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Codename - Cobra

Codename - Cobra

Titel: Codename - Cobra
Autoren: Marco Sonnleitner
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Schrottplatz des ›Gebrauchtwarencenters‹ von Titus Jonas stand, dem Onkel von Justus. Aber dieser Anhänger beherbergte so ziemlich alles, was eine florierende Detektivfirma benötigte. Ein Telefon mit Faxanschluss, ein Anrufbeantworter, ein Kopierer und sogar eine Dunkelkammer sowie ein kleines Labor fanden sich in dem Wohnwagen – und eben jene Dutzende von Ordnern, Hunderte von Zeitschriften und Zeitungen und wohl Tausende von Zetteln, die alle mal wieder durchforstet und aussortiert sein wollten. Und zu guter Letzt gab es da noch den Computer mit Internetzugang, der Justus vorhin so schamlos hintergangen hatte.
    Natürlich bestritt der Erste Detektiv aufs Heftigste die ersten Vermutungen seiner Freunde, dass er nämlich vielleicht in den Innereien der Software herumgedoktert hätte (»Quatsch, Bob, würd ich nie machen!«) oder sogar mal der Systemkonfiguration einen Besuch abgestattet hätte (»Unsinn, Peter, wo denkst du hin?«). Nein, der Computer würde spinnen, meinte Justus voller Überzeugung, einfach so.
    »Da hat irgendjemand dran rumgeschraubt, der absolut keine Ahnung von der Materie hat«, war allerdings das Erste, was dem Computerexperten auffiel, als er nach weiteren zehn Minuten endlich angekommen war und sich die Sache einmal flüchtig angeschaut hatte. »Hier hat jemand in der Registry kräftig herumgepfuscht und alles Mögliche verstellt!«
    Der junge Mann, dem die langen Haare zottelig ins Gesicht hingen, drehte sich zu den drei ??? um und sah sie vorwurfsvoll an. »Das ist kein Kinderspielzeug, meine Herren! Wer sich damit nicht auskennt, sollte die Finger davon lassen!«
    Langsam, ganz langsam wandten sich Peter und Bob zu Justus um und blickten ihm vielsagend und äußerst süßlich lächelnd ins Gesicht.
    »Würd ich nie machen«, säuselte Bob.
    »Wo denkst du hin?«, flötete Peter.
    Justus schwieg und wich ihren Blicken unsicher aus. Dann räusperte er sich künstlich. »Ähm, also, ich ... ich dachte«, stammelte er schließlich mit hochrotem Kopf, »ich dachte, wenn ich da – also wenn ich hier in der Systemkonfigu ...«
    Peter und Bob verdrehten die Augen und wandten sich laut stöhnend von ihrem Freund ab, um ihn seinem Schicksal zu überlassen. Der letzte Funke Mitleid erstarb jäh in ihnen und beide hofften insgeheim, dass der Computerexperte Justus in seinem tiefen, tiefen Loch sitzen lassen würde, wo er schrecklichste Höllenqualen erleiden sollte. Schließlich hätte Justus’ Herumpfuscherei auch den ganzen Computer ins technische Nirwana befördern können und nicht nur seine eigenen Daten. Und das wäre für ihr Unternehmen ein herber Rückschlag gewesen. Denn Bob hatte als Archivar alles über die mehr als hundert Fälle, die sie bis jetzt gelöst hatten, dort drin zusammengetragen. Stunden über Stunden von Arbeit wären so dahin gewesen – ganz zu schweigen von den kriminologischen Erkenntnissen und Fakten, die dann vielleicht für immer verloren gewesen wären.
    Aber der Experte tat ihnen diesen Gefallen nicht. Er rettete Justus. Und er tat noch mehr als das. Denn natürlich wollte Justus wissen, was denn jetzt eigentlich passiert war, als er vorhin auf die Escape-Taste gedrückt hatte und auf einmal ein Laufwerk weniger auf der Festplatte war. Neugierig kitzelte er dem Computerspezialisten immer mehr Einzelheiten über die digitalen Innereien des Rechners heraus, und der zottelige Programmierer zeigte sich auch zunehmend glücklich darüber. Endlich hatte er einen neuen Software-Jünger gefunden, den er in seine Geheimnisse einweihen konnte.
    »Wahrscheinlich kann unser Computer jetzt bald Wäsche waschen, Autos reparieren und Milchshakes quirlen«, spottete Peter, so dass es nur Bob hören konnte.
    Bob ließ verächtlich Luft entweichen. »Oder er fällt eines Tages über uns her und macht uns alle zu seinen Cybersklaven.«
    Eine Weile hörten die beiden dem unverständlichen Kauderwelsch noch zu, in dem sich Justus und der mittlerweile heiß gelaufene PC-Guru unterhielten, dann wandten sie sich wieder ihren Zeitschriften zu. Beiden war klar, dass sie in diese Sphären der elektronischen Datenverarbeitung nie vordringen würden – und wollten. Das war, wie sie sich neidlos eingestanden, nur etwas für ihr Superhirn Justus Jonas.
    Nach etwa einer halben Stunde verließ Mikey, so hieß der geschwätzige Computerengel, die Zentrale. Beim Hinausgehen warf er Peter und Bob noch einen mitleidigen Blick zu, der deutlich zum Ausdruck brachte, was er von Leuten hielt,
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