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Congo

Congo

Titel: Congo
Autoren: Michael Crichton
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beherrscht.
    So ist es bis heute geblieben. Stanley hätte die Expedition gutgeheißen, die die Amerikaner 1979 in Heimlichkeit und Hast und mit dem Ziel, sie möglichst bald zu beenden, durchführten. Doch der Unterschied hätte Stanley erstaunt. Als er 1875 in das Gebiet der Virunga-Vulkane kam, hatte er für den Weg dorthin nahezu ein ganzes Jahr gebraucht die Amerikaner gelangten in kaum mehr als einer Woche dorthin.
    Und sicher hätte sich Stanley, der mit einer kleinen Armee von vierhundert Leuten reiste, über eine Expedition gewundert, die nur zwölf Köpfe umfaßte — darunter ein Menschenaffe. Die Gebiete, durch die die Amerikaner ein Jahrhundert nach Stanley zogen, waren unabhängige Staaten; der Kongo hieß inzwischen Zaire — der Fluß wie auch das Land. 1979 war mit dem Wort »Kongo« in Wirklichkeit nur noch das Einzugsgebiet des Flusses Zaire gemeint, auch wenn es von den Geologen aus alter Gewohnheit und wegen seines romantischen Beiklangs weiterbenutzt wurde.
    Trotz dieser Unterschiede hatten beide Expeditionen bemerkenswert ähnliche Ergebnisse.
    Wie einst Stanley verloren auch die Amerikaner zwei Drittel ihrer Expeditionsteilnehmer und kehrten ebenso verzweifelt aus dem Dschungel zurück wie Stanleys Leute ein Jahrhundert vor ihnen. Und wie Stanley berichteten auch sie Unglaubliches von Kannibalen und Pygmäen, von untergegangenen Kulturen im Dschungel und sagenhaften verlorenen Schätzen.
    Ich danke R. B. Travis von den Earth Resources Technology Services in Houston, Texas, für die Erlaubnis, auf Videobändern festgehaltene Berichte auszuwerten, und Dr. Karen Ross, ebenfalls von der ERTS, für darüber hinausgehendes Informationsmaterial über die Expedition, ferner Dr. Peter Elliot vom Zoologischen Institut der University of California in Berkeley und der Projektgruppe »Amy«, einschließlich Amy selbst, sowie Dr. William Wens von der Firma Kasai Mining & Manufacturing, Zaire, Dr. Smith Jefferson vom Institut für medizinische Pathologie der Universität Nairobi in Kenia und schließlich Captain Charles Munro aus Tanger, Marokko.
    Außerdem bin ich Mark Warwick, Nairobi, für sein Interesse an dem Projekt zu Dank verpflichtet, sowie Alan Binks, Nairobi, für seine Bereitschaft, mich in die Provinz Virunga, Zaire zu bringen, und Joyce Small für ihre Hilfe beim Vorbereiten meiner oft kurzfristig geplanten Reisen in abgelegene Teile der Welt. Ganz besonders danke ich schließlich meiner Assistentin Judith Lovejoy, ohne deren unermüdliche Mitarbeit unter extrem schwierigen Bedingungen ich dieses Buch nicht hätte schreiben und fertigstellen können.
    Michael Crichton

Prolog
    Die Knochenstätte
    Der Morgen dämmerte über dem Regenwald am Kongo. Die bleiche Sonne vertrieb die Morgenkühle und den beklemmenden feuchten Dunst. Ihr fahles Licht beleuchtete eine gigantische, stille Welt.
    Baumriesen mit Stämmen von zwölf Metern Durchmesser erhoben sich sechzig Meter hoch und breiteten dort ihr dichtes, den Himmel verdeckendes, ständig tropfendes Laubdach aus. Vorhänge aus grauem Moos, Schlingpflanzen und Lianen hingen in dichtem Gewirr von den Bäumen herab, aus deren Stämmen schmarotzende Orchideen sprossen. Vom Boden ragten, schimmernd vor Nässe, fast mannshohe Riesenfarne empor und hielten den Bodennebel fest. Hier und da schimmerte ein Farbfleck: die roten Blüten der giftigen Aphelandra und die blauen der Dicindraranke, die sich ausschließlich am frühen Morgen öffneten. Doch der Haupteindruck war der einer riesigen, allzu großen graugrünen Welt — dem Menschen fremd und unwirtlich.
    Jan Krüger legte sein Gewehr beiseite und streckte die steifen Glieder. Am Äquator kam die Morgendämmerung rasch, bald war es ganz hell, obwohl der Dunst noch nicht vollständig verschwunden war. Er ließ den Blick über das Expeditionslager schweifen, das er bewacht hatte: acht leuchtende orangerote Nylonzelte, ein blaues Zelt, in dem die Mahlzeiten eingenommen wurden, eine Plane, die über die Kisten mit Ausrüstung und Material gezogen und festgezurrt war, in dem vergeblichen Bemühen, sie trocken zu halten. Er sah den anderen Wächter, Misulu, auf einem Felsblock sitzen, von wo er schläfrig herüberwinkte. Gleich neben ihm befand sich die Sendeanlage: eine silbern glänzende Parabolantenne, der schwarze Kasten des Sendeverstärkers und die sich zur tragbaren Videokamera auf ihrem Stativ schlängelnden Koaxialkabel. Mit dieser Ausrüstung gaben die Amerikaner täglich über Satellit Berichte an
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