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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
Autoren: Paul Preuss
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darstellte, aber im Verlauf der nächsten Woche machte er eine Entdeckung, die das mittelalterliche Bild des Universums zerstörte. In diesem Weltbild drehte sich alles – auch die Sonne und der Mond – um die Erde im Mittelpunkt. Der Jupiter jedoch wies vier helle Punkte auf, die sich um ihn drehten. Die Erde war also nicht der einzige Planet, der einen Mond hatte. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte der Jupiter nicht nur einen, sondern vier Begleiter. Kein Wunder, daß einige von Galileos unnachgiebigeren Kollegen sich weigerten, einen Blick durch dieses Werk des Teufels zu werfen. Außerdem, so argumentierten sie, seien die Satelliten des Jupiters so winzig, daß sie keine Rolle spielten, also zum Teufel mit ihnen …
    Bis ins 19. Jahrhundert blieben die vier ›galileischen Monde‹ – Io, Europa, Ganymede und Callisto – selbst durch die stärksten Teleskope betrachtet nicht mehr als ein paar nichtssagende Punkte. Ihre gleichförmigen Bewegungen (die Umlaufzeiten schwanken von 42 Stunden für Io bis zu 17 Tagen für Callisto) um ihren riesigen Meister machten sie für viele Generationen von Amateur- oder Berufsastronomen zur ständigen Quelle der Freude. Mit einem guten Feldstecher – der allerdings fest verankert sein muß – kann man ohne Mühe beobachten, wie sie über der Äquatorebene des Jupiter hin- und herschwingen. Gewöhnlich kann man drei oder vier von ihnen erkennen, ganz selten jedoch scheint der Jupiter so mondlos zu sein, wie es Galileos Gegner gerne gesehen hätten, denn dann werden alle vier Satelliten von dem Planeten verdeckt, oder sie überqueren unerkannt seine Vorderseite.
    Vor dem Zeitalter der Raumfahrt hatte man keinen Grund anzunehmen, die vier galileischen Satelliten unterscheiden sich sehr von unserem eigenen Mond – einer luftlosen, mit Kratern überzogenen Wüste, in der sich außer den von der fernen Sonne gezeichneten Schatten nie etwas bewegte. Für den am weitesten außen stehenden Satelliten, Callisto, traf dies tatsächlich auch zu: er ist so sehr von Kratern aller Größen übersät, daß dort praktisch kein Platz für weitere ist.
    Das war so ungefähr das einzige erwartete Ergebnis der Voyager-Mission von 1979, die ohne Zweifel die erfolgreichste in der Geschichte der Weltraumforschung war. Denn es stellte sich heraus, daß die drei inneren Monde sich vollkommen von Callisto – und voneinander – unterschieden. Io ist mit Vulkanen übersät – die ersten aktiven, die man außerhalb der Erde entdeckt hat – ; sie stoßen Schwefeldämpfe Hunderte von Kilometern weit ins All. Europa besteht von Pol zu Pol aus gefrorenem Packeis, das von einem feinen Flechtwerk aus gebrochenen Schollen überzogen ist. Und Ganymede – größer als Merkur und kaum kleiner als der Mars – ist der bizarrste von allen. Ein großer Teil seiner Oberfläche sieht aus, als hätten riesige Kämme dort eine Reihe von Rillen hinterlassen, die sich über Tausende von Kilometern hinziehen. Außerdem gibt es merkwürdige Gruben, aus denen Spuren führen, die von Schnecken in der Größe des Olympiastadium stammen könnten.
    Die Voyager-Raumsonden entdeckten außerdem, daß der Jupiter nicht nur planetengroße Monde hat, sondern auch über saturnähnliche Ringe verfügt – wenn sie auch erheblich weniger spektakulär sind – und über wenigstens noch ein Dutzend kleinerer Satelliten. Wie es sich für einen solchen Riesen geziemt, ist er ein eigenes, kleines Sonnensystem, dessen Erforschung vielleicht viele Jahrhunderte dauern wird.
    Die Kurzgeschichte Jupiter V, die als Quelle für diesen Roman diente, spielt auf einem Satelliten, der von dem scharfäugigen Astronomen E. E. Barnard bereits im Jahre 1892 entdeckt worden war. Lange hielt man Jupiter V, der jetzt den offiziellen Namen Amalthea trägt, für den Mond, der dem Jupiter am nächsten steht. Voyager jedoch entdeckte noch kleinere und nähere Satelliten. Möglicherweise gibt es noch Hunderte oder Tausende von ihnen. Eines Tages werden wir die Frage zu beantworten haben: ›Wie klein kann ein Felsbrocken sein, der sich Mond nennen darf?‹
    Jupiter V wurde 1951 geschrieben und später in der Sammlung Reach for Tomorrow (1956) veröffentlicht. Es ist eine der wenigen Geschichten, deren Entstehung ich genau zurückverfolgen kann. Die erste Anregung (auf die ich ausdrücklich in der Originalversion eingegangen bin) lieferte Chesley Bonestells wundervolle Serie astronomischer Gemälde in einem Artikel im Life Magazin aus dem Jahre 1944:
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