Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
sensorischer Rezeption – Jaycee hatte nicht für ein virtuelles Interface bezahlt.
    »Aus welchem Grund?«, fragte der E-Butler. Die SI war für ihr zögerndes Verhalten bekannt, was die Entgegennahme von Anrufen menschlicher Individuen anging. Abgesehen von ihrem umfassenden Bankservice waren Notfälle und offizielle Anfragen von Seiten der Regierungen so ungefähr der einzige Kontakt, den die SI mit dem Commonwealth hatte.
    Mellanie brachte das kleine Array dicht vor ihr Gesicht. »Sag einfach nur, wer ich bin«, flüsterte sie. »Und frag sie, ob ich … ob Großvater sich an mich erinnert.«
    Der kleine Bildschirm des Arrays leuchtete augenblicklich auf und zeigte orange- und türkisfarbene Sinuswellen, die sich bis hin zu einem imaginären Fluchtpunkt in der Mitte zogen. »Hallo, Baby Mel.«
    »Großvater?« Das Wort kam nur mühsam aus ihrer zusammengeschnürten Kehle. Erneut drohte sie, in Tränen auszubrechen. Mellanie hatte ganz ehrlich nicht damit gerechnet, dass es funktionieren würde.
    »Er ist bei uns, ja.«
    Mellanie erinnerte sich an jenen letzten, schmerzhaften und langen Tag in der Klinik, als sie an seinem Bett darauf gewartet hatte, dass er starb. Sie war damals erst neun Jahre alt gewesen und hatte nicht begriffen, warum er nicht in die Rejuvenation gegangen war wie jeder andere auch. Ihre Eltern hatten sie nicht dort haben wollen, doch sie hatte darauf bestanden – selbst damals war sie schon halsstarrig gewesen. Ihr Großvater (oder besser: Ururgroßvater) war immer der netteste Verwandte gewesen, den sie hatte. Er hatte stets Zeit für sein Baby Mel gefunden, obwohl er einer der bedeutendsten Bewohner des Planeten gewesen war. Sämtliche Geschichtslektionen in der Schule erwähnten seinen Namen; er war einer der Programmierer gewesen, die Sheldon und Isaac dabei geholfen hatten, das Steuerungsprogramm für ihr erstes Wurmloch zu schreiben. »Bist du noch du, Großvater?«
    »Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage, Mellanie. Wir sind die Erinnerungen deines Großvaters, aber wir sind gleichzeitig auch mehr, ein Universum mehr, was uns zu weniger macht als dem Individuum, das du zu sprechen wünschst.«
    »Du hattest immer Zeit für mich, Großvater. Du hast mir immer zugehört, und du hast immer gesagt, du würdest mir helfen, wenn es in deiner Macht steht. Und jetzt brauche ich deine Hilfe, ehrlich.«
    »Wir sind nicht physisch, Mellanie; wir können dir nur mit Worten helfen.«
    »Das ist es, was ich brauche: Rat. Ich muss wissen, was ich tun soll, Großvater. Ich habe mein Leben gründlich in den Sand gesetzt.«
    »Du bist erst zwanzig, Mellanie. Du bist fast noch ein Kind. Du hast doch noch gar nicht richtig angefangen zu leben.«
    »Und warum fühle ich mich dann, als wäre mein Leben schon vorbei?«
    »Gerade weil du jung bist, was sonst? Alles, was du erlebst, nimmt in deinem Alter geradezu epische Dimensionen an.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Wirst du mir helfen, Großvater?«
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich habe kein Geld.«
    »Das sehen wir. Die Darklake Bank ist effizient wie üblich und verteilt das Vermögen deines ehemaligen Liebhabers unter den Gläubigern. Der Rest wird zwischen Tara Jennifer Shaheef und Wyobie Cotal aufgeteilt, nachdem die exorbitanten Gebühren der Offiziellen, der Anwälte und Institutionen beglichen sind. Wir glauben nicht, dass du Aussichten auf Erfolg hättest, solltest du versuchen, einen Anteil davon zu erstreiten. Juristisch betrachtet hast du kaum Ansprüche.«
    »Ich will auch nichts davon!«, erklärte Mellanie mit Nachdruck. »Ich habe beschlossen, dass ich nie wieder von irgendjemandem abhängig sein will. Ich werde in Zukunft mein Leben selbst bestimmen.«
    »Das ist das Baby Mel, an das wir uns erinnern. Wir waren immer stolz auf dich.«
    »Ich habe versucht, meine Geschichte mit Morton zu verkaufen, aber es hat nicht richtig funktioniert. Ich war töricht und naiv, schätze ich. Ich habe einem Reporter vertraut. Es ist nichts Gutes dabei herausgekommen, und vielleicht werde ich verhaftet. Da war dieser schreckliche Mann, ein Porno-Produzent. Ich habe ihn körperlich angegriffen.«
    »Das kommt dabei heraus, wenn man einem Reporter vertraut. Das war tatsächlich dumm von dir; doch die Situation lässt sich wahrscheinlich lösen. Porno-Produzenten sind nicht gerade dafür bekannt, ständig vor Gericht zu ziehen.«
    »Ich wollte mir einen Namen machen, Großvater. Ich hatte die Idee, dass ich vielleicht berühmt werden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher