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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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zerkrümelten Resten des Baguettes herumliegen.
    »Das da«, sagt mein Vater und zeigt auf die Tüte, die ich immer noch in der Hand halte. »Dann warst du wenigstens nicht umsonst unterwegs.«
    »Ich esse heute in meinem Zimmer«, antworte ich sauer und drehe mich um.
    Wenn meine Eltern unbedingt ein verfettetes Kind wollen, dann esse ich eben die drei Cheeseburger im XL-Format, die Megaportion Pommes, und als Nachtisch lecke ich die Tütchen mit der Mayo und dem Ketchup aus. Und wenn ich fertig bin, werde ich platzen. Dann wird es ihnen leidtun, dass sie mir nichts von dem Hühnchen aufgehoben haben. Vor allem, weil sie die ganze Schweinerei in meinem Zimmer aufwischen müssen.
    Aber das geschieht ihnen recht.

    Danke, COOLMAN, mir ist schon schlecht.
    »Kai, warte doch mal! Wir müssen dir noch was sagen!«, ruft mein Vater hinter mir her, doch da höre ich es schon selbst. Aus meinem Zimmer wummert ein dröhnender Bass, der selbst noch durch die geschlossene Tür die Papiertüte in meiner Hand im Takt schwingen lässt. Als ich hineingehe, bestätigen sich meine schlimmsten Befürchtungen. Anti hat es sich in meinem Zimmer gemütlich eingerichtet, wobei meine Schwester ein etwas eigenwilliges Verständnis von Gemütlichkeit hat. Sie hat mein Fenster mit schwarzem Stoff verhängt, ihre Wäsche überall auf dem Boden verstreut und mindestens ein Dutzend stinkender Räucherstäbchen angezündet.
    »Hallo, Bruderherz!«, schreit Anti, um die Bässe zu übertönen. Sie liegt in meinem Bett und hat sich in ihre schwarze Bettwäsche gekuschelt. »Du musst mir Asyl gewähren, solange die verrückte Französin da ist. Hast du gesehen, was die mit meinem Zimmer gemacht hat? Das ist total verseucht. Das dauert Jahre, bis ich da die positiven Schwingungen wieder rauskriege. Sie hat sogar das Fenster aufgemacht und gelüftet. Völlig gaga, die Kleine!«

    »Was hast du denn da in der Tüte?«, unterbricht Anti uns neugierig.
    »Cheeseburger«, antworte ich einsilbig.
    »Krieg ich einen?«
    Ich reiche Anti die Tüte, weil mir der Gestank ihrer nach alten Socken riechenden Räucherstäbchen mit einem Schlag den Appetit verdorben hat.
    »Darfst du das denn überhaupt essen?«
    »Wieso?«, fragt Anti und wühlt hungrig in der Tüte.
    »Ich dachte nur, weil du doch jetzt Veganerin bist.«
    »Klar darf ich«, erwidert Anti schmatzend, weil sie sich schon den ersten Cheeseburger in den Mund geschoben hat. »Da ist ja null Fleisch drin. Das ist doch alles hundert Prozent Chemie. Auch der Käse. Der ist auch nicht aus Milch. Das kommt alles aus dem Labor.«
    Mitten in der Nacht wache ich auf. Es ist ganz still im Haus, abgesehen von Nikis Geplapper, die in Antis Zimmer gerade dabei ist, einen neuen Weltrekord im Dauertelefonieren aufzustellen.
    Ich liege in meinem Schlafsack vor dem Bett, in dem bis vor ein paar Minuten meine Schwester gelegen hat. Jetzt ist es leer, weil Anti aufgestanden ist und sich anzieht. Dabei ist es halb zwei und draußen stockduster.
    »Wo um alles in der Welt willst du hin?«, frage ich verschlafen. »Zu einer schwarzen Messe, bei der du und deine Freunde Katzen opfern?«
    »So einen Schwachsinn kann sich auch nur ein Fleischfresser ausdenken!«, erwidert Anti angeekelt, und das klingt fast so, als ob sie mit einem Menschenopfer weniger Schwierigkeiten hätte.
    »Wo willst du dann hin?«
    »Kein Wort zu Mama und Papa«, antwortet Anti, und dann erzählt sie mir, dass sie sich einer Gruppe angeschlossen hat, die eingesperrte Tiere befreit.
    »Wow! Ihr rettet wirklich Hühner aus Legebatterien?«, frage ich überrascht, weil ich ihr so etwas Edles überhaupt nicht zugetraut hätte. Ich bin fast sogar ein bisschen stolz auf sie. »Das finde ich super!«
    »Die Hühner kommen später dran«, erklärt Anti geschmeichelt. »Im Augenblick üben wir noch mit Meerschweinchen und Kaninchen, die wir aus ihren Gehegen befreien. Wusstest du, wie viele von denen zu Tode geschmust werden? Das ist ein Riesenskandal. Aber wir reden nicht nur, wir handeln auch und retten die armen Tiere vor dem Schmuseterror ihrer Besitzer.«

    Wenn COOLMAN recht hat – was ich nicht glaube –, dann hätte mein Vater das Kaninchen überfahren, das meine Schwester aus dem Käfig gelassen hat. Dann wäre auch Anti in die Sache mit Schnüffi verstrickt, und Lena würde mir niemals glauben, dass ich der einzig Unschuldige in einer Familie von Tiermördern bin.
    »Warst du gestern Nacht auch schon unterwegs?«, frage ich vorsichtig.
    »Klar«,
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