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Congo

Congo

Titel: Congo
Autoren: Michael Crichton
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weicher, warmer Uterus.
    Dieser Eindruck wurde durch die beklemmende Enge des Raums, der mit elektronischen Anlagen vollgestopft war, noch verstärkt. Vom Boden bis zur Decke flimmerten und leuchteten Dutzende von Kontrollbildschirmen und Leuchtdioden, und in dieser Umgebung sprachen die Techniker, während sie Skalenwerte einstellten und Stellknöpfe drehten, nur mit Flüsterstimme. Der Steuerraum war das elektronische Nervenzentrum der ERTS: Alle Nachrichten von Forschertrupps auf der ganzen Welt liefen hier ein, alles wurde hier aufgezeichnet, nicht nur eingehende Daten, sondern auch die aus dem Raum abgehenden Antworten, so daß die Unterhaltung, die in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1979 geführt wurde, Wort für Wort rekonstruiert werden konnte.
    Einer der Techniker sagte zu Karen: »Gleich haben wir die Impulsübertrager mit drauf. Tasse Kaffee?«
    »Nein«, sagte Karen Ross. »Sie wären wohl lieber da draußen, stimmt’s?«
    »Das steht mir eigentlich zu«, sagte sie. Sie sah auf die Bildschirme, die verwirrende Fülle sich drehender und sich verändernder Umrisse, während die Techniker sich an die Routineaufgabe machten, die vom Satelliten auf der Erdumlaufbahn abgestrahlten Signale elfhundert Kilometer über ihren Köpfen einzufangen.
    »Signalschlüssel.«
    »Signalschlüssel. Kennwort abfragen.«
    »Kennwort abgefragt.«
    »Träger fixieren.«
    »Träger ist fixiert. Es kann losgehen.«
    Sie achtete kaum auf den vertrauten Ablauf. Sie sah, wie auf den Bildschirmen atmosphärische Störungen sichtbar wurden. »Haben wir angefangen oder die da draußen?« erkundigte sie sich.
    »Wir«, sagte ein Techniker. »Auf unserem Merkzettel stand, wir sollten uns bei Sonnenaufgang Ortszeit mit ihnen in Verbindung setzen. Als nichts kam, haben wir angefragt.«
    »Merkwürdig, daß sie sich nicht gemeldet haben«, sagte Ross. »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich glaube nicht. Sie haben unseren Auslöseimpuls innerhalb von fünfzehn Sekunden aufgenommen und fixiert, genau nach Vorschrift.
    Aha, es geht los.«
    Um 6 Uhr 22 Kongo-Zeit kam die Übertragung zustande: Man sah graue Störlinien über die Bildschirme laufen, dann wurde das Bild scharf. Sie sahen einen Teil des Lagers im Kongo, offensichtlich von einer Stativkamera aus. Sie erkannten zwei Zelte, ein niedergebranntes Feuer und Fetzen des Morgendunstes. Kein Mensch war zu sehen, nichts bewegte sich. Einer der Techniker lachte. »Wir haben sie im Schlaf überrascht.
    Wahrscheinlich müßten Sie mal dazwischenfahren.«
    Ross war dafür bekannt, daß sie streng auf die Einhaltung der Vorschriften achtete.
    »Arretieren Sie die Fernsteuerung«, sagte sie. Der Techniker drückte auf den entsprechenden Steuerknopf. Jetzt folgte die Kamera, die fünfzehntausend Kilometer von ihnen entfernt stand, den Anweisungen aus Houston. »Rundumschwenk Totale«, sagte sie.
    Der Techniker an der Konsole betätigte einen Führungshebel. Sie sahen, wie das Bild nach links wanderte, und nahmen weitere Teile des Lagers wahr. Es war zerstört: zerfetzte Zelte lagen am Boden, die Abdeckplane über den Vorratskisten war zur Seite gerissen, Teile der Ausrüstung lagen im Schlamm verstreut. Ein Zelt stand in Flammen, dunkle Rauchwolken stiegen von ihm auf. In der Nähe sahen sie mehrere Leichen. »Gott im Himmel«, sagte ein Techniker.
    »Schwenk zurück«, sagte Ross. »Nahaufnahme mit Auflösung sechssechs.«
    Auf den Bildschirmen sah man, wie die Kamera über das Lager zurückschwenkte. Sie sahen den Dschungel, aber immer noch nichts, was auf die Anwesenheit lebender Wesen schließen ließ.
    »Abwärtsschwenk, zurück in die Totale.«
    Man sah auf dem Bildschirm, wie die Kamera nach unten schwenkte, sie erkannten die silbern glänzende Parabolantenne und den schwarzen Kasten des Sendeempfängers. In seiner Nähe war noch ein Mensch zu sehen, einer der Geologen. Er lag auf dem Rücken. »Herrgott, das ist Roger…«
    »Gummilinse und in Position arretieren«, sagte Karen Ross. Auf dem Tonband klingt ihre Stimme kühl, fast unbeteiligt. Die Kamera fuhr auf das Gesicht zu. Ihren Augen bot sich ein schreckliches Bild: der Kopf war zerschmettert, Blut troff aus Nase und Augenhöhlen, der Mund stand weit offen.
    »Wie ist das passiert?«
    In diesem Augenblick fiel ein Schatten über das Gesicht des Toten. Karen Ross beugte sich ruckartig vor, ergriff den Steuerhebel und stellte das Varioobjektiv neu ein. Der Bildwinkel vergrößerte sich rasch; sie konnten jetzt die Umrisse des Schattens
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