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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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silbernen Mondsand. Mit dem Helium fühle ich mich trotz des schweren Raumanzugs federleicht. Lena geht es genauso. Wir sind einfach nur glücklich und für einen Moment vergesse ich sogar die Kamera, Jonny Pony und den Rest des Teams. Das Einzige, was stört, sind die feinen Härchen, die bei Justins Angriff auf meine Frisur in meinem Kragen gelandet sind. Das Gas hat sie von dort hinten nach vorn gewirbelt. Jetzt kitzeln sie unter meiner Nase, und ich muss mich schwer beherrschen, um nicht plötzlich loszuniesen.
    Das Kribbeln in meiner Nase wird immer schlimmer.
    Es ist kaum noch auszuhalten.

    Aus den Augenwinkeln sehe ich zwei Gorillas über den Sand auf uns zuhetzen.
    Alex und Justin sind meine Rettung. Wenn sie uns erreicht haben, ist die Szene im Kasten und ich kann endlich niesen.
    Aber irgendetwas stimmt nicht mit den beiden.
    Als sie näher kommen, erkenne ich, dass an ihrem Kostüm kein Fetzen Fell mehr dran ist.
    Sie haben alles abrasiert.
    »AUS! AUS! AUS!«, brüllt Jonny Pony, der Alex und Justin jetzt auch entdeckt hat. »Das sind doch keine Gorillas! Ihr seht aus wie geschorene Pudel! Ihr seid gefeuert!«
    Während Jonny Pony weiter herumbrüllt, ist es mit meiner Selbstbeherrschung endgültig vorbei. Ich muss niesen. Es ist ein richtiger Anfall und ich kann gar nicht mehr aufhören. Mit dem ganzen Helium in meinem Anzug verliere ich dabei den Kontakt zum Boden und schwebe über den Mondsand rückwärts auf die Windmaschine zu. Das ist so eine Art riesiger Ventilator, den man beim Film benutzt, um Wind zu machen. Wie bei einem stotternden Raketenantrieb treibt mich jeder Nieser näher an die Teufelsmaschine heran. Gestoppt wird mein Flug erst, als ich gegen das engmaschige Gitter stoße, hinter dem die gewaltigen Rotoren verborgen sind.
    Ich bin gerettet.
    Denke ich.
    Falsch gedacht.
    Wieder einmal.
    Mit dem rechten Stiefel gerate ich bei meiner Landung gegen den An/Aus-Schalter.
    Prompt setzen sich die Rotoren in Bewegung.
    Erst langsam, dann immer schneller.
    Aus einem lauen Lüftchen wird schnell ein tosender Orkan, der den silbernen Sand aus dem Studio fegt und mich gegen die Kulissen schleudert. Wie Dominosteine kippen die Pappwände um und fallen krachend auf den Boden.
    Nach endlosen zehn Sekunden schafft es endlich jemand, die Windmaschine abzustellen und den Sandsturm zu beenden. Aber da ist es eigentlich auch schon egal, weil sich die eine Hälfte des Sands jetzt an der Studiowand auftürmt und die andere durch eine offene Tür in der ganzen Stadt verteilt wurde.
    Doch das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist, dass ich bei meinem Zusammenstoß mit den Kulissen an einem vorstehenden Nagel hängen geblieben bin. Durch das Loch in meinem Raumanzug strömt das Helium heraus. Wie ein Luftballon, dem mit einem Schlag die Luft entweicht, schieße ich durch die ganze Halle, bis ich endlich kopfüber vor Lena in einem Sandhaufen lande.

    Lena hat ihren Helm abgenommen. In ihrem Blick kann ich nicht die geringste Spur von Sorge oder Mitleid erkennen. Leider.
    »Du hast es vermasselt, Kai«, sagt sie und zeigt auf das völlig verwüstete Studio. »Du hast es komplett vermasselt.«
    Ich schaue mich um.
    Es ist schwer, Lena zu widersprechen.
    Die Kamera ist fast völlig im Treibsand versunken, und das gilt auch für das meiste andere Zubehör. Die Kulissen sind sowieso hinüber und mein Raumanzug sieht auch ganz schön mitgenommen aus. Jonny Pony steckt ebenfalls bis zum Hals im Sand und brüllt. Der Rest des Teams hockt zwischen den Trümmern und heult. Aber das liegt sicher nur daran, dass sie Sand in die Augen bekommen haben.
    Nur Alex und Justin weinen nicht. Im Gegenteil: Sie sehen ziemlich beeindruckt aus und strecken mir anerkennend den Daumen entgegen.
    Ich denke, es ist besser, wenn ich für eine Weile aus dem Studio verschwinde, damit ich beim Aufräumen nicht unnötig im Weg herumstehe.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen. Obwohl ich ja eigentlich nichts dafürkann. Trotzdem ist es bestimmt keine schlechte Idee, mich bei Hella van Achtern für die kleine Verzögerung bei den Dreharbeiten zu entschuldigen.
    Ich gehe in ihr Büro, aber sie ist nicht da. Ich setze mich auf ihren Schreibtischstuhl und beschließe zu warten, bis sie zurückkehrt.

    Das Computerspiel von Alex und Justin hatte ich ganz vergessen. So schlecht ist COOLMANs Vorschlag gar nicht. Warum soll ich mich langweilen, während ich hier warten muss? Vielleicht ist
Zombie-Klatschen
ja wirklich so gut, wie die beiden behaupten.
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