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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Seelchen bei den Dreharbeiten keinen Schaden nehmen und das ist bei einer Produktion wie
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ja auch nicht völlig auszuschließen. Aber die Kindertante lässt sich so gut wie nie blicken, was weder Lena noch mir etwas ausmacht. Meistens knutscht sie zwischen den Kulissen mit dem Beleuchter oder sie lässt sich von der Maskenbildnerin eine neue Frisur machen. Sie belästigt uns nicht, wir belästigen sie nicht. Das ist der Deal.
    »Zehn Prozent wovon?«, wiederholt Lena.
    »Nicht so wichtig«, wiegle ich ab und wechsle schnell das Thema. »Heute drehen wir auf dem Mond. Dieser Drehbuchautor ist echt das Phänomen, oder?«
    »Findest du?« Lena sieht mich mitleidig an, und es dauert eine Weile, ehe sie weiterspricht: »Ich habe die Mädchen gesehen.«
    »Was denn für Mädchen?«, frage ich scheinheilig.
    »Die vor dem Studio. Die, die da auf dich warten.«
    »Da sind Mädchen? Tatsächlich? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Mir schon.«
    Lena macht eine Pause. Sie sieht mich nicht an. Also, nicht direkt, sondern nur über den riesigen Spiegel, der vor uns an der Wand hängt.
    »Ich wollte mich bei dir entschuldigen für gestern. Wo wir doch zusammen drehen, ist es irgendwie blöd, wenn wir uns die ganze Zeit nur anschweigen. Wir sind doch beide Profis, oder?«
    Ich nicke nur, weil ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das eine Falle ist oder nicht.
    »Deswegen wollte ich vorschlagen, dass wir einfach alles vergessen, was war, und noch einmal ganz von vorn anfangen. Natürlich nur, wenn du das auch willst.«
    Versteht ihr die Mädchen?
    Ich nicht, aber ich werde gleich mal im Drehbuch nachschlagen, wann die nächste Kussszene dran ist.

    Hella van Achtern hat das Studio über Nacht mit silbernem Sand auffüllen lassen. Auf die Pappwände, die als Kulissen dienen, sind vereinzelte Sterne und ganze Galaxien aufgemalt. Es sieht wirklich ein bisschen aus wie auf dem Mond, abgesehen von den Tonskulpturen, die aus dem Sand ragen. Keine Ahnung, wie meine Mutter das geschafft hat, aber ich bin sicher, das hat sie eine Menge Geld gekostet.
    Während wir auf Jonny Pony warten, zeigt mir der Tiertrainer den Trick, mit dem ich mich von meinen Fesseln befreien soll, nachdem wir auf dem Mond gelandet sind.

    Ich denk ja gar nicht dran.
    »Muss man hier denn alles selbst machen? Bin ich denn nur von Idioten umzingelt?!«
    Auf der anderen Seite der Sandfläche feuert Jonny Pony gerade einen Praktikanten, der ihm einen Becher Kaffee mit vier statt fünf Löffeln Zucker gebracht hat. Das höre ich aber nur gedämpft, weil ich bereits den Raumanzug mit dem Helm trage. Durch das Visier kann ich Lena sehen, während mir der Tiertrainer für die Szene die Hände auf dem Rücken fesselt. Lena steht neben mir und hat auch schon ihren Anzug an. Wenn mich nicht alles täuscht, lächelt sie mir zu. So genau ist das aber unter dem Helm nicht zu erkennen.
    Jonny Pony kommt zu uns herüber, um uns ein letztes Mal zu erklären, was wir tun sollen.
    »Also, nachdem Kai sich befreit hat, hüpft ihr beiden glücklich auf dem Sand herum. Ihr tut ganz unbeschwert, weil ihr glaubt, hier auf dem Mond seid ihr sicher. In dem Moment stürmen zwei Gorillas auf euch zu und ihr flüchtet in hohen Sprüngen. Kapiert?«
    »Warum brauchen die Gorillas keine Raumanzüge?«, frage ich.
    Jonny Pony stutzt einen Moment, ehe er unwirsch erwidert: »Na, weil es Gorillas sind. Ist doch logisch, Kleiner! Sonst noch Fragen?«
    Ich würde gern noch wissen, wohin wir flüchten sollen, aber da höre ich plötzlich ein seltsames Rauschen in meinem Rücken.
    »Wir lassen euch jetzt das Helium ein! Wenn ich rufe: ›RUHE! WIR DREHEN!‹, geht es los.«
    Jonny Pony dreht sich um, um zu seinem Regiestuhl zu gehen. Doch dann bleibt er noch einmal stehen und sieht uns an.
    »Ich verlasse mich auf euch! Das ist die wichtigste und teuerste Szene im ganzen Film. Versaut sie nicht!«
    »Keine Sorge«, antworte ich, und das klingt ziemlich seltsam, weil ich schon etwas von dem Helium eingeatmet habe und sich meine Stimme anhört wie Donald Duck in der Geisterbahn.
    Jonny Pony hat jetzt auf seinem Stuhl Platz genommen. Alles ist bereit für die Aufnahme. Ich sehe Lena und nicke ihr zu.
    »RUHE! WIR DREHEN!«, brüllt Jonny Pony.
    Lena reicht mir ihre Hand, aber dazu muss ich mich erst befreien. Ich mache es genau so, wie der Trainer es mir beigebracht hat. Und es klappt! Ich kann es kaum glauben, alles läuft wie am Schnürchen.
    Hand in Hand hüpfe ich mit Lena über den
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