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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel
Autoren: Mischa Martini
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bugsieren, der nicht verschlossen war.
    Auf einer rohen Holzbank streckte sie sich aus, um gleich danach wieder zusammenzuzucken, als ihr der Schmerz erneut wie ein Stromschlag ins rechte Bein fuhr.
    *
    Eine Stunde später, Walde und Grabbe hatten eben einen Blick in die Domschatzkammer geworfen, in der die in hellen Overalls arbeitenden Kollegen der Technik nach Spuren suchten, kam ihnen auf dem Treppenabsatz Rob entgegen, eine große Tasche mit seiner Kameraausrüstung über die Schulter gehängt.
    »Die Vermisstenmeldung von heute Morgen …« Walde fiel es schwer, sich bei dem Kollegen, den er nicht mochte, zu entschuldigen. »Ich musste wirklich dringend zu einer Besprechung.«
    »Kein Problem. Ich hab schon herausgefunden, wo der Gärtner gestern war.«
    »Ja?«
    »In der Kurie …« Robert wechselte den Gurt der Fototasche auf die andere Schulter. »Gleich hab ich’s, irgendwas mit Petrus oder so.«
    »Bist du sicher?«, fragte Grabbe. Er zog ein blaues Büchlein, auf dem der Dom abgebildet war, aus der Jackentasche und blätterte darin.
    »Die genaue Bezeichnung steht im Vernehmungsprotokoll.« Rob wechselte nochmals den Schultergurt.
    Grabbe fuhr mit dem Finger eine Seite entlang. »Moment, hier müsste es sein.«
    »Die warten auf mich.« Rob deutete zur Schatzkammer. »Bevor keine Fotos gemacht sind, kommen die nicht weiter.«
    Grabbe klappte das Buch zu. »In der Kurie Peter-und-Paul wohnt der Domkapitular Prof. Dr. Alfons Adams.«
    »Gibt’s da alte Bäume?«, fragte Walde.
    »Ich war noch nicht drin, aber gut möglich.«
    »Danke Robert, lass dich nicht aufhalten.«
    *
    »Kann es Zufall sein, dass am gleichen Tag der Gärtner verschwindet und der Hausherr Opfer eines Verbrechens wird?«, fragte Walde, während er sein Mobiltelefon aus der Tasche zog.
    Erst beim dritten Anwählen war Monikas Leitung frei. »Ich bin’s noch mal. Es sieht danach aus, dass dieser Konrad Marx, der Gärtner, von dem wir heute Morgen gesprochen haben …«
    »Ich erinnere mich«, gab Monika zurück.
    »… dass der gestern bei Adams im Kuriengarten gearbeitet hat. Das kann doch kein Zufall sein.«
     
    »Oder sollte ihm doch ein Ast auf den Kopf gefallen sein?« Walde steckte sein Telefon ein, verließ die Sakristei und wandte sich dem Domausgang zu. »Wie viel Grad hatten wir heute Nacht?«
    »Um die zwölf Grad oder etwas mehr«, antwortete Grabbe.
    »Er hat womöglich die ganze Nacht im Freien gelegen.«
    »Ein Gärtner ist das ganze Jahr über draußen, der kann was wegstecken. Vielleicht ist er an einer unversorgten Platzwunde verblutet.«
    »Das werden wir sehen.« Walde eilte in großen Schritten auf den Ausgang des Doms zu.
    Grabbe erhöhte seine Schrittfrequenz, um mit seinem Chef mithalten zu können. Vor ihnen glitt die Glastür auf.
    Walde schaute sich auf dem Domfreihof um, der weiträumig abgeriegelt worden war. An der etwa hundert Meter entfernten Einmündung der Sternstraße standen Gaffer hinter einer Absperrung. Kameras wurden gezückt. Walde erkannte seinen Freund Uli, der am Hauptmarkt die Kneipe Gerüchteküche betrieb, in der Menge.
     
    Durch die Windstraße gelangten Walde und Grabbe zum romanischen Ostchor, der von Baucontainern und blauen Klohäuschen gesäumt wurde. Rund um die sich dahinter anschließende Heiligrockkapelle türmten sich Erdhügel auf.
    Zwischen den hohen Mauern der Predigerstraße hatte die Sonne noch keine Chance gehabt, den Regen der letzten Nacht wegzutrocknen. Links von einem großen Holztor markierte ein Bogen aus roten Sandsteinen im hell verputzten Mauerwerk, dass sich hier einmal eine Pforte befunden hatte. An einer niedrigen Holztür mit dicken Eisenbeschlägen und einem Klingelknopf ohne Schild blieben sie stehen.
    »Das müsste die Kurie Peter-und-Paul sein.« Grabbe drehte das aufgeschlagene Büchlein mit der Karte des Dombezirks.
    Walde drückte den Knopf. Es war kein Klingelton zu hören. Nach einer Weile drückte er nochmals die Klingel und pochte schließlich an die Tür. Nichts regte sich.
    Er trat einen Schritt auf die Gasse zurück und betrachtete die üppig bewachsene Mauer und den darunter überstehenden, schräg ins Gemäuer führenden Stützstein.
    »Du willst doch nicht etwa?« Grabbe folgte Waldes Blick.
    »Wir müssen da rein.«
    »Wir haben keinen Durchsuchungsbefehl«, gab Grabbe zu bedenken. »Außerdem ist das hier eine Domkurie, da klettert man nicht einfach so …«
    »Stell dich bitte mal hier hin«, Walde bugsierte seinen Kollegen mit dem
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