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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Autoren: Paul Preuss
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»Musik auf. Titel abrollen«, und der Redakteur mußte lachen. Musik erklang. Die üblichen Anfangstitel und Danksagungen huschten über den Bildschirm und wurden über frühere Episoden von ›Overmind‹ gelegt.
    Die beiden Männer erhoben sich. Der Redakteur streckte sich, um seine Arme zu entspannen. »Ihr Timing war auf die Zehntelsekunde genau, Sir«, sagte er voller Zufriedenheit. »Ich bringe das hier jetzt zur Endabnahme. In siebzehn Minuten sind wir auf Sendung. Wollen Sie aus dem Schneideraum zusehen?«
    »Nein, ich fürchte, ich habe schon einen anderen Termin«, sagte Mays. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Damit verließ er die Gänge des Sendehauses und schritt wieder hinaus in den verregneten Abend, ohne auch nur ein weiteres Wort mit jemandem zu sprechen.

TEIL
1
SHORELESS OCEAN

1
    Etwas früher am gleichen Tag, auf einem anderen Kontinent …
    »Sie sind nicht sicher, ob Sie menschlich sind«, sagte die junge Frau. Sie saß auf einem lackierten Stuhl aus Kiefernholz. Sie hatte ein ovales Gesicht, in dem die Brauen wie breite Tintenstriche über den braunen Augen wirkten.
    Ihre zartrosa Lippen wirkten unschuldig und natürlich. Ihr langes braunes Haar reichte ihr bis zur Schulter. »Ich glaube, da hatten wir das letzte Mal aufgehört.«
    »Hören wir da nicht immer auf?« Sparta verzog den Mund zu einem matten Lächeln.
    »Das ist sicher die Frage, die Sie beantwortet haben möchten. Und bis es soweit ist – oder Sie eine andere, wichtigere finden –, werden wir wohl immer wieder darauf zurückkommen müssen.«
    Bis auf die beiden Stühle, auf denen die Frauen sich in gegenüberliegenden Ecken des Zimmers gegenübersaßen, gab es im Zimmer keine Möbel. An den beige gestrichenen Wänden hingen keine Bilder und auf den Holzdielen lagen keine Teppiche. Irgendwann in der Nacht hatte der Regen aufgehört. Die Morgenluft duftete nach den grünen Wäldern und das Sonnenlicht, das durch die offenen Fensterflügel fiel, fühlte sich warm an.
    Sparta drehte den Kopf, um aus dem einzigen Fenster zu schauen. »Man hat mich so umgestaltet, daß ich Dinge höre, die sonst kein normaler Mensch hören kann. Ich sehe Dinge, die kein normaler Mensch sehen kann, ich kann analysieren, was ich rieche und schmecke. Außerdem kann ich schneller rechnen, als jeder andere Mensch und mich an jeden elektronischen Computer anschließen. Man hat mir sogar die Fähigkeit verliehen, mich im Mikrowellenbereich zu verständigen. Und das nennen Sie menschlich?«
    »Sind die Tauben menschlich? Die Blinden? Wann hört der Mensch auf, ein Vierbeiner zu sein? Liegt das in seiner Wirbelsäule begründet, oder hört es auf, wenn seine Räder den Boden berühren? Werden solche Menschen durch ihre Prothesen entmenschlicht?«
    »Bei meiner Geburt war ich perfekt.«
    »Meinen Glückwunsch.«
    Spartas blasse Haut bekam etwas Farbe. »Sie wissen bereits alles, was ich weiß und noch viel mehr. Warum ist diese Frage für Sie so schwierig?«
    »Weil nur Sie sie beantworten können. Kennen Sie diese Zeilen?
     
    Sei still, warte ganz ohne Hoffnung
    Denn wer hofft, hofft immer auf das Falsche
    Warte, ohne zu lieben
    Denn wer liebt, liebt immer das Falsche …
    Warte, ohne zu denken, denn für einen Gedanken bist Du
    noch nicht bereit …«
     
    Die Zeilen des Gedichts erweckten Trotz in Sparta, aber sie sagte nichts.
    »Sie haben versucht, sich über Ihre Gedanken zu einer Antwort vorzutasten«, sagte Linda. »Oder über Ihre Gefühle, was unter den gegebenen Umständen auch nicht besser ist. Was sind Gefühle und Gedanken ohne Worte? Die Antwort auf Ihre Frage läßt sich nicht von Gefühlen oder Gedanken ableiten. Sie kommt, wenn es soweit ist. Aus der Geschichte. Aus der Welt.«
    »Wenn überhaupt.«
    »Die Frage ist so gut wie jede andere. Aber Sie haben recht, vielleicht verlieren Sie auch das Interesse an ihr.«
    Sparta wischte ein nicht vorhandenes Staubkorn vom Knie ihrer Hose. »Reden wir über etwas anderes.«
    »So schnell geben Sie auf?« Linda mußte lachen. Es war ein Jungmädchenlachen und paßte zu der Siebzehnjährigen, die sie darstellte.
    »In Wirklichkeit geht es nicht nur darum, wie mehr oder weniger menschlich ich bin. Letzte Nacht habe ich wieder geträumt.«
    »Ja?« Linda blieb ruhig und voller Erwartung sitzen. »Erzählen Sie mir Ihren Traum.«
    »Letzte Nacht träumte ich, ich sei ein Delphin, der tief unter dem Meer dahinrast. Das Licht war sehr blau, und mir war gleichzeitig kühl und warm. Ich war glücklich, ohne
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