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Collector

Collector

Titel: Collector
Autoren: Markus Heitz
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Bauernopfer. Aber leider haben wir keine ausreichenden Beweise.«
    Faye ärgerte sich. »Keine weiteren Sanktionen?«
    »Noch ist der 20T der einzige Hersteller von exzellenter Kybernetik und spezialisierter Technologie. Vielleicht ändert sich das, wenn wir mit den Keepers reden können.« Tannmann ließ kurz aufblitzen, wie sehr es ihn drängte, auf Kris als Übersetzer zurückgreifen zu können. »Automaton Prime hat uns die Flotte überlassen, mit welcher der erste Angriff auf die VHR geflogen wurde. Die Schiffe sollen als Reparation dienen. Unsere Experten schätzen gerade den Wert der Modelle.«
    Ich nenne das Bestechung, nicht Wiedergutmachung. Faye schimpfte die VHR eine Ansammlung von gierigen Feiglingen, aber ändern würde sie nichts daran. »Gibt es eine Spur von der Cortés?«
    »Ja, in der Tat. Sie tauchte in einer Schiffswerft auf, im Ishtara-System, und hat Proviant an Bord genommen, ist jedoch sofort weitergeflogen. Ich habe sie zur Fahndung ausschreiben lassen.« Im Hintergrund erklangen mehrere Stimmen. »Übrigens, ich höre gerade: Uns wurden die übrigen Teilnehmer an der Mission des 20T, also auch die Geschwister von Mister Lyssander, überstellt. Sie können ihm sagen, dass sie nach geltendem Gesetz der VHR verurteilt werden. Und die Coalition hat nun ein Kopfgeld auf diese... Joule ausgesetzt. Mister Lyssanders Kopfgeld wurde zurückgezogen.«
    Immerhin sind ihm diese Scherereien genommen. Sie nickte.
    »Nun entschuldigen Sie mich, ich muss zu einer weiteren Sitzung. Die VHR und ihre Nationen wünschen eine intensivere Zusammenarbeit, damit bei einer neuerlichen Bedrohung nicht wieder fünfundzwanzig Jahre vergehen müssen, bis etwas geschieht. Das Zauberwort lautet gemeinsame Anstrengung. Ich wünsche Mister Lyssander das Beste.«
    »Danke.« Das Gespräch endete. Faye seufzte. Shit. Wir haben gewonnen, und ich fühle mich wie eine Verliererin.
    Es klopfte leise an die Tür.
    »Herein!«
    Eine ältere Frau in einem schicken dunkelgelben Kostüm kam herein; auf den kurzen grauen Haaren saß ein asymmetrisch geschnittenes Hütchen in Schwarz. An ihrer Jacke prangte ein Namensschild: Gudrun Frisker, Bangash Industries.
    »Guten Tag«, raunte sie, wohl um Kris nicht zu wecken. »Sie sind Miss Durrick?«
    Faye betrachtete sie argwöhnisch. Sie werden es doch nicht irgendwie geschafft haben, den Kopf meiner Schwester aus dem Interim zu bergen? Ihre Angst, als Ersatzgefäß für den Driver herhalten zu müssen, war noch nicht verschwunden. Gut, dass sie bewaffnet war. »Warum?«
    »Weil man mir sagte, dass ich Sie hier finde. Sie wurden mir als seine Vertrauensperson genannt.« Frisker nickte zum Bett. »Mister Schmidt-Kneen?«
    »Lyssander«, präzisierte sie. »Er hat seinen Namen geändert. Was möchte BaIn?«
    »Eine Schuld einlösen.« Sie verschwand auf den Flur und kam gleich darauf mit einem Mädchen in einer schwarz-weißen Schuluniform herein, dessen Ähnlichkeit zu Kris unbestreitbar war. Es war um die vier Jahre alt und schaute schüchtern zwischen den Erwachsenen hin und her. »Das ist...«
    »Soraya.« Faye ließ Kris' Hand behutsam los. Sie stand auf und ging vor dem Mädchen mit den dunklen Locken in die Hocke. »Hallo. Ich bin eine Freundin von deinem Vater. Er hat mir schon viel von dir erzählt.« Sie wusste nicht, ob dies der richtige Moment für eine Familienzusammenführung war. Der Tochter ihren bis eben unbekannten Vater unter solchen Bedingungen vorzustellen war so was von unpassend und schwer für das Kind. Einem Konzern wie BaIn war das natürlich gleich. Container verladen, Umsatz machen, fremde Kinder abliefern. Die Unterschiede bei den Verwaltungsvorgängen waren vermutlich nur marginal.
    Soraya lächelte schwach und ergriff die ihr entgegengestreckte Hand. »Hallo. Sie hat gesagt«, dabei sah sie kurz zu Frisker, »dass mein Papa jetzt auf mich aufpasst.«
    »Das stimmt auch«, schaltete sich die Konzernfrau ein. Sie hielt Faye ein Pad hin. »Würden Sie mir unterschreiben, dass ich Soraya an Sie übergeben habe?«
    War klar. »Ich bin keine Erziehungsberechtigte!« Sie sah zu Kris. Wenn du nur wach wärst. »Er müsste das machen!«
    »Kann er aber nicht, wie ich hörte.« Frisker bewegte das Pad leicht als penetrante Aufforderung.
    »Aber...«
    »Wenn Sie nicht quittieren, nehme ich sie wieder mit. Wir kümmern uns zwar sehr gern um Soraya, aber unsere Station ist weit weg. Es wird lange dauern, bis wir wieder in der Nähe sind. Und Langstreckensprünge sind für
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