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Columbus

Titel: Columbus
Autoren: Waldtraut Lewin
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die er zu unterbreiten hat, endlich verstehen wird.
    Als er Santa Fè, die riesige Zeltstadt vor den Toren des eroberten Granada, endlich verlassen hatte, wieder um eine Illusion ärmer, hätte er am liebsten auf den Boden gespuckt vor Zorn und Abscheu. Nein, sie verdienten ihn nicht.
    Vier Meilen von Santa Fè entfernt liegt ein verlassener Weiler namens Pinos Puente. Dort führt eine alte römische Wasserleitung, nun als steinerne Brücke genutzt, in dreifachem Bogen über eine Schlucht.
    Der Nebel umwallt ihn. Und gerade als er auf diese Brücke reitet, hört er hinter sich jagenden Hufschlag. Ein Pferd nähert sich in vollem Galopp.
    Einen Augenblick überkommt ihn rasende Angst. Die Inquisition! Nun, da er im Zorn vom Hof geschieden ist, hat bestimmt die Königin ihre schützende Hand von ihm abgezogen, hat ihn dem furchtbaren Thomas de Torquemada zum Fraß vorgeworfen! Schließlich fand die Kommission von Salamanca, dass seine Ideen in bedenklicher Nähe zur Ketzerei standen. Keine Chance zu entfliehen, mit einem trostlos dahintrottenden Maultier. Aber eigentlich - warum sollten sie ihn hetzen? Sie finden ihn doch überall.
    Er wendet. Was bleibt ihm übrig.
    Aus den Nebelschwaden taucht der Reiter auf. Er trägt die schwarze Uniform und die hohen Reitstiefel eines Alguacil, eines königlichen Amtsdieners.
    Â»Señor Cristóbal Colón?«
    Â»Der bin ich.«
    Der Mann springt aus dem Sattel, keuchend vom schnellen Ritt. »Doña Isabel, von Gottes Gnaden Königin von Kastilien, befiehlt Euch hiermit durch mich, unverzüglich umzukehren und vor Ihrer Majestät zu erscheinen!«
    Sie holt mich zurück?
    Also nicht die Inquisition, denkt er, und in ihm steigt ein wildes Gefühl des Triumphes auf. Gott ist gerecht! -
    Â 
    Am 17. August unterschreiben die Majestäten Isabella und Ferdinand von Kastilien einen Vertrag mit Christoph Columbus, der als »Capitulaciones« in die Geschichte eingeht. Das Wort heißt zwar korrekt übersetzt »Vergleich« - aber wenn wir es genau nehmen und als »Kapitulation« bezeichnen, liegen wir gar nicht so falsch. Kapituliert haben die Majestäten vor den Forderungen des Seefahrers.
    Ein neues Kapitel der Weltgeschichte wird aufgeschlagen.

Viele Türen und kein Schlüssel
    Wer ist dieser Mann, den wir unter so vielen Namen kennen? Der im Italienischen Cristoforo Colombo genannt wird, im Portugiesischen Cristovao Colom, im Spanischen Cristobal Colón und im Lateinischen Christophorus Columbus - also wer ist Christoph Columbus, wie er gemeinhin bei uns heißt?
    Jeder kennt den Entdecker Amerikas aus dem Schulbuch. Und es ist noch nicht so lange her, dass die Welt das fünfhundertjährige Jubiläum dieses Ereignisses feierte - und meinte, längst auch das letzte Detail über den Mann herausgefunden zu haben, der dies leistete.
    Das Gegenteil ist der Fall. Wir wissen über die Person dieses Mannes überhaupt nichts. Es gibt nicht einmal ein verbürgtes Porträt von ihm. Alles, was da so durch die Vielzahl der biografischen Beschreibungen seines Lebens geistert, ist erst viel später »nachempfunden« worden.
    Wohl kaum eine bedeutende Persönlichkeit der Geschichte hat sich derartig über ihr eigenes Leben ausgeschwiegen wie dieser rätselhafte Entdecker. Und durch die wenigen Äußerungen, die es von ihm gibt, hat er die Verwirrung nur noch verstärkt. Man ist geradezu versucht anzunehmen, dass er, der Admiral Columbus, uns absichtlich in die Irre führen will. -
    Weit klaffen die Meinungen über Herkunft und Charakter, über Beweggründe und Ziele dieses Mannes auseinander, dessen hartnäckiger und besessener Wille Europa das Tor zur Neuen Welt aufgetan hat. Ich als Autorin, die immer von diesem Mann fasziniert war, fühle mich herausgefordert, die Facetten dieser schillernden Persönlichkeit aufzufinden und zu deuten, und ich will versuchen, »meinen« Columbus zu entwerfen. Es ergibt sich ein schlüssiges Bild - bei allen Unwägbarkeiten dieser rätselhaften Gestalt.
    Hier also meine Spurensuche.
    Es gibt ein Computerspiel namens »Myst«, das mich immer sehr fasziniert hat. Es ist eine ästhetisch reizvolle und anregende Reise auf der Suche nach einem Weg zu einem bestimmten Ziel. Immer wieder gerät man an geheimnisvolle Pforten, die man auf irgendeine Weise zu öffnen versuchen muss.
    Manchmal führt der Pfad
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