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Congo

Congo

Titel: Congo
Autoren: Michael Crichton
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Feuerwaffen, sobald sie nach Kisangani zurückgekehrt seien. Daraufhin erklärten sie sich bereit weiterzugehen. Krüger hielt den Zwischenfall für einen ärgerlichen Trick der Eingeborenen. Man mußte immer damit rechnen, daß Träger unter Berufung auf irgendeinen Aberglauben eine Erhöhung ihrer Löhne verlangten, wenn eine Expedition erst einmal so weit vorgedrungen war, daß ihr Fortgang von ihnen abhing. Er hatte das einkalkuliert, und nachdem er ihre Forderungen erfüllt hatte, dachte er nicht weiter über den Zwischenfall nach. Auch als sie verschiedentlich auf größere Mengen über den Boden verstreuter Knochenstücke stießen — was die Träger mit Furcht und Schrecken erfüllte —, machte sich Krüger keine Sorgen. Bei näherer Untersuchung zeigte sich, daß es sich nicht um menschliche Knochen, sondern um die kleineren, zierlicheren der baumbewohnenden Stummelaffen handelte, wunderschöner, langhaariger schwarzweißer Geschöpfe. Es waren tatsächlich sehr viele Knochen, und Krüger konnte sich nicht denken, warum sie alle zerschmettert waren, aber er war schon lange in Afrika und hatte viel Unerklärliches gesehen.
    Nicht einmal die von Pflanzen überwucherten Steine, die darauf hindeuteten, daß hier einst eine Stadt gestanden hatte, beeindruckten ihn sonderlich.
    Auch unerforschte Ruinenfelder hatte Krüger schon vorher gesehen. So gab es in Simbabwe, in Broken Hill und in Maniliwi Überreste von Städten und Tempeln, die noch kein Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts gesehen und untersucht hatte.
    In der ersten Nacht ließ er das Lager in der Nähe der Ruinen aufschlagen.
    Die Träger, von panischer Furcht ergriffen, sagten immer wieder, daß die bösen Kräfte sie in der Nacht heimsuchen würden. Ihre Furcht übertrug sich auf die amerikanischen Geologen. Um sie zu beruhigen, hatte Krüger für die Nacht zwei Wachen ausgestellt, sich selbst und den zuverlässigsten der Träger, Misulu. Zwar erschien ihm all das absolut überflüssig, aber er fand es höflich und vernünftig.
    Und wie er erwartet hatte, war die Nacht ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen. Gegen Mitternacht hatte sich im Gebüsch irgend etwas geregt, und aus ein paar leisen, zischelnden Keuchlauten hatte er auf einen Leoparden getippt — Großkatzen haben oft Schwierigkeiten mit der Atmung, vor allem im Dschungel. Sonst war alles ruhig geblieben, und jetzt war die Morgendämmerung da: die Nacht war vorüber.
    Ein leises Piepsen lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Auch Misulu hörte es und sah fragend zu Krüger hinüber. Am Sendegerät blinkte ein rotes Licht. Krüger stand auf und ging quer über den Lagerplatz zu dem Gerät hin. Er wußte, wie man es bediente, die Amerikaner hatten darauf bestanden, daß er es »für den Notfall« lernte. Er beugte sich über den schwarzen Kasten des Sendeverstärkers mit seinen rechteckigen grünen Leuchtdioden.
    Er drückte einige Knöpfe, und auf dem Schirm erschienen die Buchstaben TX HX. Das bedeutete eine Mitteilung aus Houston. Er gab den Antwort-Code ein, und auf der Scheibe erschien das Wort CAMLOK. Damit forderte Houston eine Übertragung per Videokamera an. Er sah zu der Kamera auf ihrem Stativ hinüber und bemerkte, daß das rote Licht auf dem Gehäuse immer noch blinkte.
    Er drückte den Knopf für die Trägerfrequenz, und auf dem Schirm erschien das Wort SAT-LOK, das hieß, daß eine Satellitenübertragung aufgeschaltet wurde. Jetzt würde eine Pause von sechs Minuten eintreten. So lange dauerte es, bis das vom Satelliten abgestrahlte Signal eingefangen werden konnte.
    Es war das beste, wenn er jetzt den leitenden Geologen, Driscoll, weckte. Driscoll würde die wenigen Minuten brauchen, die vergingen, bis die Mitteilung durchkam. Krüger fand es belustigend, daß die Amerikaner jedesmal ein frisches Hemd anzogen und sich kämmten, bevor sie vor die Kamera traten — genau wie Reporter im Fernsehen, dachte er.
    Über ihren Köpfen schrien und kreischten die Stummelaffen in den raschelnden Ästen der Bäume.
    Krüger warf einen Blick nach oben. Was sie wohl aufgestört hatte? Andererseits waren frühmorgendliche Kämpfe zwischen Stummelaffen nichts Besonderes.
    Etwas prallte ihm leicht gegen die Brust. Zuerst hielt er es für ein Insekt, aber als er auf sein Khakihemd blickte, sah er einen roten Fleck und ein Stück Fruchtfleisch, das am Hemd hinabglitt. Die verdammten Affen werfen mit Beeren, dachte er und bückte sich, um es aufzuheben. Und da merkte er, daß es etwas ganz
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