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Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter

Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter

Titel: Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
Autoren: L. Sprague de Camp
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hervor, die Augen lagen in tiefen Schatten unter der Stirnwölbung und den buschigen weißen Brauen. Die Beleuchtung trug dazu bei, daß der hagere, ja zerbrechliche König auf unheimliche Weise einem Skelett ähnelte.
    Auf seinem Kopf, der viel zu schwer für den dünnen faltigen Hals wirkte, ruhte die alte Krone des Heldenkönigs Ramiro, des Gründers der Dynastie. Sie war ein einfacher ovaler Reif aus Gold mit eckigen Zacken, den Zinnen eines Turmes ähnlich.
    Mit fast wächsernen, durchscheinenden Händen hielt der König ein großes Blatt Pergament, auf dem mehrere Siegel zu erkennen waren. Mit schwacher, unsicherer Stimme begann Ferdrugo zu lesen, erst die scheinbar endlose Präambel mit den unzähligen Titeln und Würden, die in ihrer Förmlichkeit die Nervosität der Edlen noch erhöhte. Es gab keinen unter ihnen, der nicht spürte, daß etwas Schicksalsträchtiges bevorstand.
    Unmittelbar vor dem Thron unterhalb des Podiums standen zwei Männer. Einer war der Herzog von Kordava. In Abwesenheit von Prinz Tovarro, des Königs jüngerem Bruder, war Villagro nach dem König der höchste Edle des Reiches. Der Ausdruck seines hageren, gierig wirkenden Gesichts konnte als Mischung von Selbstgefälligkeit, Erwartung und einer Spur Furcht beschrieben werden.
    Der andere war den Anwesenden nicht bekannt. Nach seinem kahlgeschorenen Schädel, den habichtähnlichen Zügen, der dunklen Haut und der breitschultrigen großen Statur zu schließen, konnte er Stygier sein. Er trug eine dicke Robe, die nur seinen Kopf freiließ.
    Auf dem kahlen Schädel ruhte ein ungewöhnlicher Kopfschmuck: eine Krone in Form einer zusammengerollten Schlange aus Gold, über und über mit glitzernden weißen Edelsteinen besetzt. Einige der Edlen hatten einander angestoßen und sich beim Anblick dieses Kopfschmucks etwas zugeflüstert, als der Fremde die Kapuze seiner Robe zurückgeworfen und sie so offenbart hatte. Wenn diese Edelsteine wahrhaftig geschliffene Diamanten waren – das Diamantenschleifen war im hyborischen Zeitalter so gut wie unbekannt –, so flüsterten sie, dann mußte der Wert der Krone unschätzbar sein. Bei der geringsten Bewegung des Fremden blitzten die Edelsteine im Schein der Lichter ringsum in allen Regenbogenfarben.
    Das Gesicht des hochgewachsenen Mannes wirkte zutiefst angespannt. In seiner inneren Versunkenheit schien er seine Umwelt kaum wahrzunehmen. Es war, als richte er seine ganze Aufmerksamkeit auf etwas ganz Bestimmtes – worauf, konnten seine Betrachter natürlich nicht einmal ahnen.
    Zum Gefolge des Herzogs von Kordava gehörte der schwarze Zarono, der Freibeuter, und eine vermummte Gestalt, die einige als den Setpriester Menkara erkannten.
    Ferdrugo las mit schwächlicher Stimme weiter und kam schließlich zum Ende des Dokuments. Die Zuhörer erstarrten vor Staunen, als ihnen die volle Bedeutung seiner Worte klar wurde.
    »... und so danken Wir, Ferdrugo von Zingara ab zugunsten Unserer Tochter und Thronfolgerin, der königlichen Prinzessin Chabela, und vermählen sie in Abwesenheit mit ihrem Anverlobten und dem neuen König von Zingara, dem hohen Fürsten Thoth-Amon von Stygien. Lang lebe Chabela, lang lebe Thoth-Amon – von nun an Königin und König des alten und unvergänglichen zingaranischen Reiches.«
    Im ganzen Saal weiteten sich Augen und öffneten sich Lippen vor Erstaunen. Aber in keinem Gesicht war der Schock offensichtlicher als in dem Villagros, des Herzogs von Kordava. Mit glasigen Augen stierte er den alten König Ferdrugo an, sein fahles Gesicht nahm einen grauen Ton an, seine dünnen rotbemalten Lippen verzogen sich zu einem lautlosen Fletschen, das gelbe Zähne offenbarte.
    Villagro drehte sich der hochgewachsenen stummen Gestalt neben sich zu, als wollte er zu ihr sprechen. Der Stygier lächelte ihm gleichmütig zu, schob die nach ihm ausgestreckte Hand zur Seite und stieg die Stufen des Podiums empor, als wollte er die Huldigung der Anwesenden entgegennehmen. Aber es kam zu keiner Huldigung – nur zu einem wachsenden Durcheinander erstaunter und entrüsteter Stimmen.
    Über sie hinweg erhob sich die zitternde Stimme König Ferdrugos: »Kniet nieder, mein Sohn!«
    Der riesenhafte Stygier blieb vor dem zingaranischen König stehen und ließ sich auf ein Knie fallen. Mit beiden Händen nahm er die Kobrakrone vom Kopf und stellte sie neben sich auf die grün-schwarzen Marmorfliesen des Podiums.
    Ferdrugo erhob sich vom Thron und griff nach der alten Krone des Heldenkönigs Ramiro. Er
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