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Conan der Befreier

Conan der Befreier

Titel: Conan der Befreier
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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freundliches Lächeln übertünchte die stete Kampfbereitschaft des erfahrenen, tüchtigen Soldaten. Er war Prospero, ehemaliger General der aquilonischen Armee. Ein kräftiger Mann mit schütterem Haar, der weder Schwert noch Rüstung trug und sich von der zunehmenden Dämmerung nicht stören ließ, kritzelte mit einem Griffel Zahlen auf eine Tafel, die er gegen die Reling stützte. Publius war der Kämmerer Aquiloniens gewesen, ehe er in verzweifeltem Protest gegen des Königs Politik unbeschränkter Besteuerung und unkontrollierter Ausgaben seinen Posten aufgab.
    In seiner Nähe klammerten sich zwei Mädchen an die Reling des schlingernden Schiffes. Eines war Belesa von Korzetta, eine Aristokratin aus Zingara, schlank und anmutig und erst vor kurzem zur Frau gereift. Ihr langes schwarzes Haar flatterte wie ein Seidenbanner im Wind. An ihre Schulter schmiegte sich ein blasses, flachshaariges Kind, das mit weiten Augen auf die Lichter am Rand des Meeres schaute. Tina, eine ophireanische Sklavin, war von Lady Belesa, der Nichte des verstorbenen Grafen von Valenso, von einem grausamen Herrn gerettet worden. Seither waren Herrin und Sklavin unzertrennlich und hatten des mürrischen Grafen selbsterwähltes Exil in der piktischen Wildnis mit ihm geteilt.
    Ein Mann mit grimmigem Gesicht und von riesenhafter Statur überragte die beiden. Seine schwelenden Augen von vulkanischem Blau und die schwarze Mähne dichten, glatten Haares, das gegen die mächtigen Schultern streifte, ließen die schlafende Wildheit eines Löwen ahnen.
    Conans Seemannsstiefel, die enge Kniehose und das zerrissene Seidenhemd offenbarten seinen mächtigen Körperbau. Er hatte sich diese Kleidungsstücke aus den Truhen des toten Piratenadmirals, des Blutigen Tranicos', ausgewählt, dessen Leiche jetzt noch mit seinen toten Kapitänen um einen runden, mit den Schätzen eines stygischen Prinzen gehäuften Tisches saßen. Die für einen so großen Mann etwas knappen Kleidungsstücke waren geblichen, zerrissen und fleckig von Blut und Schmutz. Doch keiner, der auch nur einen Blick auf den riesenhaften Cimmerier mit dem schweren Breitschwert an der Seite warf, hätte ihn auch nur einen Moment lang für einen Bettler gehalten.
    »Wenn wir Tranicos' Schatz auf dem offenen Markt zum Verkauf anbieten«, sagte Graf Trocero überlegend, »werden wir bei König Milo möglicherweise in Ungnade fallen. Bisher hat er uns anständig behandelt, doch wenn ihm Gerüchte unseres Hortes an Rubinen, Smaragden, Amethysten und ähnlichen in Gold gefaßten Edelsteinen zu Ohren kommen, mag es ihm vielleicht einfallen, den Schatz beschlagnahmen zu lassen.«
    Prospero nickte. »Ja, Milo von Argos liebt wohlgefüllte Schatzkammern nicht weniger als andere Monarchen. Und wenn wir uns an die Goldschmiede und Geldverdiener in Messantia wenden, wird innerhalb einer Stunde jeder in der Stadt davon wissen.«
    »Aber an wen sollen wir die Juwelen denn sonst verkaufen?« fragte Trocero.
    »Fragt doch unseren Oberbefehlshaber«, riet Prospero lachend. »Berichtigt mich, wenn es nicht stimmen sollte, General Conan, aber hattet Ihr nicht einst gute Bekannte unter den ... ah ...«
    Conan zuckte die Achseln. »Ihr wollt sagen, daß ich selbst ein Pirat war mit einem Hehler in jedem Hafen? Ja, damit habt Ihr sehr wohl recht, und vielleicht wäre ich auch in Kürze wieder einer geworden, hättet Ihr mich nicht rechtzeitig genug abgeholt, um mich auf die Straße der Ehre zu führen.« Er sprach fließend Aquilonisch, doch mit einem barbarischen Akzent.
    Nach kurzer Pause fuhr der Cimmerier fort: »Mein Plan sieht folgendermaßen aus: Publius soll sich zum Kämmerer von Argus begeben und sich den Einsatz, den er für die Benutzung dieser Galeere hinterlegen mußte, abzüglich der Leihgebühr, zurückgeben lassen. Inzwischen bringe ich unseren Schatz zu einem vertrauenswürdigen Hehler, den ich noch von früher kenne. Der alte Varro machte mir immer einen anständigen Preis für Beutegut.«
    »Man sagt«, gab Prospero zu bedenken, »daß Tranicos' Juwelen von größerem Wert sind als andere Edelsteine auf der ganzen Welt. Männer wie der, zu dem Ihr gehen wollt, würden uns nur einen Bruchteil ihres wirklichen Preises geben.«
    »Macht Euch auf eine Enttäuschung gefaßt«, sagte Publius. »Der Wert solcher Kleinodien steigt bei jedem Weitererzählen, fällt jedoch beim Verkauf beträchtlich.«
    Conan grinste. »Ich werde herausholen, was ich kann, macht euch deshalb keine Sorgen. Vergeßt nicht,
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