dass man da am Buckingham-Palast einfach so klingeln kann, um einen Brief abzugeben.
    »Nein, nein, nein! Das ist völlig unmöglich. Dann fängt es nur einer von ihren Kontrollettis ab. Persönlich ist es viel sicherer.«
    »Aber die Königin kennt Sie doch gar nicht!«
    »Hast du eine Ahnung, Jungchen«, erwidert Adolf Schmitz und kramt ein altes Foto hervor, auf dem er in einem Hafen neben einer jungen Frau in einem altmodischen Kleid steht. »Sie und ich hatten mal was, als ich mit meinem Schiff in Australien vor Anker lag, wo sie gerade auf Staatsbesuch war. Wir hätten damals fast geheiratet, aber man hat es ihr nicht erlaubt.«
    Ich bin nicht sicher, ob ich ihm die Geschichte glauben soll oder nicht. Die Frau auf dem Foto sieht nicht aus wie eine Prinzessin. Andererseits tragen die Prinzessinnen in Mamas Klatschzeitungen ja auch keine Krönchen oder rosa Kleider, sondern sehen genauso aus wie ganz normale Menschen.
    »Du musst es mir versprechen, Jungchen!«

    COOLMAN lässt nicht locker und auch Adolf Schmitz sieht mich immer noch bittend an.
    Was bleibt mir übrig?
    Ich reiche ihm feierlich die Hand und sage mit fester Stimme: »Versprochen!«
    Vielleicht werde ich auch nur weich, weil mich seine Geschichte an Lena erinnert. Lena ist in derselben Klasse wie ich und wir beide sind eine Zeit lang miteinander gegangen.

    Dafür waren es sehr intensive fünf Minuten. Auch wenn ich Lena vier davon gar nicht gesehen habe, weil sie in der Zeit auf dem Klo war. Trotzdem weiß ich, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlt.
    Schlecht. Es fühlt sich sehr, sehr schlecht an.

2. Kapitel
    London ist weit away

    Mit dem Brief von Adolf Schmitz in der Tasche erreiche ich eine halbe Stunde später den Parkplatz unserer Schule. Anti sitzt schon im Bus und hört Musik. Ihre Haare flattern, als hätte sie statt ihrer Kopfhörer einen Ventilator auf den Ohren.
    Meine Eltern stehen vor dem Bus und schwatzen mit anderen Eltern. Sie sehen alle nicht so aus, als würden sie ihre Kinder in den nächsten zwei Wochen vermissen.
    Im Gegenteil!
    »Hey, Alter! Das hättest du nicht erwartet, was?« Jemand haut mir von hinten auf die Schulter, und eine andere Stimme sagt: »Das ist echt cool! Wir werden ’ne Menge Spaß haben! Echt!«
    Ich brauche mich gar nicht erst umzudrehen. Ich weiß auch so, dass das Alex und Justin sind.

    Drei Gründe, warum ich die London-Sprachreisen-Idee anfangs gar nicht so schrecklich schlimm fand:
    1) Ich dachte, ich habe zwei Wochen Urlaub von COOLMAN.
    2) Ich dachte, ich bin Alex und Justin für zwei Wochen los.
    3) Ich dachte, ich gehe so Lena zwei Wochen aus dem Weg und komme über sie hinweg.

    Mit Punkt eins und zwei lag ich völlig daneben.

    Stellt euch die geistigen Fähigkeiten eines Lamas vor und teilt die durch fünfzehn. Dann habt ihr ungefähr den IQ von Alex und Justin zusammen.
    Als ich neu in der Stadt war und hier noch niemanden kannte, hat Anti den beiden Prügel angedroht, damit sie meine Freunde werden. Sie meinte es gut und hatte keine Ahnung, was sie damit anrichtet. Seitdem dackeln mir Alex und Justin ständig hinterher. Die beiden wissen, dass Anti einen schwarzen Gürtel in Karate hat, und das nicht nur, weil sie die Farbe so schön findet.

    Alex und Justin erzählen mir gerade ganz stolz, dass sie für die Sprachreise ein Stipendium für Minderbegabte bekommen haben, als unser Reiseleiter auch schon zum Einsteigen auffordert.
    Ich laufe zu meinen Eltern, um mich zu verabschieden. Zum Glück verzichtet Mama darauf, mich vor allen anderen abzuknutschen. Das fällt ihr bestimmt schwer, weil sie sich als Schauspielerin sonst keine Chance für einen Auftritt vor großem Publikum entgehen lässt. Papa gibt mir die Hand und streicht mir durchs Haar. Das ist okay.
    Als ich in den Bus einsteige, vertreiben Alex und
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