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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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von den brennenden Autos, den eingeworfenen Schaufenstern und den riesigen Schülerdemos in Paris? Das war Mahmoud, Chéri«, erklärt Niki.

    Eigentlich sollte ich mich über die Aussicht freuen, COOLMAN endlich loszuwerden. Aber seltsamerweise tue ich das nicht. Ich habe mich wahrscheinlich schon zu sehr an ihn gewöhnt. Er gehört zu mir wie der böse Wolf zu Rotkäppchen.
    »Die Flugblätter hat Mahmoud auf Papas Computer ausgedruckt«, reißt mich Lena aus meinen Gedanken. Sie steht plötzlich hinter mir, und es ist wirklich beeindruckend, wie sie es schafft, Niki komplett zu ignorieren und dabei gleichzeitig von oben bis unten feindselig zu mustern. »Papa hat getobt, als er es bemerkt hat, und Mahmoud Fernsehverbot erteilt. Deswegen will er jetzt Papas Wahlkampf sabotieren und ihn als Bürgermeister stürzen.«
    Mahmoud wird mir immer sympathischer, weil ich unseren Bürgermeister auch nicht besonders mag. Aber das darf ich mir nicht anmerken lassen, weil Lena ihren Papa liebt. Das muss irgendetwas mit den Genen zu tun zu haben, anders lässt sich das nicht erklären.
    »Wenn Mahmoud deinen père stürzen will, dann schafft er es auch«, nuschelt Niki.
    Zum Glück versteht Lena das nicht, weil Niki den Satz zwischen ihren geschlossenen Lippen hervorpresst und im Bauchreden noch nicht besonders gut ist.
    »Wenn Papa nicht wiedergewählt wird, findet er nie wieder einen anderen Job. Er hat ja nichts gelernt außer Bürgermeister. Dann müssen wir das Haus verkaufen und umziehen, und wie soll Schnüffi dann jemals wieder zurückfinden?«, erklärt Lena, und man kann sehen, wie sie gegen die Tränen ankämpft, weil sie vor Niki nicht wie eine Heulsuse aussehen will. Das ist sie eigentlich auch nicht, und dass sie jetzt so verzweifelt klingt, zeigt nur, dass es ihr tatsächlich ziemlich schlecht gehen muss.

    Ich muss lachen, weil COOLMAN wirklich komisch aussieht. Aber das kann Lena ja leider nicht sehen.
    »Findest du das etwa lustig?«, fährt sie mich an. »Du bist echt der letzte Idiot, Kai!«
    Ich muss mich zusammenreißen.
    Mich zusammenreißen und etwas Tröstendes zu ihr sagen.
    Und das möglichst schnell.
    »Keine Sorge, dein Vater bleibt Bürgermeister, und Schnüffi kommt auch wieder nach Hause, und wenn es das Letzte ist, was ich tue«, erkläre ich deswegen ernst und versuche dabei, möglichst entschlossen und heldenhaft auszusehen.
    »Danke«, erwidert Lena und haucht mir einen Kuss auf die Wange. Aber ich befürchte, sie macht das nur wegen Niki. So, wie ein Hund an einen Baum pinkelt, um sein Revier zu markieren.
    »Alter! Hast du schon gesehen?«
    »Das ist echt voll das Phänomen!«
    Alex und Justin kommen auf uns zugelaufen. Sie tragen ihre Gitarren auf dem Rücken und haben einen Stapel von Mahmouds Flugblättern in der Hand. Es wundert mich gar nicht, dass sie seine Forderung nach einem Boykott der Schule gut finden.
    »Was ist voll das Phänomen?«, frage ich.
    »Revolution und Rock ’ n ’ Roll fangen beide mit R an, Alter«, erklärt Alex stolz. »Das haben wir gerade entdeckt, und das kann unmöglich ein Zufall sein. Das hat was zu bedeuten.«
    Ehe ich ihnen erklären kann, dass Rollmops, Riesenrutsche und Reisebüro ebenfalls mit R anfangen und dass das überhaupt nichts zu bedeuten hat, taucht die Maier, meine Klassenlehrerin, auf dem Schulhof auf.
    Mit einem Schlag wird es ganz still, weil alle gespannt darauf warten, was als Nächstes passieren wird.
    »Los, weitergehen! Hier gibt ’ s nichts zu sehen. Die Revolution wird verschoben auf heute Nachmittag. Dann habt ihr sowieso alle frei«, scheucht die Maier ein paar von den Fünftklässlern zur Seite und nimmt ihnen die Flugblätter aus der Hand. Dann holt sie einen Rotstift aus ihrer Tasche und fängt an, Mahmouds Text zu korrigieren.
    »So, das schreibst du jetzt hundertmal in dein Heft ab. Aber diesmal ohne Fehler, bitte«, sagt die Maier mit einem freundlichen Lächeln, als sie ihm den roten Zettel reicht.
    Mahmoud sagt kein Wort, sondern zeigt nur auf das Fahrradschloss und zuckt dabei bedauernd mit den Schultern.
    »Unserem Hausmeister wird es eine Freude sein, dich zu befreien«, erklärt die Maier unbeeindruckt.
    Mahmouds hellbraune Haut wird noch ein bisschen heller, als er unseren Hausmeister über den Schulhof kommen sieht. Er hat eine riesige Eisensäge in der Hand. Der Mann sieht ziemlich sauer aus, weil Mahmouds Demo ihm heute Morgen das Geschäft am Schulkiosk verdorben hat, und er wirkt nicht so, als würde er bei
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