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Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer

Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer

Titel: Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer
Autoren: Andrew Offutt
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gleich wieder zum ganzen Menschen machen. Ein seelenloser ist eben doch nur ein halber Mensch.«
    Conan schwieg, denn sein Einverständnis auszudrücken, hielt er nicht für erforderlich. Er ging zur Statue und nahm den Spiegel aus den schwarzen Jadehänden. Mit größerer Vorsicht, als hielte er ein rohes Ei, trug er ihn zum Hexer, der auf der ihm gegenüberliegenden Tischseite stand. Dort hatte Hisarr Zul seine Schmelztiegel und Glaskolben, seine Pulver und Flüssigkeiten, seine Salbentöpfchen und die verschiedensten Zaubermittel, eben alles, was ein Mann seiner Fähigkeiten benötigte, um mit Hilfe geraubter Seelen die Macht über die ganze Welt an sich zu reißen. Des Hexers Augen blickten wie gebannt auf das Amulett am einfachen Lederband um Conans Hals. Es würde ihm die Macht über den ersten Herrscher – und dadurch über Zamboula – bringen. Doch das war nur ein Anfang.
    Mit größter Sorgfalt legte Conan den Spiegel auf den Tisch vor den Zauberer. Über den Tisch hinweg blickte er den Hexer aus drohenden blauen Augen an. Lächelnd griff Hisarr Zul nach einem Pergament, das mit einer Seidenkordel an beiden Enden zur üblichen Schriftrolle gebunden war.
    »Ich habe inzwischen erfahren, daß du dich hier in Arenjun in ziemliche Schwierigkeiten gebracht hast. Ich habe nämlich gute Bekannte unter den Stadtvätern. In diesem Pergament liegt die Lösung zu all deinen Problemen, Conan von Cimmerien.«
    Er hielt die Schriftrolle hoch. Sie ruhte auf seiner Handfläche, den Daumen drückte er so darauf, daß Conan auf ein Ende schauen konnte, als er sich nach vom beugte. Conan holte tief Luft.
    Der Hexer ebenfalls. Schnell beugte Hisarr Zul den Kopf und drückte die gespitzten Lippen an sein Ende der Schriftrolle – und blies.
    Da wußte der Cimmerier sofort, was die Rolle enthielt: den Tod aus dem fernen Khitai! Er nahm sich keine Zeit, Hisarr Zul seiner Heimtücke wegen zu verfluchen. Der verruchte Hexer hatte sich vergewissert, daß sein erzwungener Beauftragter das Auge Erliks zurückgebracht hatte, und sich sofort daran gemacht, Conan zu töten, den er von vornherein als ungemein gefährlich erkannt hatte und der nun noch dazu viel zuviel wußte. Er blies fest in die als Rohr benutzte Schriftrolle.
    Und Conan blies mit ganzer Kraft ins andere Ende, gerade als der tödliche Staub in seine Richtung flog. Dann wirbelte er herum und rannte, was er konnte, ohne sich Zeit zu nehmen, noch einmal nach Hisarr Zul zu sehen, dessen Gesicht von der Wolke des Lotusstaubs verborgen war. Er verließ das grüne Gemach durch die gleiche Tür, die Isparana benutzt hatte, und verriegelte sie, ebenfalls dem Beispiel des Mädchens folgend.
    Tief holte Conan jetzt Luft – und grinste. Er hatte den gesamten tödlichen Staub auf den Hexer zurückgeblasen – und so Hisarrs eigenes Mittel gegen ihn angewandt, genau wie sein toter Bruder es ihm geraten hatte. Glücklicherweise hatte er rechtzeitig genug geblasen und selbst nichts von dem Staub abbekommen.
    Er sah nun, daß er in einen Raum gekommen war, der ihm unheimlich war, denn was hier aufbewahrt wurde, ließ ihm einen kalten Schauder über den Rücken rinnen. Auf verschiedenen Tischen lagen die Leichen der Wächter, die er und Ajhindar in dieser Festung der Zauberei und des Todes in fairem Kampf ums Leben gebracht hatten – und an keiner waren auch nur die geringsten Anzeichen der Verwesung zu sehen. In diesem Gemach lagen auch die Kleidungsstücke der Toten und ihre Waffen – und ein grauenvoller, unnatürlicher Geruch hing in der Luft.
    Offenbar ein neues Experiment des verfluchten Hexers, dachte Conan, achtete jedoch nicht weiter auf die Leichen, sondern widmete seine Aufmerksamkeit den Waffen. Er griff nach einem Schwert, wog es in der Hand und schwang es durch die Luft, dann versuchte er ein anderes. Es lag besser in der Hand. Er schnitt damit ein Stück von den dicken Wandbehängen ab und verließ damit den Raum durch die Tür zum Korridor. Beim Anblick des Wächters vor der Tür zum grünen Gemach grinste er grimmig. Mechanisch zog die seelenlose Kreatur ihr Schwert, und wieder klirrte in Hisarr Zuls Palast Stahl gegen Stahl. In Herzschlagschnelle blutete der Wächter aus zwei tiefen Wunden, von denen die zweite tödlich war.
    »Wenn alles gut geht, wird deine Seele bald frei sein, um sich dorthin zu begeben, wohin die Seelen von Toten sich begeben«, versprach ihm Conan. Er nahm den Samt des Wandbehangstücks doppelt und preßte ihn sich auf Mund und Nase, ehe er die
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