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Conan der Befreier

Conan der Befreier

Titel: Conan der Befreier
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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auch ohne Worte das Mißlingen seines Versuchs. Das helle Rot des Blutes verdunkelte sich, Schaum überzog die Oberfläche, als die Wirkung der allmählich abkühlenden Flüssigkeit nachließ.
    Abrupt erhob der Zauberer sich und schleuderte wütend das Buch von sich. Es prallte gegen die Wandbehänge und fiel aufgeschlagen auf den Marmorboden. Wäre jemand gegenwärtig gewesen und hätte er die Schriftzeichen auf dem Buchrücken nicht nur lesen, sondern auch verstehen können, würde er jetzt den Titel dieses Werkes kennen, der da lautete: Das Geheimnis der Unsterblichkeit, von Guchupta von Shamballah.
     
    Aus seiner hypnotischen Trance erwacht, kletterte König Numedides aus dem Sarkophag und stieg in eine Wanne mit duftendem Wasser. Er trocknete sich die derben Züge mit einem flauschigen Handtuch, während Thulandra Thuu das Blut von seinem fettschwabbelndem Körper wusch. Der Hexer gestattete niemandem Zutritt zu seinem Gemach, während er sich mit Zauberei beschäftigte, nicht einmal des Königs Kammerdiener durften es betreten, um ihren Herrn anzukleiden, deshalb mußte Thulandra Thuu sich selbst seiner annehmen. Der Monarch schaute fragend in die grübelnden, düsteren Augen des Zauberers.
    »Nun?« krächzte er schließlich. »Hatten wir Erfolg? Sog mein Körper das Signum vitalis auf, als es aus dem Blut des kleinen Balges floß?«
    »Ein wenig, großer König«, erwiderte Thulandra Thuu mit tonloser, abgehackter Stimme. »Ein wenig – doch nicht genug.«
    Numedides brummte unzufrieden und kratzte seinen haarigen Wanst mit ungepflegten Nägeln. Das dichte gelockte Haar seines Bauches war, genau wie das seines gestutzten Bartes, rostrot und mit Grau durchzogen. »Nun, wollen wir dann weitermachen? Aquilonien hat viele Mädchen, deren Familien es nie wagen würden, den Verlust anzuzeigen, und meine Beauftragten sind sehr geschickt.«
    »Laßt mich noch einmal alles gründlich durchgehen, o König. Ich muß Amendaraths Schriften konsultieren, um mich zu vergewissern, ob das teilweise Mißlingen nicht vielleicht ungünstigen Planetenstellungen zuzuschreiben ist. Ich möchte gern erst noch einmal Euer Horoskop stellen. Die Sterne deuten auf bedrohliche Zeiten.«
    Der König, der schwerfällig in eine scharlachrote Robe geschlüpft war, hob einen Kelch mit Purpurwein, auf dem rote Mohnblüten schwammen, und goß das exotische Getränk in einem Zug hinab.
    »Ich weiß, ich weiß«, knurrte er. »Unruhen an den Grenzen, Komplotte, von mehr als der Hälfte meiner Edlen geschmiedet ... Aber fürchtet nichts, mein besorgter Thaumaturg! Dieses Königshaus ist alt und hat viele Stürme überstanden, es wird auch noch sein, wenn Ihr schon lange Staub seid.«
    Des Königs Augen glänzten, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als er murmelte: »Staub – Staub – alles Staub. Alles außer Numedides.« Dann schien er sich offenbar wieder gefangen zu haben, denn er fragte gereizt: »Weshalb beantwortet Ihr denn meine Frage nicht? Soll ich Euch ein weiteres jungfräuliches Mädchen für Eure Experimente besorgen lassen?«
    »Ja, o König«, erwiderte Thulandra Thuu nach kurzem Überlegen. »Mir ist eine Verfeinerung meiner Methode eingefallen, und ich bin sicher, daß sie uns ans Ziel führen wird.«
    Der König grinste über das ganze Gesicht und schlug eine haarige Hand auf den knochigen Rücken des Zauberers. Der unerwartete Schlag brachte den dürren Hexer zum Taumeln. Plötzlicher Ärger huschte über die dunklen Züge, war jedoch sogleich wie durch eine unsichtbare Hand weggewischt.
    »Gut, mein Herr Magier!« donnerte Numedides. »Macht mich unsterblich, damit ich dieses schöne Land in alle Ewigkeit regieren kann, und eine ganze Schatzkammer voll Gold soll Euer sein. Schon jetzt spüre ich die ersten Regungen der Göttlichkeit – doch ich werde es meine getreuen und ergebenen Untertanen vorerst noch nicht wissen lassen.«
    »Eure Majestät«, rief der bestürzte Zauberer, gewann jedoch sofort seine Haltung zurück. »Euer Reich ist in größerer Bedrängnis, als Ihr offenbar zu wissen scheint. Das Volk wird unruhig. Rebellion schwillt im Süden und an der Küste. Ich verstehe nicht ...«
    Der Monarch winkte ab. »Es wäre nicht das erstemal, daß ich mit Verrätern fertig werde.«
    Was der König als lästig, aber von keiner größeren Bedeutung abtat, war in Wirklichkeit eine Situation, die seine ganze Aufmerksamkeit und Besorgnis verlangte. Mehr als eine kleine Revolte schwelte entlang der
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