Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
Vom Netzwerk:
erwidert Anti stolz. »Ich bin jeden Abend unterwegs.«
    »Warst du auch im Garten des Bürgermeisters?«
    »Was denkst du denn?!« Anti sieht mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost.
    Erleichtert atme ich aus.
    »Da war ich natürlich als Erstes«, erklärt Anti und schlüpft durch die Tür in den Flur.
    Ich liege noch lange wach. Weil ich sowieso nicht schlafen kann, mache ich mir einen Plan für den nächsten Tag.
    Drei Punkte, die ich morgen unbedingt erledigen muss:
    1) Antis Todeskommandos stoppen.
    2) Ersatz für Schnüffi finden.
    3) Niki in der Schule am Reden hindern.
    Obwohl sie die halbe Nacht telefoniert hat, ist Niki am nächsten Morgen topfit und kein bisschen heiser. Im Gegensatz zu mir. Ich bin total übermüdet, weil ich mir bis zum Sonnenaufgang den Kopf zerbrochen habe, wie ich schnellstmöglich die drei Punkte auf meiner Liste abarbeiten kann. Dass vor allem bei Punkt 1 dringender Handlungsbedarf besteht, beweisen die vielen überfahrenen Kaninchen und Meerschweinchen auf der Straße, die kein so schönes Begräbnis wie Schnüffi bekommen haben. Niki bemerkt davon zum Glück nichts, weil sie während des ganzen Schulwegs begeistert von ihrem Pferd Chéri und von ihrem Freund plappert, von dem sie sich kurz vor der Abreise getrennt hat.

    »Übrigens ...«, unterbreche ich Niki, als sie für einen Moment still ist, weil wir am Schaufenster von »Biggis billiger Boutique« vorbeikommen, »... wäre es besser, wenn du in unserer Schule nicht so viel redest.«
    »Mais pourquoi? Warum das denn, Chéri? Findest du etwa, ich rede zu viel?« Niki sieht mich erstaunt an.
    »Nein, nein, ganz und gar nicht. Es ist nur, weil ... weil ...«, stottere ich, während ich nach einer wirklich überzeugenden Begründung suche. Ausnahmsweise könnte ich jetzt mal einen guten Tipp von COOLMAN gebrauchen. Aber der Verräter schweigt natürlich, weil er zu Niki hält. Also muss ich mir selbst was einfallen lassen.
    »Du solltest den Mund halten, weil ... weil deine geschlossenen Lippen einfach wunderschön aussehen.«

    Einen ähnlichen Dialog habe ich mal in einem Asterix-Heft gelesen. Da hatte der arme Römer auf Korsika auch keine Chance. Egal, was man in so einer Situation sagt, es ist auf jeden Fall das Falsche, und deswegen bin ich nur froh, dass COOLMANs Messer genauso unwirklich ist wie er selbst.

    Niki betrachtet konzentriert ihr Spiegelbild im Schaufenster von »Biggis billiger Boutique«, mal mit offenem, mal mit geschlossenem Mund. Das wiederholt sie eine Weile, ehe sie sich wieder mir zuwendet.
    »Du hast recht, Chéri. Mit geschlossenen Lippen sehe ich tatsächlich noch un petit peu besser aus«, sagt sie, aber das verstehe ich kaum, weil sie ihren Mund dabei nur einen Hauch weit öffnet.
    Den Rest des Weges sagt Niki gar nichts mehr, und wenn sich die beiden anderen Punkte auf meiner Liste genauso leicht abhaken lassen, könnte das noch ein richtig guter Tag werden.
    Als wir auf den Schulhof kommen, versuche ich, möglichst lässig auszusehen. Mit einer schönen und vor allem schweigenden Niki an meiner Seite wird das ein Auftritt, über den man noch in Jahrzehnten redet. Alle Jungen werden mich um das hübsche Mädchen an meiner Seite beneiden, und wenn ich Glück habe, sieht uns sogar Lena.
    Leider beachtet uns niemand, weil sich meine Mitschüler gemeinsam mit ihren französischen Gästen um einen Jungen drängeln. Es ist Mahmoud, der seine rechte Hand mit einem Fahrradschloss am Schultor angekettet hat und mit der linken Flugblätter verteilt.
    »Er hat den Schlüssel runtergeschluckt«, erzählt ein Schüler neben mir, und ein anderer will gesehen haben, wie Mahmoud kurz vorher mit dem Schlüssel »Sklaventreiber« auf die Motorhaube des Rektors geschrieben hat.
    Aus Neugierde hebe ich einen der Zettel auf, die überall auf dem Schulhof herumfliegen. »Schul-Boikot. Abschaffung der Schulflicht. Freihzeit, Einichkeit, Bruederligkeit fuer alle Schueler!«, steht unter dem Bild einer ziemlich stümperhaft gemalten Faust. Ich finde, dass die vielen Schreibfehler bei dem kurzen Text ja eher ein gutes Argument für das Gegenteil seiner Forderung sind. Aber das sage ich lieber nicht, weil alle anderen von Mahmouds Flugblatt restlos begeistert sind und ich mich nicht unbeliebt machen möchte.
    »Mon Dieu! Das hat er in Paris auch schon gemacht«, presst Niki zwischen ihren Lippen hervor.
    »Was?«, frage ich verständnislos.
    »Une grande révolution! Hast du nicht gesehen in den Nachrichten die Bilder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher