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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Autoren: Paul Preuss
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verrät hier Geheimnisse, derentwegen sie Leute umgebracht haben.«
    »Vermutlich hat der Kerl irgendeine arme enttäuschte, reumütige Seele in seinen Klauen, die nur zu bereit ist, alles auszuplaudern. Wer immer es auch sein mag, er wird einen besseren Beichtvater brauchen.«
    »Niemand, der nicht wenigstens den Rang eines Ordensmitglieds hat oder einer der Ältesten ist, hätte Linda mit dem WISSEN in Verbindung bringen können.« Man merkte ihrer Stimme an, daß sie Angst hatte.
    Die Titelsequenz wurde ausgeblendet. Die letzte Episode begann.
    Sir Randolph Mays war ein vormals umstrittener Historiker aus Cambridge, der seinen Titel nicht seiner Forschung verdankte, sondern seiner verschwenderischen Wohltätigkeit, da er einen guten Teil seiner Erbschaft seinem College vermacht hatte. Er war bei seinen Studenten beliebt und über Nacht durch seine 13-teilige BBC-Serie ›Auf der Suche nach dem Ursprung der Menschheit‹ ein Star geworden. Mays wirkte an den weltweit verstreuten Orten seiner Show wie der Jäger einer schwer zu fassenden Beute. Mit seinen langen, cordbekleideten Beinen schritt er neben den Säulen von Karnak einher, stieg die endlosen Stufen von Calakmul hinauf oder durchwanderte das verwirrende Durcheinander von Catal Hüyük. Das alles ergab einen wunderbaren Reisebericht, der noch mit intellektuellen Sprüchen garniert wurde.
    Mays selbst nahm sich naturgemäß sehr ernst; er war alles andere als nicht eingebildet. Wie vor ihm Arnold Toynbee und Oswald Spengler hatte er die gesamte Geschichte der Menschheit auf ein immer wiederkehrendes, vorhersehbares Muster reduziert. Genau wie seine Vorläufer war er der Ansicht, die Bestandteile dieses Musters seien die Gesellschaften selbst mit ihren eigenen Kreisläufen aus Geburt, Wachstum und Tod, ganz ähnlich einem lebendigen Organismus. Und genau wie diese Organismen – wenn auch eher durch den raschen kulturellen Wandel als durch träge biologische Anpassung – entwickelten sie die Gesellschaften, wie er behauptete. In welche Richtung die Entwicklung der Menschheit wies, das überließ er dem Zuschauer als eine Art Hausaufgabe.
    Historische und ethnographische Einrichtungen griffen ihn wegen seiner primitiven Vorstellungen, seiner zweifelhaften Interpretationen der Tatsachen und seiner lockeren. Handhabung von Begriffen an (Was unterscheidet eine Gesellschaft von einer anderen? Warum bildeten seiner Meinung nach Juden überall dort eine Gemeinschaft, wo sie lebten, aber nicht etwa die im Exil lebenden Ungarn?). Aber ein Dutzend herausragender Gelehrter, die sich etwas in ihre Bärte murmelten, reichten eben nicht, um die öffentliche Begeisterung abklingen zu lassen. Randolph Mays besaß etwas, das wichtiger war als akademische Anerkennung; er wußte, wie man ein Publikum in seinen Bann zog.
    Die erste Serie wurde unzählige Male wiederholt und erreichte als Videoclip hervorragende Verkaufszahlen. Also bat die BBC ihn um eine zweite. Mays kam der Bitte nach und schlug ›Overmind‹ vor.
    Dieser Vorschlag verschlug zunächst einmal sogar den Sponsoren der BBC ein wenig den Atem, denn hierin behauptete Mays, der Aufstieg und Niedergang von Zivilisationen sei nicht etwa auf zufällige Evolution zurückzuführen. Seiner Ansicht nach hatte eine überlegene Intelligenz diesen Vorgang gesteuert, eine Intelligenz, die nicht notwendigerweise menschlich sein mußte und die auf der Erde durch einen uralten, äußerst geheimnisumwitterten Kult vertreten wurde.
    Das erste Dutzend der Folgen von ›Overmind‹ zog zum Beweis für die Existenz dieses Kultes uralte Glyphen, Schnitzereien und Papyrusrollen heran, dazu die Ausrichtung alter Gebäude und die Erzählungen aus uralten Mythen. Die Story war nicht schlecht, sie überzeugte jeden, der bereit war, an sie zu glauben. Und sogar wer nicht daran glaubte, fühlte sich amüsant und gut unterhalten.
    Wie Mays wußte und seine ungeheure Zuschauerschaft herausfinden sollte, ging die heutige Sendung weit über uralte Texte und Kunstgegenstände hinaus. Sie versetzte die GROSSE VERSCHWÖRUNG in die Gegenwart.
    Aber Randolph Mays wußte, wie man eine solche Geschichte am geschicktesten aufzog. Seine Zuschauer waren gezwungen, erst eine geschlagene Stunde der Zusammenfassung über sich ergehen zu lassen, in der Mays noch einmal alle Beweisstücke der vorausgegangenen Wochen anführte. Dabei setzte er die selben Orte und Wiederholungen von Teilen aus seinen früheren Folgen sehr sparsam ein – nur einem Skeptiker fiel
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