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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Autoren: Paul Preuss
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Annäherungsvorgang eindeutig. Weil Sie sind, wer Sie sind, können Sie aber nie das, was Sie von der Welt und von sich selbst wissen, ganz von der Art und Weise lösen, wie Sie zu diesen Erkenntnissen gekommen sind.«
    »Ich bin kein Phänomenologe.«
    »Nein. Und ich wollte auch nicht andeuten, es gäbe keine Wahrheit, nur weil Sie ein menschliches und kein elektronisches Gehirn besitzen. Oder daß das Universum nicht im Einklang mit sich selbst steht, oder daß es unabhängig von Ihrer Wahrnehmung existiert. Ich meine nur, es ist zweifelhaft, ob Sie oder sonst jemand – ohne die Hilfe von mir oder einem anderen Therapeuten oder Lehrer – sich von Ihren nicht bewährten, kulturell erworbenen Verhaltensmustern befreien können.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich denke schon. Es gehört zu meiner Arbeit, Ihnen dabei zu helfen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Und sich darüber bewußt zu werden, wer Sie sind, Linda-Ellen-Sparta.«
    »Das versuchen wir nun schon ein ganzes Jahr.«
    »Ich kann Ihnen auch nicht verdenken, daß Sie ungeduldig werden.«
    »Man hat mir dieses Zeug aus dem Bauch geschnitten. Schön – wozu brauche ich auch einen Empfänger in meinem Bauch? Und was mein Sehvermögen anbetrifft, das habe ich ganz alleine mit Striaphan zerstört. Aber diese Dinge hatten eigentlich nichts mit mir zu tun. Ich fühle mich stark, und ich fühle mich gut. Besser als je zuvor. Aber wenn es darum geht, eine Bedeutung zu finden, ein ganz persönliches Ziel, über das nur ich allein entscheide – welche Fortschritte habe ich denn dann gemacht?«
    »Daß Sie sich vollständig von ihrer Striaphanabhängigkeit erholt haben, ist schon ein Fortschritt, glaube ich.«
    »Gestern bin ich an den Klippen spazierengegangen, dabei fiel mir ein, wie einer der Jungen bei SPARTA im Sommer in den Catskillbergen herumgeklettert ist. Das Granitgestein unter ihm gab nach, er stürzte ab und war tot. Einfach so. Und ich dachte, wenn mir das jetzt passierte, ich … ich, ach, schon gut. Mir wäre es einfach egal. Es gibt nichts mehr zu tun, alles ist schon getan.«
    »Vermissen Sie Blake?«
    Sparta nickte. Wieder bildeten sich Tränen in ihren Augen.
    Linda sprach leise weiter. »Vielleicht gibt es etwas, was Sie ganz aus eigenem Antrieb tun müssen.«
    Sparta betrachtete das Ebenbild ihres jüngeren Selbst, das auf der anderen Seite des Zimmers so ruhig und gelassen in der Frühlingssonne saß. Widerwillig kam ihr ein schiefes Lächeln über die Lippen. »Bei dem Punkt landen wir auch immer.«
    »Welchem Punkt?«
    »Sollten wir nicht endlich einmal an den Punkt gelangen, an dem Sie mir sagen, ich soll über meine Mutter sprechen?«
    »Daß ich das Wort sollen jemals in den Mund genommen habe, möchte ich bezweifeln.«
    »Fünf Jahre lang hat sie mich in dem Glauben gelassen, sie sei tot. Sie hat versucht, meinem Vater auszureden, mir die Wahrheit zu erzählen«, sagte Sparta verärgert. »Sie hat diesen Leuten die Erlaubnis dazu gegeben.«
    »Ihre Abneigung, sich mit ihr auseinanderzusetzen, ist nicht schwer zu verstehen.«
    »Aber Sie sind überzeugt, ich sollte es tun. Ob Sie nun das Wort gebrauchen oder nicht.«
    »Nein.« Linda schüttelte den Kopf. Ihre braunen Haare glänzten im Sonnenlicht. »Es wäre ein Anfang. Aber nur einer von vielen.« Die beiden Frauen sahen sich gegenseitig ohne jede Regung an, bis Linda sagte: »Wollen Sie wirklich schon gehen? Es ist doch noch früh.«
    Sparta atmete einmal tief durch und setzte sich. Nach einer Weile des Schweigens setzten sie ihre Unterhaltung fort.

2
    In der Umgebung des Planeten und im gesamten Sonnensystem versammelten sich hundert Millionen Menschen vor ihren Bildschirmen. Aber nur in Großbritannien konnte man die letzte Episode aus ›Overmind‹ um acht Uhr abends empfangen. Andere, die beschlossen hatten, nicht auf die Übertragung durch einen Lokalsender zu einer günstigeren Zeit zu warten, hantierten mit ihren Satellitenantennen herum, während ihre Uhren blinkend 3.22 morgens oder 11.43 nachts anzeigten oder wie groß der zeitliche Abstand vom Sendeort London auch immer sein mochte.
    An der Ostküste Nordamerikas war es beinahe drei Uhr an einem abwechselnd heiteren und regnerischen Nachmittag, an dem die Sonne immer wieder hinter Wolken verschwunden war. Ein großer Mann in einem schwarzen Ledermantel trat auf die Veranda eines Steinhauses im Wald. Er klopfte an die Tür.
    Eine Frau im Wollrock und Lederstiefeln öffnete. »Kommen Sie herein,
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