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Columbus

Titel: Columbus
Autoren: Waldtraut Lewin
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Gründen. Und Großinquisitor Torquemada - aber der wird noch etwas ganz anderes über den Fremden gesagt haben!
    Â»Und die Ausschüsse von Philosophen und Geistlichen waren immer voller Misstrauen und voller Einwände.«
    Santangel weiß, dass man bei dieser Frau ohne Umschweife zur Sache kommen muss. Brimborium imponiert ihr nicht. Wie auch immer sie ausschaut und wie auch immer sie sich gibt - Isabella ist eine kühle Rechnerin.
    Â»Majestät!«, beginnt er. »Der Vorschlag des Colón, nämlich den Osten zu entdecken, indem er nach Westen segelt, würde der Krone, wenn er denn erfolgreich ist, mit einem Schlag aus all den Geldverlegenheiten helfen, in die dieser heilige Krieg gegen die Mauren das Land gestürzt hat. Und ich und mein Haus wären bereit, zu investieren.«
    Die Königin schweigt einen Augenblick. Dann sagt sie: »Nehmt Platz, Contado mayor. Haltet Vortrag.«
    Santangel atmet tief durch. Er weiß, er wird gewinnen. Er beginnt. »Wenn Colón erfolgreich ist, wenn er als Erster nach Indien gelangt, hat Spanien endlich den Konkurrenten Portugal vom Hals. Goldströme werden alsbald die leeren Kassen des Landes füllen. Und all die jungen Hidalgos, die armen adligen Herren, die nach dem Sieg über die Mauren keine Chance mehr haben, ihren Wunsch nach weiterem, neuem Ruhm zu befriedigen...«
    Isabella macht eine ungeduldige Handbewegung. »Das alles weiß ich wohl. Deshalb war ich ja auch geneigt, dem Abenteuer zuzustimmen. Aber Ihr selbst habt dem Hof ja eine Kalkulation vorgelegt, nicht wahr?« Sie blättert pro forma in den Papieren auf ihrem Schreibtisch. (Er weiß, dass sie alle Zahlen im Kopf hat.) »Drei Schiffe. Zwei Millionen Maravedi. Woher nehmen, Don Luis?«
    Â»Gerade das will ich Eurer Majestät ja darlegen. Die Krone selbst wird keinen Real investieren müssen.«
    Isabella zieht die dünnen Augenbrauen in die Höhe.
    Â»Im Hafen zu Palos sind die Brüder Pinzón zu einer hohen Geldstrafe wegen Schmuggels verurteilt worden, habe ich gehört. Die beiden Kapitäne haben zwei Karavellen. Man könnte diese beiden Schiffe anstelle der Buße einziehen und verlangen, dass sie von den Brüdern segelklar gemacht werden. Den Betrag für das dritte Fahrzeug inklusive aller übrigen Kosten könnte die Familie Santangel der Krone zu einem Zinssatz von vierzehn Prozent auf zwei Jahre vorschießen.«
    Die Königin lehnt sich zurück. Ihr Blick ist nachdenklich, ohne Sympathie auf den Finanzminister gerichtet.
    Â»Eure Familie tut gut daran, sich in diesen Zeiten das Wohlwollen der Krone zu bewahren«, sagt sie trocken. »Also über den Zinssatz solltet Ihr noch einmal nachdenken.«
    Santangel verbeugt sich leicht auf seinem Stuhl. Er weiß, dass harte Zeiten kommen werden für ihn, für die Seinen und für alle wie ihn. Erst voriges Jahr ist er von Torquemada vorgeladen worden, bezichtigt heimlicher Ketzerei, und nur die Intervention Ferdinands hat ihm aus der Klemme geholfen. Aber ohne die Santangels wäre der König schon lange pleite... Und diese Frau wird gnadenlos aus denen, die sie als »Feinde des Glaubens« bezeichnet, auch noch den letzten Maravedi herausholen. Er hat da etwas munkeln hören von einer neuen Verordnung - man muss sich absichern. Andere Länder hinter dem Meer - vielleicht eine Rettung!
    Isabella legt die Fingerspitzen gegeneinander. »Blieben da noch die hochmütigen Forderungen, mit denen sich Euer Mann schließlich selbst den Boden unter den Füßen weggezogen hat«, bemerkt sie. »Er ist größenwahnsinnig! Erhebung in den erblichen Adelsstand, Admiralstitel, Statthalterfunktion in allen von ihm entdeckten Ländern, ein Zehntel von allen Einnahmen - kein Mann von gesundem Verstand kann so etwas verlangen!«
    Der Minister lächelt. »Größenwahnsinnig ist er vielleicht. Aber ohne einen gewissen Wahnsinn ist kein Wagnis möglich, findet Ihr nicht auch? Und Doña Isabel - was gibt es zu verlieren? Kommt Colón nicht zurück oder ist er erfolglos, ist mein Kapital verloren. Mehr nicht. Und seine Titel und Ansprüche liegen mit ihm gemeinsam auf dem Grund des Meeres. Aber hat er tatsächlich Recht mit dem, was er vorhat - dann sollte man ihm auch seine Forderungen erfüllen, denke ich. In Gottes Namen.«
    Â»In Gottes Namen?«, wiederholt Isabella, und die Winkel ihres Schmollmunds verziehen sich
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