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Conan der Befreier

Conan der Befreier

Titel: Conan der Befreier
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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Westgrenze Aquiloniens, wo das Land von Kriegen zwischen den rivalisierenden Baronen zerrissen wurde. Die Bevölkerung ächzte unter der Uneinsichtigkeit Numedides', brach unter der unerträglich hohen Steuerlast und den Mißhandlungen durch die unbarmherzigen Einzieher des Königs schier zusammen und schrie nach Hilfe. Aber über die Sorgen des einfachen Volkes sah der König souverän hinweg, und das Flehen der Bedauernswerten stieß auf taube Ohren.
    Doch Numedides war nicht so völlig in seine ungewöhnlichen Vergnügungen vertieft, daß er sich nicht für die Informationen interessierte, die seine Spitzel ihm durch seinen fähigen Minister, Vibius Latro, zutrugen. Der Kanzler berichtete von Gerüchten, nach denen kein geringerer als Graf Trocero von Poitain sich zum Führer der Unterdrückten gemacht haben sollte. Trocero war ein Mann, den man durchaus ernst nehmen mußte, denn er verfügte über eine unübertreffliche schwere Reiterei, und über kriegerische, absolut loyale Untertanen, die sich auf seinen Wink hin sofort erheben würden.
    »Trocero«, murmelte der König, »muß vernichtet werden, das steht fest, aber er ist zu stark für eine offene Auseinandersetzung. Wir müssen einen geschickten Attentäter finden ... Mein getreuer, eiserner Amulius Procas hat seinen Standort in der südlichen Grenzregion. Er hat schon mehr als einen arroganten Landesherrn niedergeschlagen, der es wagte, zu rebellieren.«
    Unleserlich waren die kalten schwarzen Augen Thulandra Thuus. »Am Antlitz des Himmels las ich Omen überwältigender Gefahr für Euren General. Wir müssen uns unbedingt ...«
    Aber Numedides hörte schon nicht mehr zu. Sein trancegleicher Schlummer, zusammen mit dem Opiumwein, hatten seine sinnlichen Lüste aufgepeitscht. Sein Harem beherbergte seit kurzem eine bezaubernde, vollbusige Kushitin, und eine bisher noch nicht erprobte Foltermethode formte sich in seinem kranken Gehirn.
    »Ich bin in Eile«, sagte er abrupt. »Haltet mich nicht auf, wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euch mit meinen Blitzen zerschmetterte.«
    Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete der König von Aquilonien auf Thulandra Thuu und zischte. Dann brüllte er vor Lachen auf, schob die Holzverkleidung hinter den Purpurbehängen zur Seite und schlüpfte hindurch. Von dort führte ein Geheimgang zu jenem Teil des Harems, den man voll Abscheu hinter seinem Rücken das Haus der Schmerzen und Lüste nannte. Der Zauberer schaute ihm mit der Spur eines höhnischen Lächelns nach, ehe er nachdenklich die neunzehn dicken Kerzen löschte.
    »O König der Kröten«, murmelte er in seiner, in diesem Land unbekannten Sprache. »Wie wahr du sprichst, nur daß du die Personen verwechselst. Numedides wird zu Staub zerfallen, und Thulandra Thuu den Westen von einem ewigen Thron aus regieren, sobald Vater Set und Mutter Kali ihren sie liebenden Sohn gelehrt haben, wie er den dunklen Seiten des Seins das Geheimnis des ewigen Lebens entnehmen kann ...«
    Die dünne Stimme raschelte durch das düstere Gemach wie das trockene Schleifen von Schlangenhaut über die morschen Knochen Hingemordeter.
     

2. Die Löwen sammeln sich
    2
     
    DIE LÖWEN SAMMELN SICH
     
     
    Weit im Süden von Aquilonien durchschnitt eine schlanke Kriegsgaleere das stürmische Gewässer des Westlichen Ozeans. Das Schiff, von argossanischer Bauart, näherte sich der Küste, wo die Lichter von Messantia durch die Dämmerung glommen. Ein Streifen hellen Rotes am westlichen Horizont zeigte den Abschied des Tages an, und darüber glitzerten die ersten Sterne am Saphirhimmel, ehe der Schein des aufgehenden Mondes ihnen den Glanz raubte.
    An der Back lehnten sieben Personen sich gegen die Reling oberhalb des Buges. Sie trugen schwere Umhänge gegen den eisigen Gischt, der immer wieder an Deck sprühte, wenn der bronzene Rammdorn sich hebend und senkend durch die Wellen bohrte. Einer der sieben war Dexitheus, ein Mann reifen Alters mit ruhigen Augen und ernstem Gesicht, der die wallende Robe des Mitrapriesters trug.
    Neben ihm stand ein breitschultriger, schmalhüftiger Edelmann mit graumeliertem dunklen Haar. Sein silberglänzender Brustharnisch wies in gehämmertem Gold drei Leoparden, das Wappen Poitains, auf. Er war Trocero, Graf von Poitain, und seine Standarte mit dem gleichen Wappen flatterte vom Fockmast hoch über seinem Kopf.
    Neben ihm lehnte ein jüngerer Mann von stolzer Haltung im Kettenhemd über einem feinen Samtwams, der an seinem Bärtchen zupfte. Er wirkte grazil und sein
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