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Conan der Befreier

Conan der Befreier

Titel: Conan der Befreier
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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Abenteuern wird Conan (er ist jetzt etwa vierzig) von der Küste des Piktenlands durch ein Schiff mit den Anführern einer Revolte gegen die tyrannische und exzentrische Herrschaft Numedides befreit. Diese Männer haben Conan als Oberbefehlshaber für die noch aufzustellende Rebellenarmee auserwählt, und damit beginnt der vorliegende Roman.
     
    Villanova, Pennsylvania
    Juli 1978
    L. Sprague de Camp

Conan der Befreier
    Conan
    der Befreier



1. Wenn der Wahnsinn die Krone trägt
    1
     
    WENN DER WAHNSINN DIE KRONE TRÄGT
     
     
    Die Nacht schwebte auf schwarzen Schleierflügeln über den schlanken Türmen der Königsstadt Tarantia. In den stillen Straßen brannten Laternen wie die Augen von Raubtieren in der Wildnis. Wenige nur wagten sich in einer Nacht wie dieser aus dem Haus, obgleich die nebelverhangene Dunkelheit mit dem würzigen Duft des Frühlings geschwängert war. Jene, die aus zwingenden Gründen unterwegs waren, schlichen verstohlen wie Diebe durch die Stadt und zuckten bei jedem Schatten zusammen.
    Auf der Akropolis, um die herum sich die Altstadt ausbreitete, hob der Palast vieler Könige seine Zinnen zu den bleichen Sternen empor. Dieses burgähnliche Kapitol kauerte wie ein phantastisches Ungeheuer längst vergangener Zeiten auf seiner Erhebung und schaute finster auf die Mauern der Außenstadt, deren mächtige Quader es gefangenhielten.
    Schweigen lastete dick wie der Staub in modrigen stygischen Grüften in den prunkvollen Gemächern und der Marmorhalle des düsteren Palasts. Die Diener und Pagen verkrochen sich hinter verschlossenen Türen. Niemand, außer der königlichen Leibgarde schritt durch die langen Korridore und stieg die geschwungenen Treppenaufgänge empor oder hinab. Selbst diese kampferprobten Veteranen scheuten davor zurück, allzu genau in den Schatten nach dem Rechten zu sehen, und auch sie zuckten bei jedem unerwarteten Geräusch zusammen.
    Zwei Wachen standen reglos vor einem Eingang mit schweren Behängen aus purpurnem Brokat. Sie erstarrten, und Blässe überzog ihre Gesichter, als ein gespenstischer, unterdrückter Schrei aus den Gemächern hinter dieser Tür zu ihnen drang. Ein dünner, mitleiderregender Schmerzensschrei war es, der sich wie eine Nadel aus Eis in die tapferen Herzen der Gardesoldaten bohrte.
    »Mitra beschütze uns!« preßte der Posten rechts der Tür durch bleiche Lippen.
    Sein Kamerad schwieg, aber sein heftig pochendes Herz hallte diesen inbrünstigen Wunsch wider und fügte hinzu: Mitra beschütze uns alle, und das Land dazu.
    Denn es gab ein Sprichwort in Aquilonien, dem stolzesten Königreich der hyborischen Welt: »Die Tapfersten fürchten sich, wenn der Wahnsinn die Krone trägt.« Und der König von Aquilonien war vom Wahnsinn besessen.
     
    Numedides hieß er. Er war Neffe und Thronfolger Vilerus III. und Sproß eines alten Herrschergeschlechts. Seit sechs Jahren stöhnte das Königreich unter seiner drückenden Hand. Abergläubisch, uneinsichtig, genußsüchtig und grausam war Numedides. Doch bisher waren seine Laster lediglich die eines königlichen Wollüstlings gewesen, dessen Appetit nach weicher Weiblichkeit, dem scharfen Knall der Peitsche und dem Gestammel kriecherischer Bittsteller schier unersättlich war. Eine Zeitlang hatte Numedides sich damit zufriedengegeben, seine Minister das Volk in seinem Namen regieren zu lassen, während er in den sinnlichen Lüsten seines Harems und der Folterkammer schwelgte.
    All das hatte sich seit der Ankunft Thulandra Thuus geändert. Wer er war, dieser hagere, dunkle Mann voller Geheimnisse, vermochte niemand zu sagen. Auch wußte keiner, von wo aus dem rätselvollen Osten er nach Aquilonien gekommen war, noch weshalb.
    Manche raunten, er sei ein Hexer aus dem nebelverschleierten Land Hyperborea; andere, er sei unter den von Geistern heimgesuchten, zerfallenen Palästen Stygiens oder Shems hervorgekrochen. Einige glaubten sogar, er sei ein Vendhyaner, wie sein Name – wenn es wirklich sein Name war – schließen ließ. Vielfältig waren die Mutmaßungen, doch die Wahrheit kannte keiner.
    Seit mehr als einem Jahr lebte Thulandra Thuu bereits im Palast und genoß die Freigebigkeit des Königs und die Macht und Vorrechte eines Günstlings. Manche munkelten, er sei ein Philosoph, ein Alchimist, der versuche, Eisen in Gold umzuwandeln oder ein Allheilmittel zusammenzubrauen. Andere schimpften ihn einen Zauberer, der sich der Schwarzen Kunst verschrieben hatte. Einige der weniger abergläubischen Edlen
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