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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
Autoren: Andrea Camilleri
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kassiert.«
    »In wessen Auftrag? Kannst du mir das sagen?«
    »Im Auftrag von Tano u Grecu.«
    Montalbano war überrascht, ließ sich aber nichts anmerken. Gaetano Bennici, »u grecu«, hatte Griechenland noch nicht mal durchs Fernglas gesehen, und von Hellas hatte er keinen blassen Schimmer, aber er wurde wegen eines gewissen Lasters so genannt, das im Umkreis der Akropolis als außerordentlich populär galt. Er hatte mindestens drei Morde auf dem Gewissen, in seinen Kreisen stand er eine Stufe unter den Oberbossen, aber daß er in Vigàta und Umgebung operierte, war nicht bekannt gewesen, hier stritten sich die Familien Cuffaro und Sinagra um das Terrain. Tano gehörte zu einem anderen Clan.
    »Was hat denn Tano u Grecu hier verloren?«
    »Du fragst vielleicht blöd! Bist ja ein großartiger Bulle! Weißt du etwa nichts von der Abmachung, daß es für Tano u Grecu keine bestimmte Gegend gibt, keine Zonen, wenn es um Frauen geht? Er kontrolliert die ganze Hurenbagage der Insel und kriegt die Kohle dafür.«
    »Das wußte ich nicht. Sprich weiter.«
    »Gestern abend gegen acht kam wie immer der Typ zum Kassieren, es war der Tag, an dem ich das Schutzgeld zahlen mußte. Ich hab' ihm das Geld gegeben, und er hat es genommen, aber anstatt wieder wegzufahren, macht er die Autotür auf und sagt, ich soll einsteigen.«
    »Und was hast du gemacht?«
    »Ich bin erschrocken, mir ist der kalte Schweiß ausgebrochen. Was blieb mir denn anderes übrig? Ich steige also ein, und er fährt los. Kurz und gut, er biegt in die Straße nach Fela ein, hält nach einer knappen halben Stunde und...«
    »Hast du ihn gefragt, wo ihr hinfahrt?«
    »Klar.«
    »Und, was hat er geantwortet?«
    »Kein Wort, als hätte ich nichts gesagt. Nach einer halben Stunde läßt er mich an einer gottverlassenen Stelle aussteigen und macht mir ein Zeichen, daß ich einen Feldweg entlanggehen soll. Da war nicht mal ein Hund, nichts. Plötzlich steht Tano u Grecu vor mir, keine Ahnung, wo der hergekommen ist. Mich hat fast der Schlag getroffen, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Versteh mich richtig, das war nicht Feigheit, aber der Kerl hat fünf Morde begangen.«
    »Wie bitte? Fünf?«
    »Warum, von wie vielen wißt ihr denn?«
    »Von dreien.«
    »Nein, mein Lieber, es sind genau fünf, das garantier' ich dir.«
    »Schon gut, erzähl weiter.«
    »Ich hab' schnell hin und her überlegt. Nachdem ich immer regelmäßig gezahlt habe, dachte ich, Tano wollte den Preis erhöhen. Über das Geschäft kann ich mich nicht beklagen, und das wissen sie. Aber es war ein Irrtum, es ging nicht um Geld.«
    »Was wollte er dann?«
    »Er hat mich nicht mal begrüßt, er hat gefragt, ob ich dich kenne.«
    Montalbano glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Ob du wen kennst?«
    »Dich, Salvù, dich.«
    »Und, was hast du ihm gesagt?«
    »Ich hab' mir fast in die Hosen gemacht, ich hab' gesagt, daß ich dich schon kenne, aber nur so, vom Sehen, hallo und auf Wiedersehen. Er hat mich angeschaut, und seine Augen waren wie bei einer Statue, starr und tot, glaub mir, und dann hat er den Kopf in den Nacken gelegt und gekichert und mich gefragt, ob ich wissen wollte, wie viele Haare ich am Arsch habe, und daß er höchstens um zwei danebenliegen würde. Das heißt, daß er alles von mir weiß, Leben, Wundertaten und Tod, der hoffentlich noch lang auf sich warten läßt. Ich hab' also auf den Boden geschaut und meinen Mund gehalten. Dann hat er gesagt, ich soll dir sagen, daß er dich treffen will.«
    »Wann und wo?«
    »Heute noch, bei Tagesanbruch. Wo, erklär' ich dir gleich.«
    »Weißt du, was er von mir will?«
    »Das weiß ich nicht, und ich will es auch gar nicht wissen. Er hat gesagt, ich soll dir versichern, daß du ihm wie einem Bruder vertrauen kannst.«
    Wie einem Bruder: Diese Worte beruhigten Montalbano ganz und gar nicht, sondern jagten ihm einen kalten Schauder über den Rücken; jedermann wußte, daß der erste von Tanos drei – oder fünf – Morden der Mord an seinem älteren Bruder Nicolino gewesen war, den er erst erwürgt und dann, nach einem mysteriösen Gesetz der Semiotik, fein säuberlich gehäutet hatte. Er verfiel in düstere Gedanken, die, wenn das überhaupt ging, noch düsterer wurden, als Gegè ihm eine Hand auf die Schulter legte und flüsterte: »Sei vorsichtig, Salvù, der Grecu ist ein übler Typ.«
    Salvo Montalbano fuhr langsam in Richtung seines Hauses, als Gegè, der ihm folgte, mehrmals mit den Scheinwerfern aufblendete. Der
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